Merger-Experte Felix Engelhardt
Wie Deutschland der Weg aus der Krise gelingt
Felix Engelhardt ist Gründer und CEO des Beratungsunternehmens Zumera. Foto: Zumera / Canva
Die aktuelle politische Lage in Deutschland schadet massiv der Wirtschaft, sagt Felix Engelhardt. In seinem Beitrag erklärt er, wie die dringend benötigte Trendwende gelingen kann.
Stimmenzuwächse bei populistischen Parteien, eine Bundesregierung ohne Mehrheit, die Wirtschaft in der Krise: Die aktuelle politische Lage in Deutschland erinnert nicht nur an Weimarer Verhältnisse, sie schadet auch massiv dem Mittelstand. Denn die fehlende Verlässlichkeit der Politik entmutigt Unternehmerinnen und Unternehmen und bremst Investitionen. Das Land braucht dringend einen Neustart.
Seit fast zwei Jahren steckt die deutsche Wirtschaft in einer Stagnation fest. Zwar ist das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt überraschend um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Aber ein Aufschwung ist das noch nicht. Und Prognosen legen nahe, dass dies nur ein unerwarteter Ausreißer nach oben sein könnte. Doch nicht nur die wirtschaftlichen Kennzahlen sind negativ – auch die Zufriedenheit der Menschen und Unternehmen hierzulande befindet sich auf einem Tiefpunkt. Anstatt gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, überboten sich die Parteien der Ampel-Koalition zuletzt mit Wirtschaftsgipfeln und Ankündigungen. Dass die rot-grüne Rumpf-Regierung nun ohne Mehrheit bis ins Frühjahr weiterregieren will, verschlimmert das Ganze noch.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Stimmenzuwächse bei populistischen Parteien, eine Bundesregierung ohne Mehrheit, die Wirtschaft in der Krise: Die aktuelle politische Lage in Deutschland erinnert nicht nur an Weimarer Verhältnisse, sie schadet auch massiv dem Mittelstand. Denn die fehlende Verlässlichkeit der Politik entmutigt Unternehmerinnen und Unternehmen und bremst Investitionen. Das Land braucht dringend einen Neustart.
Seit fast zwei Jahren steckt die deutsche Wirtschaft in einer Stagnation fest. Zwar ist das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt überraschend um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Aber ein Aufschwung ist das noch nicht. Und Prognosen legen nahe, dass dies nur ein unerwarteter Ausreißer nach oben sein könnte. Doch nicht nur die wirtschaftlichen Kennzahlen sind negativ – auch die Zufriedenheit der Menschen und Unternehmen hierzulande befindet sich auf einem Tiefpunkt. Anstatt gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, überboten sich die Parteien der Ampel-Koalition zuletzt mit Wirtschaftsgipfeln und Ankündigungen. Dass die rot-grüne Rumpf-Regierung nun ohne Mehrheit bis ins Frühjahr weiterregieren will, verschlimmert das Ganze noch.
Politiker müssen wieder klare, konsistente Positionen vertreten
Die Lage in Deutschland ist alarmierend – und manifestiert sich auf der einen Seite im Erstarken von populistischen Parteien. Die jüngsten Wahlergebnisse auf Länderebene spiegeln eine Kombination aus Protest und dem Verlust des Vertrauens in die politischen Institutionen wider. Es erodiert die Mitte, weil viele Bürgerinnen und Bürger das Gefühl haben, dass ihre Sorgen nicht ernst genommen werden.
Statt kurzfristig Stimmen hinterherzujagen, müssen Politikerinnen und Politiker wieder klare, konsistente Positionen vertreten. Auch die wirtschaftlichen Perspektiven der Menschen müssen verbessert werden, um gesellschaftliche Spannungen zu reduzieren. Viele Personen werden nicht mehr ernst genommen, da alle nur noch mit dem Strom schwimmen. Die Menschen sehnen sich nach authentischen Führungskräften – im Beruf wie in der Politik!
Auf der anderen Seite belastet die politische Situation das wirtschaftliche Klima zusätzlich. Die Bundesregierung ist auf Abruf. Um die letzten Vorhaben noch umzusetzen, ist sie auf Unterstützung der Opposition angewiesen. Das wiederum führt zu langwierigen Verhandlungen und erfordert Entgegenkommen. Deutschland wird zur „Lame Duck“, die dringende Entscheidungen nicht mehr umsetzen kann. All das verschlechtert zusätzlich die ohnehin schon negativen Rahmenbedingungen für unternehmerische Entscheidungen.
