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Aktualisiert am 14.07.2021 - 17:19 Uhrin AnalysenLesedauer: 6 Minuten

Mehr Aktionäre Deutschland wacht auf

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Noch ein weiterer Trend bescherte den Finanzmärkten jüngst starken Zulauf: das Interesse an Sparplänen. Monatlich, zweimonatlich oder auch vierteljährlich investieren Anleger dabei eine feste Summe in ein Portfolio aus Aktien oder Fonds. Bei Consors wuchs der Sparplan-Bestand 2020 um 333.000 auf 1,11 Millionen Verträge – ein Plus von 43 Prozent gegenüber dem Jahresende 2019. Und auch bei der FFB bestätigt man den Trend. Durchschnittlich 189 Euro legen Sparplan-Inhaber dort monatlich an, verteilt oft auf mehrere Sparpläne.

Was bringt die neue Anlagebegeisterung eigentlich für Finanzberater mit sich? Offenbar ebenfalls ein dickes Stück vom Kuchen. Das gestiegene Geschäftsvolumen etwa, von dem FFB-Mann Nonner berichtet, betrifft zum großen Teil Anlagen, die über Berater vermittelt wurden. Dass auch Berater profitieren, beobachtet man ebenso bei BCA.

Die Oberurseler betreiben einen Maklerpool und ein Haftungsdach für Berater über die Bank für Vermögen. „Es kommt den freien Beratern zugute, dass Anleger dem Thema Aktien aufgeschlossener gegenüberstehen“, sagt BCA-Chef Frank Ulbricht. Von Ende 2019 bis Ende März 2021 – mittendrin immerhin der Frühjahrs-Crash 2020 – sei das von den angeschlossenen Beratern verwaltete Volumen von 5,4 Milliarden Euro auf 6,1 Milliarden Euro gestiegen.

Ähnliches berichtet Jürgen Eikenbusch: „Auch bei der DAB hat das Geschäft deutlich angezogen.“ Die Depotbank DAB ist wie Consors unter dem Dach von BNP Paribas aufgehängt. Sie arbeitet jedoch nicht Selbstentscheidern zu, sondern unabhängigen Vermögensverwaltern und Family Offices.

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An der Einstellung gegenüber den Kapitalmärkten scheint sich in der Tat etwas geändert zu haben. Unklar ist noch, ob das neue Interesse auch nachhaltig ist. „Gefährlich ist, dass das gegenwärtige Marktumfeld eigentlich keine Verlierer kennt“, meint AGI-Profi Naumer. Inwieweit das Gros der Nutzer etwa von Trading-Apps dabeibleiben wird, wenn die Kurse einmal wieder purzeln? Unbekannt.

In der Internet-Euphorie Anfang der 2000er-Jahre zogen sich viele frische Aktien-Fans danach wieder vom Markt zurück. Dagegen könnte sich der Trend zu Sparplänen als langfristiger erweisen. Immerhin sind Sparpläne darauf ausgerichtet, Anleger über einen längeren Zeitraum bei der Stange zu halten.

Naumer sieht die Entwicklung in jedem Fall positiv: „Jeder Schritt in Richtung Kapitalmarktbeteiligung führt in die richtige Richtung.“ Immerhin gibt es trotz der neuen Anlagebegeisterung auch eine andere Seite der Medaille: Der Geldberg, der nach wie vor auf Sparbüchern, Festoder Tagesgeldkonten schlummert oder in bar gehortet wird, nimmt zu. Das zinslos angelegte Geld hat sogar einen steigenden Anteil an den privaten Geldvermögen in Deutschland.

Um die Jahrtausendwende machte es rund 10 Prozent davon aus, mittlerweile sind es beinahe 30 Prozent, Tendenz steigend. Dass zumindest ein kleiner Teil davon nun die Richtung ändern und in den Kapitalmarkt fließen könnte, ist aus Sicht vieler Ökonomen einfach allerhöchste Zeit.

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