LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche

Themen-Experte Märkte verstehen, Chancen nutzen

ANZEIGE
ANZEIGE

Deutschlands Autobauer Von unrealistischen Versprechen getrieben

Seite 3 / 4

Elektromobilität, autonomes Fahren und Carsharing

Die größten Herausforderungen, denen sich die deutsche Automobilindustrie bezüglich „Mobilität im Wandel“ gegenübersieht, sind unseres Erachtens Elektrofahrzeuge, autonomes Fahren und Carsharing.

Positiv für deutsche Hersteller dürfte sich die Tatsache auswirken, dass in allen drei beschriebenen Feldern die Umstellung eher langsam verlaufen wird. Das gibt den Konzernen Zeit, sich zu positionieren. Für den zäh verlaufenden Strukturwandel sind jeweils ganz spezifische Nachteile und Startschwierigkeiten verantwortlich.

So könnte bei Elektrofahrzeugen die bis dato dünne Ladeinfrastruktur von 17.400 Punkten in Deutschland verhindern, dass trotz Subventionierung die angestrebte Zahl von einer Million zugelassenen Elektrofahrzeugen bis Ende 2022 erreicht wird. Vor allem die geringe Anzahl an Schnellladepunkten –  bundesweit derzeit rund 2.100 – beschränkt die Reichweite der Stromautos. Doch genau dieser Punkt ist für rund zwei Drittel der Autofahrer der kritische Faktor beim eventuellen Kauf eines Elektroautos.

Ein möglicherweise schwerer wiegendes Argument ist unserer Meinung nach die Effizienz der Akkus in Elektroautos. So sind große und damit schwere Batterien nötig, um Elektroautos die von den Verbrauchern geforderte Reichweite von mehr als 300 Kilometern zu verschaffen. Derartige Batterien passen jedoch nur in große Fahrzeuge.

Noch gravierender als die Batteriegröße erachten wir das bisherige Konzept von Autos, die sowohl in der Stadt als auch über große Distanzen genutzt werden und damit einen großen Vorteil individueller Mobilität bieten. Mit E-Autos nach dem gegenwärtigem Stand der Technik ist diese Zielvorstellung möglicherweise zum Scheitern verurteilt.

Autonomes Fahren setzt sich in Deutschland langsam durch

Die Frage, inwieweit autonomes Fahren das Geschäftsmodell deutscher Autohersteller beeinträchtigt, hängt vor allem von der Sicherheit der Fahrroboter ab. Inzwischen ist die Vision vom komplett selbstständig fahrenden Auto realistischeren Versionen gewichen.

Betrachtet man die übliche Klassifizierung autonomen Fahrens in fünf Stufen mit dem völlig selbstständigen Auto auf Stufe fünf, befinden sich handelsübliche Fahrzeuge auf Level eins und zwei, also auf der Stufe fortgeschrittener Fahrassistenzsysteme. Einige Hersteller ringen mit Level drei, bei dem Fahrzeuge temporär die Kontrolle übernehmen. Schon hierfür ist aber die sensorische Überwachung des Fahrers unabdingbar, an den das Kommando zur Not zurückgegeben werden muss. Allerdings ist der technologische Aufwand für Sensoren, Kameras und Prozessoren immens. So belaufen sich die geschätzten Kosten pro Fahrzeug nach derzeitigem Stand auf rund 50.000 Euro. Aktuell gibt es in Deutschland noch keine gültige Zulassung für Stufe drei.

Vermutlich setzen sich selbstfahrende Fahrzeuge erst durch, wenn ihre Unfallwahrscheinlichkeit statistisch geringer ist als bei menschengelenkten Autos. Bis dahin dürften allerdings noch einige Jahre vergehen. Das würde der deutschen Automobilindustrie jedoch Zeit verschaffen, sich anzupassen.