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Die aufregendste Geldanlage der Welt - Teil 2 Der Wert der Kunst

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Wie bestimmt man den Wert von Kunst?

Eine Bewertung von Kunst aufgrund von Kennzahlen, der Knappheit oder dem Ertragswert wie bei anderen Anlageformen ist nicht möglich. In Zusammenhang mit der Bewertung von Kunst wird in der Regel von sechs wertschaffenden Faktoren gesprochen, die sich zum Teil sehr deutlich von denen anderer Märkte unterscheiden:

1)    Der Wert des ästhetischen Genusses, den ein Kunstwerk dem Betrachter bereitet.
2)    Die besondere Bedeutung des Originals.
3)    Der Wert eines besonderen Kauferlebnisses bei Kunst.
4)    Die Bedeutung von Kunst für den Sozialstatus.
5)    Kunst als Mittel der Risikostreuung.
6)    Die Reputation des Kunstwerkes beziehungsweise seines Schöpfers.
7)    Die Marktmacht von Galeristen und Großsammlern.

Diese Faktoren werden im Folgenden genauer betrachtet.

1) Qualität in der Kunst

Bildende Kunst spricht uns vor allem emotional an, mittels unserer Wahrnehmung; insbesondere durch sinnliches Anschauen. Ihr Wert ergibt sich durch ihre Ästhetik, also die Art, wie sie unsere Sinne bewegt, wenn wir sie betrachten: durch Wahrnehmung von Schönheit und Hässlichkeit, Angenehmen und Unangenehmen.

Doch, was ist „künstlerische Qualität“? Wie will man etwas, was explizit nicht den Verstand anspricht, bewerten? Wie will man diese Bewertung dann auch noch in Geldeinheiten ausdrücken? Diese Fragen versuchen eine ständig wachsende Schar von Kunstexperten zu beantworten.

Dass Experten zur Bewertung von komplexen Dingen herangezogen werden, ist an sich nichts Ungewöhnliches, gerade wenn diese nur selten gehandelt werden. Doch während sich Aktienanalysten, Immobiliensachverständige oder Autoexperten zumeist an relativ objektiven Kriterien orientieren, sind diese bei Kunstexperten immer sehr subjektiv und vor allem vom kulturellen Umfeld abhängig. Vor allem bei der zeitgenössischen Kunst sind die Interpretationsspielräume sehr weit.

„So gesehen lebte ,Qualität´ immer von der Macht derjenigen, die über sie befanden, und von der Verve derer, die eine Kontroverse noch lohnend fanden. Qualitätskriterien zeigten sich historisch als umso wandelbarer, je konkreter sie gefasst werden.“ Dies stellte einmal Georg Imdahl fest, Kunstkritiker und Professor für Kunst und Öffentlichkeit an der Kunstakademie Münster.

Der Qualitätsbegriff ist einem permanenten Veränderungsprozess unterworfen. Dies wird deutlich, wenn man die Entwicklung des Kunstmarktes in den vergangenen Jahrzehnten betrachtet. Viele der heute so wertvollen Impressionisten waren unter ihren Zeitgenossen nur eine wenig populäre Randgruppe, einige mussten um das Überleben kämpfen. Van Gogh konnte zu Lebzeiten nur sehr mühsam wenige Werke verkaufen (unter anderem an seinen Bruder). Hierin zeigt sich deutlich, dass Beliebtheit in der Gegenwart kein guter Indikator für die langfristige Wertentwicklung ist.

Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren praktisch nur für Meisterwerke aus der europäischen Kunstgeschichte und der Moderne sehr hohe Preise zu erzielen. Am höchsten wurden Impressionisten wie Van Gogh und Renoir bewertet. Zeitgenössische Werke sowie Kunst aus Schwellenländern spielten so gut wie keine Rolle. Chinesische Kunst, die über Ming-Vasen hinausging, wurde gar nicht wahrgenommen.

Im Verlauf der 80er und Anfang der 90er Jahre kam es zur ersten großen Kunstpreisblase. Vor allem japanische Käufer überschwemmten den Markt mit Geld und trieben die Preise für die Favoriten des alten Kunstmarkts in die Höhe. Es kam, wie es kommen musste, mit dem Platzen der japanischen Wirtschaftsblase und dem ersten Irakkrieg 1991 brach der Kunstmarkt ein.

Seitdem hat sich der Markt wieder stark erholt, aber vor allem dank neuer Käufer. Neureiche Asiaten und die Erben alter Vermögen in Europa und USA bestimmen jetzt die Kunstszene, ihre Ideen sind moderner als der früheren Geschmacksleitbilder. Dementsprechend sind junge Künstler gefragt, insbesondere aus Schwellenländern. Die in der abendländischen Tradition stehende Kunst hingegen verliert sukzessive an Bedeutung.
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