LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 4 Minuten

„Die Banken sind unschuldig. Lasst sie geh´n!“

Seite 2 / 2


So ging es in ganz Europa. Griechenlands Sozialisten regierten ab 1981 fast ununterbrochen. Alle 4 Jahre nahm man 50.000 Menschen vorübergehend in den Staatsdienst auf – mit dem Versprechen, sie im Fall eines Wahlsieges fix anzustellen. Den Eisenbahnern versprach man vor Wahlen 400 Euro monatlich, wenn sie sich die Hände wuschen und den Busfahrern 300 Euro, wenn sie pünktlich zur Arbeit kämen. Der Erfindungsreichtum europäischer Sozialpolitiker kannte keine Grenzen. Jeder vierte Grieche verbringt seinen Tag heute in einer Amtsstube.

Schuster als Finanz-Profiteure

Vom Geschäft mit den Schulden hätten Banken doch sehr wohl profitiert. Richtig. So wie etwa auch Schuster oder Badewannenproduzenten. Wenn Regierungen billig Geld ins Land streuen, dann lässt dies alle Umsätze einer Volkswirtschaft ansteigen. Solche von Unternehmen, die mit Geld handeln (wie Banken), genauso wie solche, die dies mit Schuhen tun.

Die staatlich organisierte Geldschwemme lässt die Kassen vieler Firmen klingeln, doch haben diese deshalb noch lange nicht die Finanzkrise verursacht. Außerdem leben Banken von Schuldnern, die bezahlen und nicht von solchen, die ihnen die Existenz kosten.

Die Finanztransaktionssteuer trifft den Richtigen: Den Bürger

Die ganze Welt weiß, dass Finanztransaktionssteuern Finanzgeschäfte nur verlagern, aber nicht verhindern. Die ganze Welt? In Europa plagt einige Politiker das schlechte Gewissen und so lenken sie die Schuld auf andere. Zur Strafe sollen die nun neue Steuern zahlen.

Schweden führte 1984 eine Finanztransaktionssteuer auf Aktien ein. Prompt gingen die Kurse in den Keller, der halbe Börsenhandel wanderte nach London ab. Von erträumten 1.500 Millionen Kronen blieben ganze 50.

Eine europäische Finanztransaktionssteuer würde mit ihrer geringen Höhe von 0,1 Prozent auf Finanztransaktionen große Spekulationsdeals in keinster Weise beeinflussen. Ein Spekulant geht ja nur einmal mit „100“ rein, und dann ein zweites Mal - mit „150“ - raus. Ob als Profit dann 50 oder eben doch nur 49,9 bleiben, bleibt ohne Belange.
 
Micro-Steuern bringen Geld nur da, wo eine hohe Frequenz auf kleine und mittlere Beträge trifft. Wie etwa beim Zahlungsverkehr. Und so wird die neue Steuer nur die Kontogebühren von Europas Konsumenten steigern. Und das zu Recht.

Denn es war die reine Selbstsucht, die drei Generationen dazu trieb, mit ihrer ungezügelten Schuldensucht die Zukunft der eigenen Kinder und Enkel zu verbauen. Es war die Gier nach einem besseren Leben, ohne Rücksicht auf Verluste. Heute steht man vor dem Scherbenhaufen und wagt es nicht, seinen Kindern in die Augen zu sehen.

Und deshalb sind jetzt auch die anderen schuld. Die Banken etwa.

Zum Autor: Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist. Er hat Europas erstes „Globalisierungskritik-kritisches“ Buch geschrieben, „Die Finanzkrise und die Gier der kleinen Leute“. Mehr zum Autor finden Sie hier.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion