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Deutschland-Aktienfondsmanager über den Dax „Der Wachstumsmarkt IT ist im Dax unterrepräsentiert“

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„Hände weg vom Dax“ - mit dieser Aussage fasste ein Stratege der Société Générale vergangene Woche die Reaktion seines Hauses auf die Probleme des deutschen Leitindex im US-Fernsehen zusammen. Können Sie internationale Investoren verstehen, die nach den jüngsten Ereignissen die Nase voll haben und sich vom Dax abwenden? 

Ronge: Eine komplette Ablehnung des Dax und der darin enthaltenen Titel erscheint bei allen Problemen doch ziemlich überzogen. Man sollte aber, wenn man in den deutschen Markt investieren möchte, nicht blind auf den Dax setzen, sondern überlegen, ob nicht einer der breiteren deutschen Aktienindizes das gewünschte Anlageziel eher erreicht. Mit der Konzentration auf die größten 30 Standardwerte lässt man schließlich alle Chancen links liegen, die in den wachstumsstarken und innovativen Unternehmen der zweiten und dritten Reihe schlummern. Unter diesem Gesichtspunkt wäre zumindest eine Aufteilung der Investitionssumme auf verschiedene deutsche Indizes vernünftig. 

Die aktuellen  -vermeintlichen - Schwächen des Dax (starke Autoindustrie, Exportlastigkeit) waren lange Zeit seine Stärken und verhalfen ihm zu einem Bewertungsaufschlag gegenüber anderen Länderindizes. Droht sich dieser Bewertungsaufschlag in den kommenden Jahren in einen Bewertungsabschlag zu verwandeln?

Ronge: Dies ist ein denkbares Szenario, wir rechnen aber nicht mit einem nachhaltigen Niedergang des Gütesiegels „Made in Germany“. Deutschland ist und bleibt eine Exportnation, und es wird auch immer wieder Zeiten geben, in denen gerade die etwas einseitige Ausrichtung zu einer vergleichsweise hohen Performance des Dax führt. In jedem Fall erwarten wir aber eine anhaltend hohe Volatilität des Dax. Diese Schwankungsbreite, und somit auch das Risiko vorübergehender Verlustphasen, sollte von den Anlegern nach unserer Meinung ohnehin stärker beachtet werden als kurzfristige Performance-Vergleiche. 

Millionen deutsche Sparer setzen bei ihrer Altersvorsorge unter anderem auf die Wertentwicklung des Dax. Wird der Dax dieser Rolle als langfristiges Basisinvestment weiterhin gerecht?

Ronge: Tatsächlich setzen die meisten Privatanleger doch vor allem auf festverzinsliche Anlagen, und gerade im Bereich der Rentenmärkte werden die mit einer möglichen Zinswende verbundenen Risiken vom Sparer chronisch unterschätzt. Der Dax bleibt natürlich ein sinnvolles Investment, wenn man sich als passiver Anleger am deutschen Aktienmarkt engagieren möchte. Alleine und ausschließlich auf den Dax zu setzen erhöht aber unnötig die Risiken, die mit jeder Aktienanlage verbunden sind.