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Notenbanken Die Anzeichen einer strafferen Geldpolitik mehren sich

Das neue Opernhaus in Oslo ist ein Spiegel von Norwegens Wirtschaftskraft
Das neue Opernhaus in Oslo ist ein Spiegel von Norwegens Wirtschaftskraft: Die Norges Bank hat den ersten Schritt zu einer geldpolitischen Normalisierung getan und den Leitzins auf 0,25 Prozent erhöht. | Foto: Imago Images / photothek
Sandra Holdsworth, Aegon AM

Die norwegische Zentralbank Norges Bank hat zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie die Zinsen erhöht. Seit März 2020 lag der Leitzins bei 0 Prozent; jetzt hat die Bank den ersten Schritt zur Normalisierung der Geldpolitik eingeleitet und den Zinssatz auf 0,25 Prozent erhöht.

Damit ist Norwegen das erste Land unter den G10-Staaten, in dem die Zinsen angehoben werden. Allerdings wird es wohl nicht lange dauern, bis andere Zentralbanken folgen. Die Kommunikation der Währungshüter rund um die Welt hat sich im vergangenen Monat schleichend in Richtung einer bevorstehenden geldpolitischen Straffung entwickelt.

Die Federal Reserve hat jüngst den neuen Dot Plot veröffentlicht, mit dem die US-Notenbank ihren Ausblick für den Zinsverlauf in den nächsten Jahren signalisiert. Dieser zeigt, dass im Vergleich zu Juni weitere Fed-Mitglieder mit baldigen Zinserhöhungen rechnen. Fed-Chef Jerome Powell deutete derweil an, dass das QE-Programm bereits im Mai 2022 auslaufen könnte, früher als vom Markt erwartet. Obwohl sich die Fed mit der Bekanntgabe des Beginns ihres geldpolitischen Straffungszyklus noch zurückhält, erwarten die Marktteilnehmer eine Ankündigung des Taperings im Zuge der nächsten Fed-Sitzung.

BoE und EZB straffen und „rekalibrieren“

In Europa hat die Bank of England (BoE) den Weg für eine Zinserhöhung vielleicht schon im November geebnet. Die Anzahl der BoE-Entscheider, die das derzeitige QE-Programm vorzeitig beendet sehen möchten – obwohl es ohnehin zum Jahresende ausläuft – nehmen zu. So wie es aussieht, könnte die Bank of England die Zinssätze früher anheben als die Fed, was ungewöhnlich wäre. Normalerweise orientiert sich die BoE an den Schritten der US-Notenbank; doch die heißgelaufene britische Wirtschaft und steigende Inflation sind für die britische Notenbank Grund zur Sorge.

Die Europäische Zentralbank hat ihr Anleihekaufprogramm bereits „rekalibriert“ und kauft inzwischen monatlich weniger Anleihen als noch im Sommer. Es wird erwartet, dass sie das Pandemie-Notfallankaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Programme, PEPP) in der einen oder anderen Form im kommenden Frühjahr verlängern wird, um einen drastischen Schnitt zu vermeiden, aber die Andeutung höherer Zinssätze dürfte ein Ausreißer bleiben. Allerdings wird die Geldpolitik durch die Verringerung der Anleihekäufe weniger akkommodierend und tendiert somit in Richtung einer strafferen Gangart.

BoE und SNB bleiben locker

Andere Zentralbanken hingegen behalten ihre Geldpolitik bei. Die Bank of Japan und die Schweizerische Nationalbank (SNB) kündigten keine Änderung ihrer Politik an. Unserer Ansicht nach ist es am wenigsten wahrscheinlich, dass diese Zentralbanken den Kursänderungen in den USA und im Vereinigten Königreich folgen werden. Die japanische Wirtschaft entwickelt sich verhalten und bleibt, solange sich nicht ein größerer Teil der Bevölkerung impfen lässt, anfällig für neue Einschränkungen im Zusammenhang mit Covid-19. In der Schweiz vertritt die SNB weiterhin die Ansicht, dass der Franken überbewertet ist, und hält daher an ihrem seit 2015 unveränderten Negativzins von -0,75 Prozent fest.

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