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Die 226 besten Schwellenländer Fonds (Crashtest)

Portfoliomanager haben derzeit alle Hände voll zu tun, ihre Fonds erfolgreich durch die unruhige See zu manövrieren. Das gilt insbesondere für Schwellenländerfonds, zu deren Anlageuniversum in der Regel auch Russland gehört. Und auch die jüngsten Wahlen in Brasilien, aus denen der ehemalige Präsident Luis Inacio Lula da Silva als Sieger hervorging, betreffen die Fonds unmittelbarer als globale Aktienfonds.

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Wie unterschiedlich man im aktuellen Marktumfeld agieren kann, zeigt die Analyse des Sieger-Trios im jüngsten Crashtest der Kategorie: So hatte Rajiv Jain mit dem zweitplatzierten GQG Partners Emerging Markets Equity im Laufe des Jahres 2021 eine Russland-Position von nahezu 16 Prozent des Portfolios aufgebaut und bis Anfang März 2022 drastisch auf nahezu null heruntergefahren.
Zudem hält der ehemalige Star-Fondsmanager der Schweizer Investmentgesellschaft Vontobel gut ein Viertel des Portfolios in Titeln aus Brasilien.
Anlagestrategie des JPM Emerging Markets Dividend: Fokus auf Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten
Auch Omar Negyal, Lead-Portfoliomanager des mit 70 von 100 möglichen Punkten ebenfalls zweitplatzierten JPM Emerging Markets Dividend, hatte im vergangenen Jahr auf die russische Karte gesetzt und das Land gegenüber der Benchmark MSCI Emerging Markets übergewichtet – wenn auch weniger ausgeprägt als Jain.
„Um das Risiko zu begrenzen, haben wir jedoch recht früh und schnell gehandelt, als die geopolitischen Spannungen zwischen Russland und dem Westen zu eskalieren begannen. So machte die Gewichtung am 28. Februar 2022 nur noch 0,5 Prozent des Portfolios aus“, erläutert Negyal.
Im Vergleich zu Jain zeigen sich der JPM-Fondsmanager und sein Team in Sachen Brasilien zurückhaltender: So liegt die Gewichtung von Titeln aus der Heimat des Samba derzeit bei nur rund 6 Prozent.
Den Wahlausgang bewertet er aus Investoren-Perspektive gleichwohl positiv: „Der Binnenkonsum ist eine wichtige Triebkraft des Wachstums und dürfte von den angekündigten Unterstützungen der Bevölkerung profitieren.“
Negyal verfolgt einen rein Bottom up-getriebenen Anlagestil. Im Gegensatz zu seinen beiden Wettbewerbern setzt er gezielt auf Unternehmen, die mit soliden Dividenden punkten – die durchschnittliche Dividendenrendite beläuft sich aktuell auf 4,8 Prozent.
„Ausschüttungen stehen in direktem Zusammenhang mit der Unternehmensführung. Daher betrachten wir eine Dividendenstrategie als gute Methode, um das Unternehmensrisiko in den Schwellenländern zu steuern“, erläutert Negyal.
Prinzipiell darf er auch Aktien aus in ihrer Entwicklung weniger weit fortgeschrittenen Frontier Markets halten, nutzt diese Möglichkeit aber aktuell nicht.
Im aktuellen, unter anderem von steigenden Zinsen geprägten Marktumfeld fühlt Negyal sich mit seinem Team gut aufgestellt: „Wir mögen Unternehmen, die ihre Preissetzungsmacht in einer Welt höherer Kosten ausspielen können. Und wir konzentrieren uns auf Qualitätsunternehmen mit soliden Fundamentaldaten, starken Bilanzen und einer nachhaltigen Dividendenpolitik.“
Capital Group New World: Flexibler Investmentansatz und Fokus auf Schwellenländer-Chancen
Auch beim Spitzenreiter Capital Group New World zeigt man sich für die komplexe Marktlage gut gerüstet. „Unser Investmentansatz ist so konzipiert, dass er Flexibilität und Wetterfestigkeit über Marktzyklen hinweg ermöglicht“, erläutert Martyn Hole.
