Es ist ein spektakulärer Rückzieher, der seit gestern in Köln gewaltige Schlagzeilen produziert. Der Versicherer DEVK will sein geplantes, 144 Meter hohes Hochhaus an der Zoobrücke, die die Stadtteile Deutz und Riehl über den Rhein verbindet, nicht mehr in der geplanten Form bauen. Um das Großprojekt wurde jahrelang gerungen. 

Medialer Spott über Rückzieher 

Laut Lokalmedien wie dem „Express“ hatte die DEVK immer wieder Druck auf die Stadt ausgeübt und sogar mit einem Wegzug gedroht. Ein Grundstück im benachbarten Monheim sei bereits reserviert gewesen. Dort hätte der Neubau laut Berechnungen des Unternehmens 200 Millionen Euro weniger gekostet und hätte bis zu fünf Jahre schneller fertig werden können.

Ein Streitpunkt mit der Kölner Verwaltung war das städtische Höhenkonzept, das die Sichtachsen auf den Kölner Dom freihalten soll. Der damalige Vorstand Bernd Zens sagte im Sommer 2022: „Allein aus geschäftlicher Perspektive müssen wir in Betracht ziehen, unser Vorhaben an einem anderen Standort als Köln zu realisieren. Nach nunmehr drei Jahren Gesprächen mit der Stadt, bei denen immer wieder neue Termine angekündigt wurden, verlieren wir langsam den Glauben an Zusagen seitens der Stadt.“

Insofern überraschen der Hohn und Spott für die jetzt erfolgte Ankündigung nicht. So schreibt das Fachportal Versicherungsmonitor: „Die DEVK ist dabei, sich kräftig zu blamieren.“

Türme werden nicht wie geplant gebaut

Konkret teilte die DEVK mit, dass man derzeit ein alternatives Nutzungskonzept für das Bauvorhaben prüfe. Ziel bleibe, das Grundstück für die Erweiterung der DEVK-Zentrale sowie für zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten zu erwerben und zu entwickeln. Damit ist laut einer Unternehmenssprecherin auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ über den Hochhaus-Neubau selbst noch nicht entschieden.

Doch klar sein dürfte aufgrund der Aussagen in der Unternehmensmitteilung, dass das spektakuläre Ensemble, das sich in einem Architektenwettbewerb durchgesetzt hatte, in der geplanten Form vom Tisch ist. Geplant waren am Standort des heutigen Zoo-Parkhauses zwei circa 44 und 144 Meter hohe Türme, die durch einen fünfgeschossigen Sockel verbunden sind. Eine 20-köpfige Jury, bestehend aus Vertretern der Stadtplanung, Architekten, Fraktionen und der DEVK, hatte sich einstimmig für den Entwurf ausgesprochen.

Der Neubau wäre nach dem Mediapark-Turm (149 Meter) und dem Colonia-Turm (147 Meter), auch bekannt als Axa-Hochhaus, das dritthöchste Haus in Köln geworden. Die bisherige Zentrale direkt gegenüber stammt aus dem Jahr 1984. Die DEVK lässt sie gerade sanieren und nutzt übergangsweise ein Haus am Rheinpark. 

Der Bau sollte 2029 starten und 2032 fertiggestellt sein, das hatte die DEVK noch im Februar mitgeteilt. Vorgesehen war ein Investitionsvolumen im mittleren dreistelligen Millionenbereich.

DEVK verweist auf Pläne aus dem Jahr 2018 

Doch laut des Unternehmens basiert diese Idee auf Annahmen aus dem Jahr 2018 und seitdem hätten sich zentrale Rahmenbedingungen deutlich verändert. „Homeoffice und digitale Technologien haben insbesondere die Büronutzung spürbar verändert. Das wirkt sich auf unseren eigenen Flächenbedarf aus und zeigt sich auch in der Nachfrage von potenziellen Mietern und Mieterinnen“, sagt Gottfried Rüßmann, Vorstandsvorsitzender der DEVK, der zum Jahresende in den Ruhestand geht.

Der Bedarf an Büroflächen sei aktuell neu bewertet worden. „Der temporäre Umzug unserer Mitarbeitenden in die Rheinparkmetropole während der Sanierung hat uns in den letzten zwölf Monaten viele neue Erkenntnisse gebracht, die wir in unsere weiteren Überlegungen einbeziehen“, so Rüßmann weiter.

Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben 

Parallel dazu habe die DEVK die Wirtschaftlichkeit des geplanten Bauvolumens unter den aktuellen Marktbedingungen neu bewertet. Steigende Baukosten und ein angespannter Gewerbeimmobilienmarkt machten das Projekt in seiner bisherigen Form weniger attraktiv. Diese Einschätzung stütze sich auf externe und interne Gutachten sowie Gespräche mit potenziellen Interessenten. Eine erstaunliche Begründung, da diese Entwicklung im Bausektor bereits seit Jahren besteht.

Stadt soll erster Ansprechpartner bleiben 

Konkrete Schritte zur Neuausrichtung des Bauvorhabens sollen laut des Unternehmens erst nach weiteren Gesprächen mit der Stadt Köln erfolgen. „Bevor wir neue Pläne entwickeln, ist uns der enge Austausch mit der Stadt besonders wichtig“, sagt Rüßmann. „Unser Ziel ist es, gemeinsam eine tragfähige und zukunftsorientierte Lösung für den Standort in Riehl zu finden. Köln ist und bleibt die Heimat unserer Zentrale.“