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Aktualisiert am 19.09.2016 - 11:48 Uhrin FondsLesedauer: 8 Minuten

Deutschland-Chef von BNY Mellon im Interview „Wir sind klarer Profiteur der Niedrigzins-Phase“

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Würden Sie Ihr Haus als Nettoprofiteur der Niedrigzins-Phase betrachten? Bitte begründen Sie.

Wolf: Ganz klar, ja. BNY Mellon hat – neben verschiedenen flexiblen Rentenfonds mit ansehnlichem Track-Record – auch exzellente Multi-Asset-Fonds im Angebot. Im Bereich der Dividendenstrategien, die von Anlegern häufig als Substitut für Rentenfonds gewählt werden, haben wir mit dem BNY Mellon Global Income Fonds ein Top-Produkt, das regelmäßig die vergleichbaren bekannten Produkte dieser Produktfamilie in Deutschland sogar outperformed.

Quo vadis Aktienfonds: Der oft unter dem Titel „Große Rotation“ vorhergesagte starke Shift von Anleihen in Aktien ist bisher ausgeblieben. Wundert Sie das?

Wolf: Da ich eine gewisse Zeit im Ausland verbracht habe und somit einen Vergleich ziehen kann, wundert mich das leider überhaupt nicht. Wir haben in Deutschland keine ausgeprägte Aktienkultur, wie in anderen europäischen und angelsächsischen Ländern. Die Gründe hierfür sind hinlänglich bekannt und das Ergebnis führt zu einem ‚falschen‘ Spar- und Vorsorgeverhalten der Bevölkerung in Deutschland.

Ist der Sturm auf Aktien nur verschoben?

Wolf:
Ich hoffe ja. Meines Erachtens wird die (Anlage-)Not so groß werden, dass die Investoren sich nachhaltig mit dem Thema Aktienfonds auseinandersetzen müssen. Vor allem wenn man beachtet, dass einige Aktienfonds eine ähnliche, zum Teil niedrigere Volatilität als manch ein Rentenfonds aufzeigen.

Nicht einmal 15 Prozent der Deutschen im Alter von über 14 Jahren besitzen Aktien oder Aktienfonds. Worauf führen Sie das zurück? Und wie müssen die Vertriebsansätze der Fondsbranche angepasst werden, um diesen Zustand zu ändern?

Wolf: In Deutschland fehlt schlichtweg die Aktienkultur. Bedenken Sie nur, wenn Sie die Schule verlassen, können Sie englische Gedichte des ausgehenden 18. Jahrhunderts interpretieren. Sie kennen aber nicht den Unterschied zwischen einer Anleihe und einer Aktie. Die Fondsgesellschaften sollten hier mehr Verantwortung übernehmen. Wir können zum Beispiel versuchen, mit sehr bildhaften und leicht verständlichen Materialien breite Teile der Bevölkerung an das Thema heranzuführen. Hier gibt es bereits erste Tendenzen auch von lokalen Häusern.