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„Die Abwertung des Yen ist eine erhebliche Belastung für die anderen Länder“

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Wirkung auf die Wirtschaft: Es war überraschend, dass das Wirtschaftswachstum schon im ersten Quartal angesprungen ist (plus 0,9 Prozent nach minus 0,1 Prozent im Vorquartal, jeweils Veränderungen gegen Vorquartal). Das kann noch nicht auf die neue Politik zurückgehen. Es beruht allein auf einer Besserung der Stimmung. Das darf man aber nicht unterschätzen. Es gibt der Regierung Rückenwind. Bei der Inflation hat sich noch nichts getan. Die Preise lagen zuletzt immer noch um 0,5 Prozent unter Vorjahr (ohne frische Lebensmittel).

Die Abwertung des Yen geht ungebrochen weiter

Devisenmärkte: Trotz aller Mahnungen der Handelspartner geht die Abwertung des Yen ungebrochen weiter. Sie beträgt seit dem Tiefpunkt Mitte vorigen Jahres gegenüber dem US-Dollar nunmehr über 30 Prozent, gegenüber dem Euro sogar 40 Prozent. Das stellt eine erhebliche Belastung für die anderen Länder dar. Die deutschen Lieferungen nach Japan lagen im Februar um 9 Prozent unter Vorjahr (im Gesamtjahr 2012 waren sie noch um 13 Prozent gestiegen).

Ich vermute, dass die Abwertung sich bald abflachen wird. Zum einen werden sich die ausländischen Partner das nicht viel länger bieten lassen. Aus Südkorea heißt es, die Abwertung des Yen sei schlimmer als die Raketentests von Nordkorea. Zum anderen werden Importgüter in Japan teurer, was in der Bevölkerung nicht auf Begeisterung stoßen dürfte. Zum Dritten nimmt der Kapitalexport der Japaner nicht mehr so stark zu, weil sich bessere Anlagemöglichkeiten im Inland bieten. Letzteres trifft vor allem eine Reihe von Schwellenländern, in denen der Kapitalzufluss geringer wird. Insgesamt macht sich Japan mit seiner Politik keine neuen Freunde. Man unterstellt der Regierung eine "Beggar-Thy-Neighbour"-Politik, eine Politik zu Lasten Dritter.

Bond-Märkte: Hier vollzieht sich eine ganz interessante Entwicklung. Die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen sind im Zuge der neuen Politik zunächst drastisch gefallen. Das war bei der starken Lockerung der Geldpolitik nicht anders zu erwarten. Im Mai haben sie sich aber von 0,44 Prozent auf 0,88 Prozent verdoppelt. Das ist nicht im Sinne der Bank von Japan, weil es den expansiven Kurs konterkariert. Andererseits ist es logisch. Wenn die Investoren daran glauben, dass die Politik Erfolg hat und die Preissteigerung anzieht, dann müssen sie Bonds verkaufen. Ich rechne damit, dass die Renditen mittelfristig weiter steigen werden.

Aktienmärkte: Hier ist der Aufwärtstrend bisher ungebrochen. Der Nikkei hat sich seit seinem Tiefpunkt vor etwa einem Jahr fast gradlinig um 86 Prozent erhöht. Das ist immens und müsste als Reaktion auf die neue Politik eigentlich ausreichen. Schaut man sich aber die langfristige Entwicklung des Nikkei an (siehe Grafik), so ist damit das Potenzial bei Weitem noch nicht ausgereizt. Die bisherige Spitze des Index mit 38.000 im Jahr 1990 war sicher eine Blase, die zu Recht platzte. Kursniveaus von 20.000 erscheinen im langfristigen Vergleich jedoch durchaus nicht übertrieben. Wenn es der Regierung tatsächlich gelingen sollte, die Deflation zu überwinden und die Wirtschaft auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zu bringen, dann wäre das eine neue Welt. Dann erscheinen auch Kursniveaus von 25.000 nicht abwegig.

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