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Die Angst vor Risiko ist die größte Gefahr

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Die Verlangsamung der Weltwirtschaft ist fundamental angelegt. Die nach dem Kollaps von Lehman Brothers aufgelegten Konjunkturprogramme sind ausgelaufen und lassen in den USA eine strukturell geschwächte Wirtschaft zurück. In den Schwellenländern haben der starke Anstieg der Nahrungsmittelpreise und Zinserhöhungen Bremsspuren hinterlassen Die konjunkturelle Verlangsamung hat angefangen "zu laufen". Eine rasche Trendumkehr ist aus fundamentaler Sicht unwahrscheinlich.

Die anhaltend hohe Risikoaversion an den Finanzmärkten wird zusätzlich auf die Stimmung in der Realwirtschaft drücken. Der Philly Fed war gestern das "erste Opfer". Bereits nächste Woche stehen weitere wichtige Frühindikatoren zur Veröffentlichung an: die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone und China am Dienstag, das Ifo Geschäftsklima am Mittwoch sowie einige weitere Unternehmensumfragen (vgl. Tabelle). Zumindest in den USA und Europa sind starke Rückgänge sehr wahrscheinlich. Besonders die exportorientierten deutschen Unternehmen dürften den Gegenwind gespürt haben. Möglicherweise werden die heruntergeschraubten Konsenserwartungen in einigen Fällen unterschritten.
Sollten die Stimmungsindikatoren von Unternehmen und Verbrauchern in den nächsten Monaten mehrfach stark fallen, besteht sogar das Risiko von sich selbsterfüllenden Erwartungen ("Worst Case"). Anleger befürchten eine Verschlechterung und sehen sich in immer neuen negativen Umfragewerten bestätigt. Die Unsicherheit an den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft verstärkt sich gegenseitig. Wollen Unternehmen und Verbraucher auf Nummer sicher gehen, halten sie sich mit ihren Investitions- und Ausgabeentscheidungen zurück. Die konjunkturellen Bremsspuren würden in diesem Fall noch stärker ausfallen.

Mein Fazit: Ich halte nach Abwägung aller Punkte Szenario 2 für das wahrscheinlichste. Eine starke Verlangsamung der Weltwirtschaft ist unterwegs. Sie lässt sich nicht mehr stoppen. China sollte aber trotz Abkühlung immer noch kräftig wachsen und die globale Abwärtsbewegung dämpfen. Die Frühindikatoren übertreiben – aber leider nur ein bisschen. Die größte Gefahr sehe ich in der hohen Risikoaversion an den Finanzmärkten, die zusehends lähmend auf die Realwirtschaft wirken könnte.

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