Merger-Experte Kai Lucks
Deutschland droht Verlust von Wettbewerbsfähigkeit
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Deutschland verdankt seinen Wohlstand der Industrie. Jedoch gerät die Bundesrepublik im internationalen Wettbewerb ins Hintertreffen, wenn Unternehmen nicht digitaler werden.
Die Deutschen haben es dank ihrer Industrie zu beachtlichem Wohlstand gebracht. Doch die rapide gestiegenen Energiekosten für Unternehmen, die um ein Vielfaches höher sind als bei Wettbewerbern im Ausland, könnten der Anfang vom Ende des Erfolgsmodells sein. Die Energiepreise sind aber nicht Grund allen Übels. Auch durch Fehlentscheidungen wurden hierzulande Chancen verpasst.
Deutlich unterschätzt wird beispielsweise der Rückzug aus der Kernkraft, bei der wir technologischer Weltmarktführer waren. Die Entscheidung, die Kernkraft aufzugeben, wirkt sich auf wissensbasierte Industrien aus. Dazu zählen die Medizin-, Umwelt- und Messtechnik, das Bauwesen und die Automatisierungsindustrie. Grundlagen- und Vorfeld-Forschung, die nur durch Zuwendungen aus der Kernkraftindustrie finanziert wurde, unterbleibt nun.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Die Deutschen haben es dank ihrer Industrie zu beachtlichem Wohlstand gebracht. Doch die rapide gestiegenen Energiekosten für Unternehmen, die um ein Vielfaches höher sind als bei Wettbewerbern im Ausland, könnten der Anfang vom Ende des Erfolgsmodells sein. Die Energiepreise sind aber nicht Grund allen Übels. Auch durch Fehlentscheidungen wurden hierzulande Chancen verpasst.
Deutlich unterschätzt wird beispielsweise der Rückzug aus der Kernkraft, bei der wir technologischer Weltmarktführer waren. Die Entscheidung, die Kernkraft aufzugeben, wirkt sich auf wissensbasierte Industrien aus. Dazu zählen die Medizin-, Umwelt- und Messtechnik, das Bauwesen und die Automatisierungsindustrie. Grundlagen- und Vorfeld-Forschung, die nur durch Zuwendungen aus der Kernkraftindustrie finanziert wurde, unterbleibt nun.
Ausländische Firmen nutzen deutsche Expertise
Damit verliert Deutschland langfristige Perspektiven in anderen Branchen. Die von Siemens KWU und ihrer Tochter Interatom angeschobenen Kernkraft-Lösungen werden heute von Anbietern in Japan, den USA, Frankreich und anderswo umgesetzt und weiterentwickelt.
Wenn die Rohstoffproduktion ein Land verlässt, folgen bald Forschung, Entwicklung und Produktion. Damit gehen Arbeitsplätze für hochbezahlte Spezialisten verloren. Schlussendlich werden Unternehmenssitze und Hauptverwaltungen ins Ausland verlegt. Der Sitz der Hauptverwaltung und auch die Frage, an welcher Börse ein Konzern gelistet ist, ist für die Stabilität der jeweiligen nationalen Standorte entscheidend.
Der Unternehmenssitz hat Vorrang
Aus der Hauptverwaltung heraus werden Entscheidungen über die Verteilung der Wertschöpfung im Konzern und somit über Arbeitsplätze getroffen. Der Ort, an dem sich die Hauptverwaltung befindet, wird meist priorisiert, wenn es um Abwägungen zwischen Kostenvorteilen und steigender Komplexität geht. Verbleibende Niederlassungen werden zur Verhandlungsmasse, wenn keine Identifikation mit Deutschland mehr vorhanden ist.
Durch wirtschaftspolitische Maßnahmen konnte eine große Welle von Konkursen im Mittelstand bislang vermieden werden. Hätten die Schutzmechanismen nicht gegriffen, hätten wir mindestens 100.000 mittlerer und kleiner Unternehmen verloren. Mittelständische Unternehmer verwerten in Krisen alle finanziellen Mittel, um ihr Unternehmen am Leben zu halten. Sie geben erst auf, wenn alles verbraucht und die Situation hoffnungslos ist.
- Seite 1 − Ausländische Firmen nutzen deutsche Expertise
- Seite 2 − Deutschland ist innovativ, aber umsetzungsschwach
- Seite 3 − Wirtschaft und Politik müssen zusammenarbeiten
Über den Autor