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"Die Angst vor Inflation ist unbegründet"

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Wie lange wird die Inflation niedrig bleiben?

Preißler: Ich gehe davon aus, dass sich die Inflation in der Eurozone in den nächsten acht bis zehn Jahren in der bereits genannten Bandbreite von 1 bis 3 Prozent bewegen wird. Danach könnte sie steigen, allerdings nicht wegen einer Zunahme der Liquidität, sondern wegen der Demografie.

Dann dürften nämlich in den Schwellenländern, die das Frühstadium einer Industrienation hinter sich gelassen haben, die Arbeitskräfte allmählich knapper werden und entsprechend die Löhne überproportional steigen. Aufgrund des höheren Lohnkostenanteils in den Produkten dürfte schließlich der Inflationsdruck zunehmen.

In China beispielsweise arbeiten immer noch mehr als 40 Prozent der Beschäftigten in der Landwirtschaft. Wenn dieses Reservoir an Niedriglöhnern deutlich schrumpft, dann stehen andere Länder wie Indonesien und Bangladesch bereit, um mit ihren billigen Arbeitskräften in die Bresche zu springen. Aus den Industrieländern wandert die Produktion in diese Länder ab und wir können die dort gefertigten Produkte billiger importieren.

Erst wenn diese Umschichtung nicht mehr möglich ist, dürfte die Inflation in der Eurozone deutlich steigen. Ich rechne erst ab etwa 2020 damit, dass dieser inflationshemmende Globalisierungseffekt ausläuft. Bis dahin werden wir auch mit niedrigen Zinsen leben müssen.

Viele Anleger haben aber große Angst vor einer stark steigenden Inflation und kaufen Sachwerte wie Gold und Immobilien. Ist das sinnvoll?

Preißler: Ich kann dieses Verhalten gut verstehen, sehe dabei aber auch Probleme, weil Gold und Immobilien zwar sichere Anlageformen sind, aber nicht zwangsläufig auch ertragreiche.

So schwankt der Goldpreis immer wieder stark. Wenn zum Beispiel Italien in der Not seine beträchtlichen Goldreserven verkaufen würde, dann würde der Goldpreis stark sinken. Auch politische Meldungen lassen den Goldpreis immer wieder in beide Richtungen stark schwanken. Man muss Gold also zur richtigen Zeit kaufen und auch wieder verkaufen, um einen Gewinn zu erzielen. Bei physischem Gold sind zudem die Lagerkosten zu berücksichtigen.

Und Immobilien sind ebenfalls nicht immer attraktive Anlageformen. In guten Lagen attraktiver Städte sind die Preise für Wohneigentum in den vergangenen Jahren bereits deutlich gestiegen. Deshalb ist es fraglich, ob sich damit künftig noch zufriedenstellende Erträge erzielen lassen.

Was empfehlen Sie Anlegern in diesem Umfeld niedriger Zinsen?

Preißler: Das Kaufen und langfristige Halten von Geldanlagen mit attraktiven Renditen wird in den nächsten Jahren nicht mehr funktionieren. An aktivem Management führt kein Weg vorbei. Künftig wird es nicht mehr reichen, die Gewichtung einzelner Anlageklassen ein bisschen zu verschieben. Dauerhaft attraktive Erträge entstehen nur noch über einen aktiven Bewirtschaftungsansatz, der jeweils nur jene Anlageklassen herausfiltert, die in überschaubarer Zukunft die besten Perspektiven bieten.

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