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„Die Angst im Markt ist gut für den Dax“

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DAS INVESTMENT.com: Was ist mit dem anderen Sachwert, der Aktie?

Webersinke: Deutsche Titel sind auch nicht mehr billig. Der Dax ist normal bewertet, aber nicht euphorisch bewertet. Viele denken hingegen, dass der Dax-Stand bei 8.000 Zählern ein Indiz fürs Aussteigen ist. Man hat das alles schon zweimal erlebt. Erst klettert der Index auf über 8.000 Punkten und dann stürzt er ab. Dabei verkennen die Anleger, dass diesmal das Ertragsniveau der Unternehmen ein ganz anderes ist. Das heißt, Unternehmen sind heute nicht im Ansatz so teuer wie das im Jahr 2000 der Fall war.

Die im Markt vorhandene Angst vor der Zukunft Deutschlands und Europas ist im Grunde genommen wunderbar. Dadurch klettern wir an einer Wand der Unsicherheit und des Zweifels. Von Euphorie indes sind wir weit entfernt. Das ist die beste Voraussetzung für eine andauernde Hausse am Aktienmarkt.

DAS INVESTMENT.com: Was macht die Unternehmen so gut?

Webersinke:
Der Umgang mit der Krise. Gerade deutsche Unternehmen beweisen hohe Flexibilität. Sie haben auf die schwache Konjunktur in Südeuropa schnell reagiert und ihre Absatzmärkte in die Emerging Markets verlagert. Und nach einem schwächeren Jahr 2012 befinden wir uns nun in einem positiveren Konjunkturumfeld. Zwar befinden sich Südeuropa in einer strukturellen Krise, die uns noch einige Jahre begleiten wird. Aber Nordeuropa fängt sich wieder und vor allem in Deutschland sind die Frühindikatoren sensationell gut. Ich erwarte für dieses Jahr eine Wachstumsüberraschung.

DAS INVESTMENT.com:
Viele erhoffen sich weitere Impulse 2013 aus dem US-Immobilienmarkt. Was ist dran?

Webersinke: Das Momentum ist sichtbar. Wir kommen immerhin aus fünf schlimmen Jahren. Die Sanierung der US-Immobilienblase war bitter, aber die Amerikaner und die Finanzmärkte haben die Krise abgearbeitet. Deutschland und die USA sind die beiden Volkswirtschaften, die uns 2013 mit ihrem Wachstum überraschen werden. Kein Wunder ist es, dass der Dax kurz vor seinem Allzeithoch steht und der Dow Jones bereits neue Höchststände erreicht hat.

DAS INVESTMENT.com: Ist der deutsche Anleger denn schon an Bord bei Aktien?

Webersinke: Mehrheitlich nicht. Denn zwölf Jahre heftige Schwankungen am Aktienmarkt haben ihre Spuren beim Anleger hinterlassen. Manche haben eine Katastrophe nach der anderen erlebt. Sowieso kann jeder Aktienanleger von einem Aktien-Investment erzählen, wo er stärkere Verluste gemacht hat. Und das betrifft nicht nur den Privatanleger. Auch die institutionellen Anleger sind noch nicht zurückgekehrt. Können Sie auch gar nicht. Denn dafür fehlen ihnen die Risikobudgets. Viele deutsche Versicherungen und Pensionswerke sind derzeit überhaupt nicht Dax-fähig.

DAS INVESTMENT.com:
Mittlerweile korrelieren die Anlageklassen viel stärker als früher. Ist Markowitz, ist seine Portfoliotheorie tot?

Webersinke: Nein, denn der Grundgedanke ist wichtiger denn je: Diversifizieren. Je unsicherer Anleger sind, desto mehr sollten sie ihr Portfolio streuen. Das wissen auch alle, nur kaum einer macht es. Der Normalbürger hat stattdessen eine Lieblingsvermögensklasse: Gold und Festgeld. Die Deutschen haben so viel Festgeld wie nie zuvor. Obwohl sie dafür fast nichts bekommen.

Deswegen ist es so wichtig, dass Anlageberater immer wieder ihre Kunden auf vermeintliche zweitbeste Lösungen hinweisen. Dem Normalbürger leuchtet das aber nicht ein. Er fragt sich, warum er sich mit Dinge beschäftigen soll, die er nicht so gut findet. Letztendlich führt es dazu, dass fast 90 Prozent der deutschen Anleger keine Aktien in ihrem Depot haben.

Professor Hartwig Webersinke kann demnächst auch als Redner auf dem 3. Münchner Vermögenstag erlebt werden. Der Kongress findet am 25. April 2013 im Hotel Leonardo Royal Munich statt und ist wie in den beiden Vorjahren kostenfrei.

>> Weitere Informationen sowie das Anmelde-Formular finden Sie hier

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