LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 4 Minuten

Devisenmarkt 3 Erklärungen für den starken Eurokurs

Seite 2 / 2

Die zweite Erklärung resultiert aus der ersten

Die von Macron und Merkel ergriffenen politischen Maßnahmen sind auf den Wunsch ausgerichtet, die Institutionen der Eurozone zu stärken, um diese nachhaltiger und effizienter zu machen. Die Eurozone wirkt wie ein potentiell stabiles Gebiet. Gleichzeitig entsteht im Vereinigten Königreich Instabilität, da die Brexit-Verhandlungen zunehmend unsicherer erscheinen. Auch in den USA, wo die US-Bundesregierung sich im Konflikt mit Bundesstaaten befindet und wo man beobachten kann, wie die Regierung von ihren Zusagen abrückt sowie eine manchmal aggressive Haltung gegenüber Handelsabkommen einnimmt, wie zum Beispiel bei den jüngsten Drohungen in Richtung China, besteht eine wesentliche Instabilität. Mit der EZB sticht die Eurozone als ein Hort politischer Stabilität und finanzieller Ruhe hervor. Dies ist ein wichtiger Aspekt für Investoren und stärkt die europäische Währung.

Die dritte Erklärung resultiert aus der Geldpolitik

Die US-Notenbank wirkte zögerlicher in puncto höheren Zinssätzen. Das Gleichgewicht zwischen der Fiskalpolitik und der Geldpolitik ist ein anderes, als zu Beginn des Jahres erwartet. Wenn die Finanzpolitik keine Anreize zur Unterstützung der Wirtschaftsaktivität bietet, dann muss die Politik der Fed weiterhin akkommodierend sein. In der Eurozone besteht dagegen ein stabiles Wachstum, das sogar noch weiter an Tempo zulegen könnte. Investoren bereiten sich daher nun darauf vor, dass die akkommodierende Geldpolitik irgendwann ein Ende finden wird.

Diese Einschätzung wurde von der wahrscheinlich übertriebenen Interpretation von Mario Draghis Kommentaren beim EZB-Forum in Sintra untermauert, wo er über die kommende Normalisierung der Währungspolitik sprach. Obwohl der EZB-Präsident seine Anmerkungen später zurücknahm, war damit in der Eurozone ein wichtiger Schritt getan. Wenn das Wachstum anhält, wird die EZB irgendwann eine restriktivere Haltung einnehmen müssen, und dieser Zeitpunkt ist nicht mehr so weit entfernt, wie vormals angenommen. Dieser neue Unterschied bei den Erwartungen an die Geldpolitik deutet auf eine künftig etwas stärkere europäische Währung hin.

Vom politischen Standpunkt aus gesehen wirkt die Eurozone also positiver: mit mehr Einheit, höherer Kohärenz und zudem höherer Stabilität als die USA. Diese Verschiebung stellt eine langfristige Veränderung dar, da eine drastische Veränderung Donald Trumps über die kommenden Monate unwahrscheinlich erscheint und gleichzeitig der Glaube an einen stärkeren Zusammenhalt der Eurozone immer größer wird. Daher ist für die kommenden Monate keine weniger akkommodierende Geldpolitik seitens der EZB zu erwarten. Es scheint tatsächlich eher das Gegenteil einzutreten, um den stabilen Aufschwung der Eurozone nicht zu behindern.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion