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Aktualisiert am 14.07.2021 - 17:19 Uhrin AnalysenLesedauer: 6 Minuten

Mehr Aktionäre Deutschland wacht auf

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Überhaupt Corona. Einen Zusammenhang zwischen der Pandemie und der neuen Liebe der Deutschen zur Finanzanlage sehen Beobachter durchaus. „Wir haben in zwölf Monaten 60 bis 70 Prozent mehr Neugeschäft gesehen, in Form von Depoteröffnungen und Nettozuflüssen“, berichtet Peter Nonner, Geschäftsführer der FIL Fondsbank (FFB). Bei der zu Fidelity gehörenden Plattform gibt es keine Einzelaktien zu kaufen, dafür Anteile aktiv gemanagter Fonds und auch ETFs.

Das große Anlegerinteresse habe man bereits während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 bemerkt. Im Herbst-Lockdown wiederholte sich die Beobachtung. „Viele Freizeitbeschäftigungen sind plötzlich weggefallen. Die Menschen hatten auf einmal mehr Zeit“, interpretiert das Nonner. Zeit, sich auch um sonst gern aufgeschobene Dinge wie die eigenen Finanzen zu kümmern.

Einen starken Treiber der Entwicklung sehe er in den Negativzinsen, sagt Hans- Jörg Naumer. Konkret meint der Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors (AGI) jene Negativinsen, die immer mehr Banken ihren Sparkunden abverlangen. „Dieser Schmerzreiz dürfte die Suche nach Alternativen beflügelt haben“, glaubt Naumer. Hinzu kämen die kostengünstigen Angebote von Wertpapier- Plattformen wie Trade Republic, Smart Broker oder Just Trade.

Naumer spricht von „Gamification“ der Geldanlage: Eine trockene Sache wird mit spielerischen Elementen aufgepeppt und erhält so einen aufregenden Dreh. In der Tat berichten Nutzer der Apps neuerer Trading-Plattformen – Neobroker genannt – von deren mitunter soghafter Anziehungskraft.

Wer Wertpapiergeschäfte über das Smartphone tätigt, legt tendenziell riskant an. Zu dem Ergebnis kommt das Frankfurter Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE. Forscher um den Finanzwissenschaftler Andreas Hackethal haben 22 Millionen Transaktionen analysiert und unter anderem festgestellt, dass die Risikobereitschaft der Smartphone-Nutzer abfärbt: Wer Wertpapiergeschäfte übers Smartphone abwickelt, zeigt sich in der Folge auch bei Transaktionen über andere Geräte, etwa den stationären Computer, risikobereiter.

Die unterschiedlichen Zugänge hat man auch bei der Consorsbank untersucht. Ergebnis: Wer ausschließlich vom Smartphone aus Wertpapiere kauft und verkauft, hat im Mittel ein schlechteres Anlage-Ergebnis als jemand, der zwischen Smartphone oder Tablet und stationärem Rechner wechselt. 2020 machte das immerhin 5 Prozentpunkte Unterschied – ein Wertzuwachs von 11 Prozent gegenüber einem Zuwachs von nur rund 6 Prozent.

Daraus allerdings zu schließen, dass das stets präsente Handy generell zum schnellen Zocken verleitet und so das Anlage- Ergebnis drückt, wäre ein Fehlschluss. Denn laut Consors hatten jene Anleger, die ausschließlich vom stationären Rechner aus handelten, einen ähnlich geringen Erfolg wie die puren Smartphone-Nutzer. Unterschiedliche Zugänge verbessern offenbar das Anlage-Ergebnis, folgert Consorsbank- Profi Eikenbusch.

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