„Nichts beschleunigt die Genesung so sehr wie regelmäßige Arztrechnungen“, scherzte der britische Filmschauspieler Alec Guinness (Obi-Wan Kenobi in Star Wars). Doch so manchen Kunden einer privaten Krankenversicherung (PKV) hierzulande schmerzt auch der Blick auf ihre Prämienhöhe. „Was nützt Ihnen der leistungsstärkste Tarif, wenn dieser für Sie unbezahlbar ist?“, fragt daher Sebastian Ewy, Senior-Analyst beim Deutschen Finanz-Service Institut (DFSI), einer unabhängigen Rating-Agentur im Versicherungssektor. Denn die PKV-Anbieter offerieren sehr unterschiedliche Tarifvarianten für Beamte und Besserverdienende. 

Sebastian Ewy, DFSI

„Für jeden, der sich privat krankenversichern will, macht es allein schon die schiere Menge an PKV-Tarifen schwierig und sehr zeitaufwendig, einen Tarif zu finden, der zu den jeweiligen Bedürfnissen passt und zudem den persönlichen Finanzrahmen nicht sprengt“, erklärt Ewy. Hierfür biete das DFSI jetzt wieder unkomplizierte Hilfe: Die Kölner Branchenanalysten haben wie schon in den Vorjahren Vollkostentarife privater Krankenversicherer untersucht, um Kunden beziehungsweise ihren Finanzberatern und Versicherungsvermittlern einen schnellen und transparenten Überblick zu verschaffen. 

Dafür haben sie in einem ersten Schritt drei unterschiedliche Leistungsniveaus zur Einordnung der Angebote festgelegt: Grund-, Standard- und Premiumschutz. Anhand dieser Niveaus wurden dann die Tarife einsortiert, der jeweilige Leistungsumfang analysiert und bewertet. „Mit unserer Klassifizierung kann jeder nach dem besten Tarif suchen, der auch zum eigenen Geldbeutel passt“, erklärt Ewy zu der aktuellen DFSI-Studie „Vollkostentarife in der PKV 2022“, die mit 20 teilnehmenden Krankenversicherern rund 92 Prozent des PKV-Markts abdecke und selbstverständlich auch die Beitragshöhe berücksichtige.

Die besten PKV-Anbieter im Bereich Grundschutz

Für die Teilnote zu den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) kamen insgesamt 13 Teilbereiche von A wie Auslandsschutz bis Z wie Zahnleistungen auf den Prüfstand. Wichtigere Teilbereiche – etwa ambulante und stationäre Behandlung oder auch Heilmittel – brachten hier mehr Punkte als weniger wichtige, wie etwa die Übernahme von Kosten bei Krankentransporten. Die Prämienhöhe wiederum wurde mittels mehrerer Musterkunden bei den Versicherern abgefragt und dann in Relation zum jeweils günstigsten Anbieter bewertet. Zudem floss auch die Finanzkraft der PKV-Anbieter in die Bewertung ein.

Bei allen drei Leistungsniveaus Grund-, Standard- und Premiumschutz floss die Finanzkraft mit einer Gewichtung von 15 Prozent in das Gesamtergebnis ein, die Prämienhöhe mit 25 Prozent und der Leistungsumfang mit 60 Prozent. Die einzelnen Bewertungen der 14 besten PKV-Anbieter im Bereich Grundschutz haben wir in der obigen Bildergalerie grafisch dargestellt. Der vom DFSI definierte Grundschutz bietet für Berufseinsteiger und Versicherte mit vorübergehenden Liquiditätsproblemen mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen Basis- und Standardtarife – etwa freie Krankenhauswahl.

 

Vorgabe des DFSI für diese Tarife war, dass sie bei ambulanten Arztbesuchen auch solche Leistungen komplett erstatten, die teurer sind als laut Gebührenordnung vorgesehen. Bei Zahnbehandlungen muss der Tarif mindestens 80 Prozent der Kosten übernehmen, bei Zahnersatz mindestens 60 Prozent. Und der jährliche Selbstbehalt darf höchstens bei 500 Euro liegen. Die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Basis- und Standardtarife wurden nicht berücksichtigt. Denn diese seien keine originären PKV-Tarife, sondern lehnten sich bei Beitrag und Leistungsumfang an die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) an.

Beim Grundschutz belegt die Hanse Merkur mit der Gesamtnote „Exzellent (0,9)“ den ersten Platz. Barmenia und Hallesche kommen jeweils mit der Note „Sehr Gut (1,1)“ auf dem Silberrang. Dahinter folgen gleich vier Anbieter – in alphabetischer Reihenfolge: Axa, Continentale, Debeka und Württembergische jeweils mit der Note „Sehr Gut (1,2)“. Zudem schafften hier noch sieben weitere Anbieter jeweils die Note „Sehr Gut": SDK (1,3), Allianz, R+V sowie die beiden Marken „Deutscher Ring“ und „Signal“ der Signal Iduna (jeweils 1,4) sowie Arag und DKV (jeweils 1,4).