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Vermögensverwalter Joachim Paul Schäfer Anleger sollten 2021 auch die Risiken auf dem Radar haben

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Gleichzeitig klammert das Abkommen bislang den für die Briten so wichtigen Finanzsektor vollkommen aus. Damit droht den Londoner Banken der Marktzugang zum europäischen Festland verloren zu gehen.

Schuldenkrise in China

Noch ganz andere Probleme gibt es in China. Dort sind die Schulden auf ein bedrohliches Ausmaß gestiegen. Mehrere große Staatskonzerne mussten bereits ihre fällige Tilgung aussetzen. Nach Berechnungen der Ratingagentur Fitch sind von Anfang Januar bis Ende Oktober schon Verbindlichkeiten in einer Höhe von umgerechnet rund fünf Milliarden Euro ausgefallen - so viele wie noch nie.

Auch die Landesregierungen und die privaten Haushalte sind bedrohlich hoch verschuldet. Die privaten Haushalte stehen im Durchschnitt mit 128 Prozent ihrer Einkommen in der Kreide. Die Schulden der privaten Haushalte, der Unternehmen und des Staates summieren sich mittlerweile auf mehr als 270 Prozent des chinesischen BIPs. Zusätzlich gibt es noch eine Immobilienblase, die zu platzen droht.

Schließlich gibt es noch die Gefahr einer steigenden Inflation oder zumindest der Inflationserwartungen. Der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn hat berechnet, dass Mitte 2021 in der Eurozone sechsmal so viel Zentralbankgeld im Umlauf sein wird wie kurz vor dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008. Das zusätzliche Angebot von Waren und Dienstleistungen hat da bei Weitem nicht Schritt gehalten. Gleichzeitig sorgt die schon vor Corona begonnene Deglobalisierung für einen gewissen Inflationsdruck. Schließlich werden die neuen CO2-Abgaben Benzin und Heizöl verteuern.

Die Notenbanken könnte also in eine Zwickmühle geraten, wenn die Verbraucherpreise tatsächlich einmal anziehen sollten. Denn ihr Spielraum, die Anleihenkäufe zu drosseln oder die Zinsen anzuheben, ist extrem begrenzt, wenn sie nicht Staatsbankrotte und Pleiten an den Immobilienmärkten riskieren wollen.

Die genannten Risiken bedeuten nicht, dass Anleger um Aktien einen Bogen machen sollten. Sie sollten aber vor allem bei den hochbewerteten Tech-Aktien vorsichtig agieren und im Zweifelsfall unterbewertete Value-Titel bevorzugen. Und sie sollten ausreichend Liquidität halten, um bei möglichen Kurskorrekturen günstig nachkaufen zu können. Dass die Aktienmärkte so am Schnürchen weiter nach oben ziehen wie seit März scheint doch eher unwahrscheinlich.

 
Über den Autor:
Joachim Paul Schäfer ist nach verschiedenen Stationen bei der US-Investmentbank Prudential-Bache seit 1996 bei der PSM Vermögensverwaltung als Partner tätig. 

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