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Didier Saint-Georges Der Unterschied zwischen „meistens“ und „immer“ kann für Anleger teuer werden

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Allerdings bedeutet „meistens“ nicht „immer“ – und der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen kann Anleger teuer zu stehen kommen. Es ist nämlich leicht – sehr leicht – an den Märkten ein Vermögen zu verlieren. Wenn plötzliche Ereignisse nämlich offenbaren, dass der breite Markt mit seinen Einschätzungen falsch liegt, kann die Frage nach den „richtigen“ Marktkursen eine brutale Neubewertung zur Folge haben. Genau dies geschieht auch, wenn Asset-Blasen platzen. Anleger, die sich mit stoischer Ruhe ausschließlich auf einen langfristigen Anlagehorizont konzentrieren, fahren mit diesem Ansatz nicht unbedingt am besten. Schließlich sind sie auf diese Weise auch heftigen Marktrückschlägen ausgesetzt, durch die der Vermögensaufbau auf lange Sicht maßgeblich beeinträchtigt werden kann. Schaut man sich die Entwicklung des S&P 500 in den letzten 20 Jahren an, so haben sich die Gewinne dieses Index allein in den fünf schlechtesten Monaten (von insgesamt 240 Monaten) insgesamt halbiert. Und auch heute noch – 25 Jahre nach dem Einbruch des japanischen Aktienmarktes – notiert der Nikkei-Index nach wie vor 50% unter seinem Niveau von Ende 1989.

So lässt sich dem Risiko begegnen

Deshalb ist die effektive Steuerung des Risikos im Zusammenhang mit solch gravierenden Ereignissen unerlässlich, um langfristig angemessene Erträge zu generieren. Zum Glück kommen derartige Ereignisse selten vor. Aber genau aus diesem Grund werden sie in den statistischen Modellen der Analysten nicht berücksichtigt und treffen Anleger deshalb stets unerwartet. Außerdem erweist sich die Trendwende (wenn den Investoren plötzlich klar wird, dass der breite Markt auf dem Holzweg ist) manchmal auch lediglich als ein allgemeiner Gesinnungswandel – und diese Meinungen könnten sich ja durchaus wieder ändern. Deshalb ist die Tendenz der Aktienmärkte auch von Fehlalarmen und heftigen Turbulenzen geprägt. Und das Jahr 2016 war in dieser Hinsicht ein Paradebeispiel. Drei bedeutende politische Ereignisse – das Brexit-Votum, die US-Präsidentschaftswahl und das Referendum zur Verfassungsreform in Italien – erschütterten die Märkte in rascher Folge und demonstrierten eindrucksvoll, wie wankelmütig Anleger sein können. In allen drei Fällen schienen sie sich einige Stunden (oder sogar nur Minuten) eines bestimmten Ergebnisses und den damit einhergehenden neuen Risiken sicher zu sein – nur um ihre Meinung dann umgehend wieder zu ändern.

Eine Lösung, um diese unvorhersehbaren und seltenen Ereignisse (die Nassim Taleb als „schwarze Schwäne“ bezeichnet hat) effektiv zu steuern, könnte deshalb darin bestehen, seine Taktik zu modifizieren. Anstatt sich auf das Management „unbekannter“ Risiken zu konzentrieren, indem man diese vorherzusagen versucht, könnte ein effektiverer Ansatz darauf abzielen, ein Umfeld zu schaffen, in dem man diese Risiken erfolgreich bewältigen kann – wenn sie denn überhaupt eintreten. Entgegen der landläufigen Meinung ist die Steuerung dieser „unbekannten“ Risiken nämlich wesentlich einfacher zu bewerkstelligen als sie zu antizipieren.

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