Die vergangenen 10 Jahre waren alles andere als einfach für Anleger, die einen Teil ihres Kapitals in den Schwellenländern verorteten. Wer in Ländern wie China, Indien, Russland oder Brasilien investierte, brauchte Nerven wie Drahtseile, insbesondere wenn die Papiere aus Russland stammten. Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen des Westens führten dazu, dass der Handel sämtlicher Wertpapiere der ehemaligen Sowjetrepublik eingestellt wurde. Viele Investoren sitzen derzeit auf ihren nicht handelbaren Aktien, Fonds oder ETFs. Ihnen droht womöglich der Totalverlust.
Schwellenländer unter Druck
Regel Nummer Eins lautet deshalb: Streu dein Vermögen möglichst breit! Ein Korb voller Aktien aus vielen unterschiedlichen Regionen gleicht Verlustgeschäfte aus, wenn es mal, wie im Fall Russland, schlechter läuft. Der Wegfall des russischen Marktes unterstreicht das Risiko, das mit Investments in einzelnen Ländern verbunden ist. Unzureichende Rechtsicherheit, schwere Staatseingriffe und Korruption nagen am Image vieler Entwicklungsländer.
Die Coronapandemie und Lieferengpässe im Zuge der Lockdown-Beschränkungen in China hinterlassen zusätzlich ihre Spuren in der wirtschaftlichen Entwicklung der Schwellenländer. Obwohl viele Experten raten, die Schwellenländer im Depot zu berücksichtigen, fallen die Ergebnisse der letzten Jahre ernüchternd aus. Der MSCI Emerging Markets, der die Aktienentwicklung von rund 1200 Unternehmen umfasst, legte in den zurückliegenden 10 Jahren gerade einmal um 60 Prozent zu. Ein Investment im Industrieländerindex MSCI World brachte dagegen rund 230 Prozent Ertrag.
Dominiert wird der Index von chinesischen Titeln. Mehr als 30 Prozent der Aktien stammen aus dem Reich der Mitte. Schwellenländermanager Dominic Bokor Ingram von Fiera Capital erwartet, dass sich dieser Trend noch verstärkt: „In Anbetracht der rapide wachsenden Volkswirtschaft, der sich auf eine lebhafte Aktienmarktkultur stützen kann, ist die Wahrscheinlichkeit fraglos groß, dass Chinas Gewichtung in den Schwellenländer-Indizes weiterwachsen wird.“
Belastungsfaktor US-Dollar
Wie im Rest der Welt ist auch in den aufstrebenden Ländern die hohe Inflation derzeit ein großer Belastungsfaktor, weil die Menschen einen noch größeren Anteil ihres Vermögens für Nahrungsmittel und Energie ausgeben müssen als in den Industriestaaten. Das ist auch ein Grund dafür, dass viele Notenbanken in den Emerging Markets bereits früher als die Geldhüter im Westen damit begonnen haben, die Leitzinsen zu erhöhen. Dazu kommt der starke US-Dollar, der die Ökonomien der Emerging Markets belastet. Weil viele Schwellenländer in US-Dollar verschuldet sind, wird die Rückzahlung dieser Schulden teuer. Können Staaten ihre Schulden nicht bedienen, riskieren sie den Zugang zu den internationalen Finanzmärkten zu verlieren.
Interessant?
Die grundlegenden Erfolgsfaktoren, die eine Anlage in Schwellenländer attraktiv machen, haben jedoch weiter Bestand. In Summe werden die Emerging Markets auch in Zukunft deutlich stärker wachsen als die Volkswirtschaften der Industrieländer. Die „Aufstreber“ profitieren von einer jungen Bevölkerung und der konsumfreudigen, wachsenden Mittelschicht. Die anziehenden Rohstoffpreise kommen rohstoffexportierenden Ländern wie Brasilien oder Südafrika zugute. Andere Länder wie Vietnam oder Thailand, die Rohstoffe importieren müssen, leiden dagegen unter den hohen Notierungen.
Optimismus bei Experten
Chetan Sehgal, Schwellenländerexperte bei Franklin Templeton sieht gute Chancen, weil die Märkte neben äußerst attraktiven Bewertungen geringe Verschuldungsquoten aufweisen. Zudem steigen die Cashflows vieler Unternehmen, insbesondere bei rohstoff- und technologieorientierten Firmen.
Dass hinsichtlich der Schwellenländer viel Optimismus herrscht, untermauern die Prognosen von Metzler Asset Management. Die Analysten haben sich die historischen Renditen der vergangenen 200 Jahre angesehen und leiten daraus die zu erwartenden Erträge für verschiedene Anlageregionen und Assetklassen ab. Rund 8,7 Prozent Ertrag soll demnach in den nächsten 10 Jahren mit Schwellenländeraktien möglich sein. Dagegen rechnen die Experten bei US-Aktien mit nur 2,7 Prozent Jahresertrag.
Um das Potenzial der wachstumsstarken Regionen auszuschöpfen bieten sich weltweit investierende und günstige ETFs an. In unserem Ranking findest du die besten Angebote der letzten 5 Jahre. Neben der Wertentwicklung fließen Risikokennzahlen in die Bewertung ein. Als Grundlage dient dabei die Sharpe-Ratio. Die Kennzahl misst die Überrendite einer Geldanlage pro Risikoeinheit. Wenn ein Anleger beispielsweise die Wahl zwischen zwei ETFs hat, die beide in den vergangenen drei Jahren eine jährliche Rendite von 20 Prozent erzielt haben, so dürfte er den Fonds bevorzugen, der diese Rendite mit dem geringeren Risiko erreicht hat. Auf den nächsten Seiten findet ihr die besten fünf Schwellenländer-ETFs der vergangenen 5 Jahre.