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„Deutschland will die Eurokrise noch nicht beendet sehen“

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Ohne Druck geht’s nicht

Beide skizzierten Probleme müssen gelöst werden. Doch das wird Zeit in Anspruch nehmen und ohne den Druck der Krise dürfte man dort kaum Fortschritte sehen. Tatsächlich lässt sich inzwischen als Muster ablesen, dass bei jedem Nachlassen des Drucks, einzelne Länder ihre Reformprogramme auf die lange Bank zu schieben beginnen.

Ohne Reformen in den Problemländern, wird Deutschland jedoch noch mehr für die Fehler anderer Euromitglieder bezahlen zu müssen. Andererseits können Reformen, die als unausweichliche für eine größere Integration gelten (gemeinsame Eurobonds etwa), nur unter großen Schwierigkeiten wieder rückgängig gemacht werden.

Die Eurozone würde letztlich soweit zementiert, dass ein Rückweg ausgeschlossen werden würde. Deutschland muss daher sicherstellen, dass die Reformen langfristig haltbar sind. So betrachtet kann man verstehen, dass Berlin sich nur vorsichtig tastend mit Lösungen anfreundet, die andere als dringend notwendig und unausweichlich ansehen.

Es sollte daher kaum jemanden überraschen, dass Deutschland die Regeln für den Gebrauch seiner „Kreditkarte“ so ändern will, dass es künftig mehr Kontrolle über sie hat.

Als Mao gefragt wurde, ob die Französische Revolution gut für Frankreich war, soll er geantwortet haben, es sei noch zu früh ein Urteil zu fällen. Genauso ist es noch zu früh Angela Merkels Strategie abschließend zu bewerten. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Geschichte ihr gewogen sein wird. Denn man dürfte eines Tages erkennen, dass ihr hartnäckiger Versuch, wieder die Kontrolle über Deutschlands „Kreditkarte“ zu erlangen, sich gut mit Helmut Kohls hartnäckiger Entscheidung, sie einst aus der Hand gegeben zu haben, vergleichen lässt.

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