Es braucht Maßnahmen, die wirklich was bewegen
Um den Stillstand im Land zu überwinden und den Unternehmen neue Perspektiven zu eröffnen, braucht es eine Regierung mit einer klaren Linie, die dem Wirtschaftswachstum Priorität einräumt. Damit das gelingt, müssen wirkungsmächtige Maßnahmen ergriffen werden. Dazu zählen steuerliche Anreize, die Investitionen in Zukunftstechnologien fördern. Diese Anreize müssen so gestaltet sein, dass sie Unternehmen ermutigen, verstärkt in Innovationen zu investieren und dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Entwicklung und Umsetzung einer konsequenten Digitalisierungsstrategie. In einer zunehmend digitalisierten Welt ist es unerlässlich, dass Unternehmen ihre Prozesse und Geschäftsmodelle an die neuen Gegebenheiten anpassen. Dies erfordert nicht nur technologische Investitionen, sondern auch einen kulturellen Wandel innerhalb der Organisationen, der Veränderungen und kontinuierliches Lernen fördert.
Darüber hinaus sollte sich Deutschland stärker für internationale Kooperationen öffnen. Der globale Austausch von Wissen und Technologien kann als Katalysator für Innovation und Wachstum dienen. Es gilt, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Unternehmen nicht nur national, sondern auch international erfolgreich agieren können. Ein zentrales Element hierbei ist die steuerliche Entlastung der Unternehmen. Nur durch eine Senkung der Steuerlast kann die wirtschaftliche Kraft unserer intellektuellen Basis voll zur Entfaltung kommen. Dies wird Unternehmen die notwendige finanzielle Flexibilität geben, um in Forschung und Entwicklung zu investieren und somit langfristig erfolgreich zu bleiben.
Mehr Liberalismus wagen
Eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik erfordert eine liberale Politik, die den Schwerpunkt auf Eigenverantwortung und unternehmerische Freiheiten legt. Eine der drängendsten Herausforderungen in Deutschland ist die überbordende Bürokratie, die Unternehmen in ihrem Handlungsspielraum einschränkt. Zwar hat die Ampel mit dem kürzlich verabschiedeten Bürokratieentlastungsgesetz einen Schritt in diese Richtung unternommen. Jedoch war das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Deutschland muss weiter bürokratische Hürden abbauen und Prozesse vereinfachen, um den Unternehmen mehr Zeit und Ressourcen für ihre eigentlichen Aufgaben zu geben: Wachstum und Wohlstand zu schaffen.
Außerdem muss unser Land offener für Innovationen werden. Unternehmen sollten ermutigt werden, neue Ideen zu entwickeln und unkonventionelle Wege zu gehen, ohne durch übermäßige Regulierungen gebremst zu werden. Dies erfordert eine deutliche Verschlankung des regulatorischen Rahmens, insbesondere in der Start-up- und KMU-Landschaft. Gerade junge und kleine Unternehmen sind oft die Treiber von Innovation und benötigen einen flexiblen Rahmen, um ihre Ideen erfolgreich umzusetzen.
Was die Unternehmen tun können
In dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit liegt es jedoch an den Unternehmen selbst, die Krise als Chance zu begreifen. Sie sollten ihre Geschäftsmodelle überdenken und sich verstärkt auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung konzentrieren. Insbesondere die durch KI ausgelöste Revolution sollte nicht verschlafen werden, denn sie hat das Potenzial, jeden Sektor grundlegend zu verändern. Unternehmen, die bereit sind, sich kontinuierlich zu hinterfragen und anzupassen, werden diejenigen sein, die langfristig erfolgreich bleiben.
Meine Vision von unserem Land ist ein Deutschland, das wirtschaftlich dynamisch, innovativ und gesellschaftlich inklusiv ist. Eine Gesellschaft, die Fortschritt nicht als Bedrohung, sondern als Chance versteht, und ein Staat, der optimale Rahmenbedingungen schafft, statt Innovationsbremsen zu setzen. Die Lage ist ernst und die Herausforderungen sind so groß wie lange nicht mehr. Doch es ist noch nicht zu spät, sie durch entschlossenes und zielstrebiges Handeln zu meistern und Deutschland zukunftsfähig zu machen.
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