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Die Bayerische „Wir sind leidenschaftliche Spießer“

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DAS INVESTMENT.com:
Sinkt der Garantiezins für Lebensversicherungen im kommenden Jahr auf 1,25 Prozent, wie von den deutschen Aktuaren vorgeschlagen, verliert das Rentensparen wieder einmal an Attraktivität, oder?

Gräfer:
Zunächst einmal – für die Bayerische bräuchte es keine Reduktion und schon gar nicht auf 1,25 Prozent. Aber die Deutsche Aktuarvereinigung hat sich dafür ausgesprochen, und insofern gehe ich da on aus, dass der Gesetzgeber diese Empfehlung umsetzen wird. Die Berichterstattung aber reduziert sehr stark auf diesen Rechnungszins.

Das ist nicht besonders sinnvoll, da die Überschussbeteiligung natürlich noch obendrauf kommt. Und hier bietet die Branche im Übrigen auch 2014 beachtliche Ergebnisse. Wir als die Bayerische liegen hier 2014 im Top-Feld der deutschen Anbieter. Aber die Haupt-Performance der Lebensversicherung liegt auch nicht im Zinssatz.

DAS INVESTMENT.com:
Sondern?

Gräfer:
In der Absicherung der Langlebigkeit. Sie sorgt dafür, dass Sparer am Ende ihres Lebens noch Geld übrig haben. Und das kann keine andere Kapitalanlage. Wir sind leidenschaftliche Spießer und glauben daran, dass eine konventionelle Lebensversicherung – wenn sie richtig eingesetzt wird – einen riesigen Mehrwert für Kunden hat.

Wir beobachten gerade, dass viele unserer Kunden insbesondere für Einmalbeiträge nach Lösungen fragen, die auf dem konventionellen Deckungsstock beruhen. Das Kapitalanlageportfolio der Versicherungsgesellschaften wird also immer wichtiger.

DAS INVESTMENT.com:
Obwohl kein Kunde weiß, was da genau drinliegt. Die Deckungsstöcke sind nach wie vor eine Blackbox.

Gräfer:
Die Versicherer öffnen sich langsam und berichten über Assetklassen.

DAS INVESTMENT.com:
Richtig. Und da sieht man dann zum Beispiel, dass Aktien nur einen minimalen Anteil am Portfolio ausmachen.

Gräfer:
Die Höhe des Aktienengagements hängt von der Risikotragfähigkeit ab und von der Frage, welche Garantie man erwirtschaften muss. Dafür zwei schöne Beispiele: Wir haben in unserer Gruppe den älteren Lebensversicherer aus dem Jahr 1858 und den jungen Lebensversicherer, der 27 Jahre alt ist.

Der ältere hat eine durchschnittliche Zinsverpflichtung von marktüblichen 3,2 Prozent. Beim jungen Lebensversicherer beträgt dieser Wert nur 2,6 Prozent. Da können Sie bei der Kapitalanlage ein Stück weit anders vorgehen.

Wobei wir traditionell diesen Freiraum mit Immobilienanlagen ausschöpfen – 14 Prozent des Portfolios stecken in Immobilien, das ist viermal so viel wie der Durchschnitt. Aber wir bauen den Anteil jetzt auf 8 Prozent ab.

DAS INVESTMENT.com:
Warum?

Gräfer:
Wir trennen uns zum einen aus verwaltungstechnischen Gründen teilweise von Immobilien, die außerhalb unseres Investmentgebiets Bayern liegen. Der andere Grund ist die Eigenkapitalhinterlegung von 25 Prozent, die Immobilien nach dem neuen Solvenzregime Solvency II erfordern. Das wäre schon eine sehr hohe Rendite, die Sie da erwirtschaften müssten, um das rechtfertigen zu können.

DAS INVESTMENT.com: Was halten Sie von dem EU-Projekt?

Gräfer:
Das Berichtswesen ist richtig anstrengend. Das ist meiner Ansicht nach überbordend. Wenn Sie die Mannschaft nahezu verdoppeln müssen, nur um dem Berichtswesen Herr zu werden, so ist das für einen Mittelständler schon nicht ohne.
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