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Die Ära der Niedrigzinsen: Fluch oder Segen für die private Altersvorsorge?

Guido vom Schemm
Guido vom Schemm
Eins steht fest – die künstlich niedrigen Zinsen werden die Anleger noch eine Weile begleiten. Welche Auswirkungen dies auf die Altersvorsorge haben kann, ist vielen Arbeitnehmern und Geschäftsführern häufig nicht bewusst. Die manipulierten Zinsen sind Fluch und Segen zugleich. Die klassische Altersvorsorge wird zukünftig noch stärker leiden, während sich Aktienaffinen Sparern ein nahezu einmaliges Chancenfenster auftut. Letztendlich zwingen die Niedrigzinsen zum Umdenken.

Die beliebteste Altersvorsorgeform der Deutschen ist die Lebensversicherung (LV). Wer jedoch die Entwicklung des Garantiezinses, der Überschüsse und somit die Gesamtverzinsung beobachtet hat, dem wird klar, dass die schwerste Zeit für Inhaber klassischer Lebensversicherungen erst noch bevorsteht. Sobald die letzten hochprozentigen Anleihen ausgelaufen sind, wird den circa 90 Millionen LV-Inhabern die bittere Rechnung präsentiert. Die Folge – 42 Prozent der Berufstätigen über 16 Jahre möchten ihre Altersvorsorge grundsätzlich nicht weiter ausbauen. Ein Irrweg, denn durch die gesunkene Rendite verringert sich die zur Verfügung stehende Summe zu Beginn des Renteneintritts.

Die Betroffenen müssten ihre Sparanstrengungen noch weiter hochschrauben, um nicht deutliche Einbußen bei der Rente gegenüber ihrem jetzigen Verdienst hinzunehmen. Wer statt Lebensversicherungen das Tagesgeld zur Altersvorsorge nutzt, fährt teilweise noch deutlich schlechter.

In 2011 gaben die Versicherten durchschnittlich 1.042 Euro pro Jahr aus – aufgerundet fast 100 Euro monatlich. Was dieser Betrag bewirken kann, zeigt nachstehendes Beispiel:

Ein 30-jähriger Single mit einem Bruttoeinkommen von jährlich 50.000 Euro, der bereits 10 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, wird zu Rentenbeginn eine Bruttoeinnahmelücke von circa 2.300 Euro monatlich gegenüber seinem jetzigen Verdienst haben. Um diese Lücke für 25 Jahre schließen zu können, müsste mit 65 Jahren ein Kapitalstock von knapp 550.000 Euro verfügbar sein. Damit dieser nach 35 Jahren angespart ist, bedarf es mit einer monatlichen Sparrate von 100 Euro einer Nachsteuerrendite von zwei Prozent bis zum Rentenbeginn. Das klingt machbar, doch das Problem ist die bisher vernachlässigte Inflationsrate. Der Rentenbetrag in 35 Jahren wird gegenüber dem heutigen Einkommen deutlich an Kaufkraft eingebüßt haben.

Gibt es denn keinen Ausweg aus der Falle? Natürlich, die Aktie. Getreu Kostolany: Wer gut schlafen will, kauft Anleihen. Wer gut essen will, kauft Aktien. Durch die Niedrigzinsen erfahren Aktienengagements einen besonders erfreulichen Rückenwind. Je länger die Zinsen am Boden sind, desto höher fallen die Unternehmensgewinne aufgrund gesunkener Zinsbelastungen aus. Und Aktienmärkte haussieren – natürlich wird die Volatilität bleiben. Würde unser Single aber 35 Jahre lang monatlich 100 Euro in einen DAX-ETF investieren, hätte dieser laut dem Deutschen Aktieninstitut eine Rendite zwischen 7,2 und 9,5 Prozent jährlich erzielt. Steuern und Transaktionskosten sind unberücksichtigt geblieben, aber auch nach deren Abzug dürften deutlich mehr als die benötigten zwei Prozent übrig bleiben.

Die Schere im Rentenalter wird auch aufgrund der Niedrigzinsära weiter aufgehen. Für diejenigen, die weiter auf Zinsprodukte setzen, wird es immer schwieriger, den Lebensabend auskömmlich zu verbringen. Wer die Zeichen der Zeit erkennt, hat beste Chancen auf ein goldenes Rentenalter.

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