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Nachhaltige Portfolios in der Praxis Die 4 Eckpfeiler nachhaltiger Kapitalanlage für Versicherer

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Methoden zur Umsetzung

Die Ergebnisse dieser Analysen können durch verschiedene Methoden im Portfolio umgesetzt werden. Ausschlusslisten zum Bespiel helfen, Unternehmen und Länder zu meiden, die bestimmte Kriterien nicht erfüllen, sei es die Verletzung der Grundsätze des Global Compact der Vereinten Nationen in Bezug auf Menschenrechte, Arbeitsrecht, Umwelt und Korruption, oder die Beteiligung an kontroversen Aktivitäten wie umstrittene Waffen, Tabak oder bestimmte Arten der Energieerzeugung.

Nachdem die entsprechenden Titel ausgeschlossen wurden, wählt man aus dem Restuniversum die Anlagen für das Portfolio aus. Eine Einschränkung dieser negativen Selektion ist, dass sie in erster Linie Risiken meidet – Nachhaltigkeitschancen werden dagegen nicht genutzt. Deshalb ist es sinnvoll, Ausschlusslisten mit anderen Methoden zu verbinden.

Beim Best-in-Class-Ansatz wird jedem Unternehmen ein Nachhaltigkeits-Rating zugewiesen. Das dadurch entstehende nachhaltige Universum enthält dann nur die X Prozent, die in Bezug auf das Nachhaltigkeits-Rating am besten abschneiden, beispielsweise nur die besten 50 Prozent eines Sektors. Beim Best-in-Universe-Ansatz wird ein Ranking für das gesamte Ausgangsuniversum hergestellt.

Die oben genannten Ansätze sind zweistufig. Zunächst wird ein nachhaltiges Universum festgelegt, dann werden für dieses Universum traditionelle Finanzanalysen durchgeführt. Bei der Integration werden dagegen die traditionelle Finanzanalyse und die Nachhaltigkeits-Analyse im selben Schritt kombiniert. Das gestattet es zu analysieren, welchen strukturellen Nachhaltigkeitstrends eine Anlageopportunität ausgesetzt ist und wie sie davon profitieren kann.

Dabei gilt: „Integration“ kann auf zahlreiche Arten interpretiert werden und Ausmaß und Tiefe der Integration können ganz unterschiedlich ausfallen. Man sollte also auf klare Nachhaltigkeitsindikatoren achten, mit denen sich Tiefe und Wirkung der Integration messen lassen.

Stewardship, Metriken, Berichterstattung

Eine weitere Grundlage für nachhaltiges Investieren ist Stewardship – aktives Ausüben der Stimmrechte und Aktionärsdialog –, um Unternehmen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit zu unterstützen. Dies wird auch durch die jüngste Aktualisierung der europäischen Aktionärsrechterichtlinie (Revised Shareholder Rights Directive, kurz: SRD II) gefördert. Versicherer, die mit externen Managern zusammenarbeiten, sollten daher ihre Abstimmungspolitik und -historie unter die Lupe nehmen.

Ein wichtiger Faktor ist zudem Transparenz. Metriken und Berichterstattung sollten es Versicherern ermöglichen, die Nachhaltigkeitsrisiken, denen ihr Portfolio ausgesetzt ist, und die Auswirkungen der nachhaltigen Anlagepolitik auf das Portfolio zu messen. Berichterstattung ist auch ein zentrales Element vieler regulatorischen Maßnahmen zur nachhaltigen Geldanlage. Und da Endkunden Produkte mit Nachhaltigkeitsbezug immer stärker bevorzugen, ist ein leicht verständliches Reporting ein wichtiges Element bei der Produktpositionierung.

Die Widerstandsfähigkeit der Anlagen von Versicherern gegenüber Nachhaltigkeitsrisiken und die Fähigkeit, von Nachhaltigkeitschancen zu profitieren, ist heute Teil des Schlüssels zur Aufrechterhaltung des langfristigen Ertragspotenzials und der regulatorischen und kommerziellen Tragfähigkeit. Bei der Umsetzung im Portfolio sollten die Eckpfeiler Research, Implementierung, Stewardship und Berichterstattung betrachtet und auf den Versicherer zugeschnitten werden. So kann nachhaltiges Investieren nicht nur zur Einhaltung von Regulatorik beitragen, sondern auch zu einer potenziellen Wertschöpfungsquelle werden.


Über die Autorin:

Marie Niemczyk verantwortet als Head of Insurance Relations bei Candriam die Geschäftsbeziehungen zu Versicherungsgesellschaften. Der als Dexia Asset Management gegründete Vermögensverwalter aus Brüssel legte 1996 seinen ersten nachhaltig gemanagten Investmentfonds auf und gehört heute zum drittgrößten US-Lebensversicherer New York Life.

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