Merger-Experte Kai Lucks
Deutschland schlittert ins Energie-Dilemma
Aktualisiert am 14.01.2022 - 09:57 Uhr

Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Raus aus der Atomenergie, rein in den Ökostrom: Deutschland steht am Energiemarkt vor gewaltigen Herausforderungen. Kai Lucks vom Bundesverband Mergers & Acquisitions erklärt, welche Probleme zu bewältigen sind.
Somit ist die ökologische Wende, die die Weltgemeinschaft jetzt vollziehen sollte, ohne Alternative. Deutschland ist eines der wenigen Länder weltweit, die sich verbindlich zum Ausstieg aus der Kernenergie verpflichtet haben und auch die Kohleverstromung beenden wollen. Mit Stand April 2020 hatten die drei europäischen Staaten Belgien, Österreich und Schweden die Kohleverstromung bereits beendet. Weitere Staaten wie die Slowakei, Portugal, Großbritannien, Irland und Italien planen den Ausstieg. In der ersten Hälfte der 2020er Jahre wollen sich Griechenland, die Niederlande, Finnland, Ungarn und andere aus der Kohleverstromung zurückziehen. Ergo: ein Alleingang Europas.
Dennoch sind...
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
Da diese Artikel nur für Finanzprofis gedacht sind, bitten wir dich, dich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Somit ist die ökologische Wende, die die Weltgemeinschaft jetzt vollziehen sollte, ohne Alternative. Deutschland ist eines der wenigen Länder weltweit, die sich verbindlich zum Ausstieg aus der Kernenergie verpflichtet haben und auch die Kohleverstromung beenden wollen. Mit Stand April 2020 hatten die drei europäischen Staaten Belgien, Österreich und Schweden die Kohleverstromung bereits beendet. Weitere Staaten wie die Slowakei, Portugal, Großbritannien, Irland und Italien planen den Ausstieg. In der ersten Hälfte der 2020er Jahre wollen sich Griechenland, die Niederlande, Finnland, Ungarn und andere aus der Kohleverstromung zurückziehen. Ergo: ein Alleingang Europas.
Dennoch sind die Pariser Klimaziele in Gefahr. So planen fünf Länder 80 Prozent der weltweiten Kohlekraftwerk-Neubauten: China (187,1 Gigawatt), Indien (59,8 Gigawatt), Vietnam (23,8 Gigawatt) Indonesien (23,6 Gigawatt) und Japan (8,5 Gigawatt), die zusammengerechnet den Bau von mehr als 600 neuen Kohlekraftwerken mit einer Gesamtkapazität von über 300 GW in Angriff genommen haben.
In Afrika fängt der Kohleboom gerade erst an. Dort liegen Planungen von über 400 neuen Kohlekraftwerken auf den Tischen. Allein in den kommenden Jahren sollen in Afrika über 25 zusätzliche Kohlekraftwerke mit einer Leistung von mehr als 47 Gigawatt in den Betrieb gehen, schwerpunktmäßig in den Förderländern: Südafrika, Simbabwe und Botswana.
Das Ausstiegsziel der Kohleverbrennung in Deutschland wurde für 2038 festgelegt. Im Juni 2021 hat die Bundesnetzagentur die Altersreihung zur Stilllegung der Steinkohleanlagen und Braunkohle-Kleinanlagen nach dem Kohleverstromungsbeendigungs-Gesetz veröffentlicht. Darin sind alle Anlagen, beginnend mit der ältesten Anlage, in chronologischer Reihenfolge aufgeführt. Im Abschlussbericht der Bundesregierung vom Januar 2019 werden Wege zum Strukturwandel beschrieben, vor allem für die bisherigen Kohlereviere.
Dabei wird auch auf die steigenden Strompreise eingegangen und auf die Notwendigkeit zum Bau von Gaskraftwerken zur Überbrückung von Lieferpausen aus Sonne und Wind verwiesen. Die Autoren gehen davon aus, dass die Transformation der Energieversorgung dank der vorgestellten Maßnahmen gelingen kann.
Energiebedarf: Szenarien des Wachstums
Die aktuelle Energiediskussion fußt im Wesentlichen auf der Annahme, dass der deutsche Energiebedarf und somit die Energieerzeugung in der kommenden Dekade etwa konstant gehalten werden können. Der sich mittelfristig verändernde Energiebedarf, insbesondere ein Anstieg der Nachfrage aus Haushaltungen, Industrie, Mobilität und Netzen, bleibt außerhalb ihrer Betrachtung. Implizit wird davon ausgegangen, dass ein Mehrbedarf durch strukturelle Veränderungen und durch Energiesparen in etwa ausgeglichen werden kann.
Über den Autor