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Deutschlands Autobauer Von unrealistischen Versprechen getrieben

Felix Herrmann (l.) und Martin Lück von BlackRock
Felix Herrmann (l.) und Martin Lück von BlackRock | Foto: BlackRock

Deutschland und Autos. Das gehört einfach zusammen. Kaum eine andere Branche hat eine derart hohe Bedeutung für das Wohl und Wehe einer Volkswirtschaft wie die deutsche Automobilindustrie. Fast eine Million Menschen arbeiten direkt oder indirekt in diesem Wirtschaftszweig. Im Verhältnis zur Zahl der insgesamt Beschäftigten sind das so viele wie in kaum einem anderen Land.

Direkt in der Automobilbranche Beschäftigte (in 1.000):

Deutsche Autobauer in der Krise: Wie konnte es so weit kommen?

Bei der Analyse der Krise der deutschen Autoindustrie sind wir sowohl auf externe als auch hausgemachte Ursachen gestoßen. Zu ersteren gehören etwa Veränderungen im regulatorischen Umfeld, beispielsweise ambitionierte CO2-Vorgaben im Rahmen internationaler Klimaabsprachen. Außerdem sind drohende Handelsrestriktionen exogene Faktoren für deutsche Autohersteller. Beide verändern deren Aktionsspielraum der Unternehmen.

Strengere Klimaschutzvorgaben

Ende 2015 wurde bei der Pariser Klimakonferenz für die Europäische Union (EU) eine Rückführung der Treibhausgasemission um 80 bis 95 Prozent gegenüber dem Stand der Jahre 1990 bis 2050 vereinbart. Obwohl diese Vorgabe für deutsche Autos – bis zum Jahr 2020 eine Reduktion der Emission von Treibhausgasen um 10 Prozent gegenüber 1990 – nicht sehr ambitioniert erscheint, dürfte sie nach unserer Einschätzung weit verfehlt werden. So sind 2017 und 2018 die durchschnittlichen CO2-Emissionen wieder angestiegen, wie die nachfolgende Grafik zeigt.

Durchschnittliche CO-Emissionen neu zugelassener Pkw in Deutschland (in g/km):

Lange galt in Deutschland das Mantra des CO2-freundlichen Dieselmotors. So wurde die Industrie durch staatliche Steuersubventionen der Dieselkraftstoffe dazu verleitet, vor allem in die Entwicklung von Dieselaggregaten zu investieren. Die Erforschung alternativer Technologien wurde dabei vernachlässigt. Doch obwohl ein Diesel-Pkw pro Liter verbrannten Kraftstoffs um 24 Prozent mehr CO2 produziert als ein Fahrzeug mit Benzinmotor, wird Diesel bis heute steuerlich massiv subventioniert.

Angesichts des schleppenden Fortschritts haben die EU-Staaten im Dezember 2018 eine drastische Verschärfung der Abgasgrenzwerte beschlossen. In den Jahren 2021 bis 2030 müssen Hersteller nun die CO2-Emissionen ihrer Neuwagenflotte um 37,5 Prozent senken. Trotz Übergangsfristen sorgt das neue EU-Ziel offenbar für erheblichen Mehraufwand bei den Herstellern. So erhöhte die Volkswagen AG den bis 2030 geplanten Anteil ihrer Elektro-Flotte auf 40 Prozent und kündigte Investitionen in E-Mobilität in Höhe von 30 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren an.