Der Investmentdirektor für das Aktiensegment verweist auf das hauseigene „Capital System“, wie die Investmentgesellschaft ihren Multi-Manager-Ansatz nennt: „Es sieht nicht nur vor, dass diverse Portfoliomanager jeweils einen Teil des Portfolios betreuen, sondern auch, dass jeweils ein Analystenteam für einen Teil verantwortlich ist.“
Im Fall des New World Fund ergeben sich aus diesem Ansatz insgesamt 14 Teilportfolios. Dabei kann das Team prinzipiell auch in Frontier Markets wie Vietnam investieren.
Allerdings sei der Zugang zu diesen Märkten aufgrund der höheren Liquidität mitunter einfacher über Anleihen möglich, erläutert Hole und ergänzt: „Der New World Fund konzentriert sich darauf, wo ein Unternehmen tätig ist – und nicht nur darauf, wo es notiert ist.“
Damit spielt er auf die Tatsache an, dass aktuell lediglich knapp 40 Prozent des Portfolios direkt in den Schwellenländern investiert sind und beispielsweise Aktien von Unternehmen mit Sitz in Nordamerika rund 28 Prozent ausmachen.
„Das langfristige Wachstumspotenzial der Schwellenländer ist vielen Anlegern klar, doch Investments in Unternehmen, die dort ihren Sitz haben, erschließen nicht das gesamte Spektrum an Möglichkeiten, die diese Märkte bieten. Hinzu kommt eine hohe Volatilität, die viele Investoren abschreckt“, begründet Hole diese Positionierung.
Als Beispiel nennt er den Gesundheitssektor: „Wir glauben, dass dies ein wichtiger Wachstumsmarkt in den Schwellenländern ist, doch im MSCI Emerging Markets sind solche Unternehmen mit gerade einmal 3,9 Prozent vertreten. Über Unternehmen mit Sitz in den Industriestaaten, die in den Schwellenländern tätig sind, können wir diese Chance auf breiterer Basis nutzen.“ Aktuell macht die Branche knapp 13 Prozent des Fondsvermögens aus.
Wie die Capital Group indirekt den globalen Aktienindex MSCI World geprägt hat
Auch in puncto Schwankungsanfälligkeit zahlt sich diese Vorgehensweise nach Einschätzung Holes aus: „Seit Auflegung im Juni 1999 wies die dem Fonds zugrundeliegende Strategie eine um 18 Prozent niedrigere Volatilität auf als der MSCI Emerging Markets-Index.“
Auf Länderebene fallen die Gewichtungen in den Schwellenländern dementsprechend gering aus, wobei Russland Hole zufolge seit dem Angriff auf die Ukraine einen winzigen Bruchteil ausmacht und Brasilien mit einem Anteil von 7 Prozent per Ende Oktober 2022 neben China und Indien eine Schlüsselrolle einnimmt.
Anders als beim Konkurrenten aus dem Hause JP Morgen stehen klassische Dividendentitel nicht im Fokus, aber auch nicht völlig im Abseits. „Da das Capital System unterschiedliche Anlagestile kombiniert, sind einige von ihnen jedoch stärker auf Dividenden ausgerichtet als andere“, erläutert Hole, dessen Arbeitgeber trotz des beachtlichen verwalteten Vermögens von weltweit 2,1 Billionen US-Dollar nicht unbedingt jedem deutschen Anleger auf Anhieb ein Begriff sein dürfte.
Dabei ist das Unternehmen zumindest indirekt bekannter als vermutet: So gehen die Buchstaben „C“ und „I“ im populären globalen Aktienindex MSCI World auf die Capital Group zurück. Sie hatte in den 1960er Jahren die Niederlassung Capital International in der Schweiz gegründet – und dort wurden als intern genutztes Hilfsmittel die Indizes entwickelt, aus denen später die Morgan Stanley Capital International Indizes hervorgingen.