

Unter den globalen Aktienfonds dominierten wenig überraschend wie schon in den meisten Vormonaten wachstumsorientierte Strategien. Der von Dennis Lynch und Kristian Heugh gemeinsam gemanagte Morgan Stanley Counterpoint Global gewann 16 Prozent, der Baillie Gifford Long Term Global Growth gab mit einem Plus von 11 Prozent im Mai ein Lebenszeichen von sich. Die Manager von Baillie Gifford versammeln in ihrem Portfolio Unternehmen, die langfristig sehr stark wachsen können und wollen möglichst früh auf langfristige Gewinneraktien setzen. Mit 6,7 Prozent ist Nvidia derzeit die größte Position vor Amazon. Der Online-Riese ist bereits seit 2004 im Portfolio der Schotten, die mit der Aktie trotz einiger Rückschläge einen Gewinn von mehr als 6.500 Prozent erzielten.
Taiwan und Südkorea: Chipfabriken der Welt treiben den MSCI Emerging Markets an
Auch auf Länderebene sind die Gewinner schnell ausgemacht: Taiwan und Südkorea! Sie treiben derzeit den MSCI Emerging Markets an, der im Monatsverlauf um 1,8 Prozent zulegte. Kein Wunder, sind sie doch zusammen so etwas wie die Chipfabrik der Welt. Taiwan Semiconductor produziert nach wie vor mehr als die Hälfte aller weltweit verbauten Halbleiter. Bei den modernsten Varianten sind es sogar über 90 Prozent. „Beide Märkte beherbergen führende, hochprofitable Unternehmen mit einem breiten Burggraben und haben ein robustes Ökosystem um sich herum aufgebaut“, loben die Experten von Franklin Templeton. Angetrieben vom KI-Boom profitierten entsprechende Länderfonds und ETFs. Der Franklin FTSE Taiwan ETF legte auf Monatssicht um 9 Prozent zu, die aktiv gemanagten Schroder Taiwanese Equity und JPM-Korea Equity verbesserten sich um rund 8 Prozent.
Warren Buffett und Peter Huber sehen Chancen in Japan
Nach Jahren der Tristesse ist auch Japan wieder in den Fokus der Anleger gerückt. Das zeigt ein Blick auf den MSCI Japan. Neben Technologieaktien, Taiwan und Südkorea zählt die Börse in Nippon zu den aktuellen Momentum-Märkten. Auf Monatssicht legte der Japan-Index um 5,5 Prozent zu, seit Anfang Januar bereits um rund 17 Prozent. Nicht nur Warren Buffett geht in Japan auf Einkaufstour, auch Peter Huber sieht Chancen in Fernost und investiert neuerdings sogar per ETF: „Wir investieren erstmals in einige ausgewählte ETFs, um unser Portfolio sinnvoll zu ergänzen und noch robuster zu machen. Dabei handelt es sich um ETFs auf japanische Small Caps, inlandsorientierte chinesische A-Aktien und gleichgewichtete globale Mid Caps“, schreibt er.
Die Tokioter Börse lockt mit günstigen Bewertungen substanzstarker Unternehmen, die in ihren Nischen oft eine führende Position einnehmen. Nachdem der Nikkei mit dem Sprung über die Marke von 30.000 Punkten sein Allzeithoch wieder in Reichweite gebracht hat, ist das Interesse der Anleger geweckt. Hinzu kamen zuletzt positive Konjunkturdaten. Japans Wirtschaft wuchs im ersten Quartal überraschend um fast 2 Prozent - doppelt so stark wie von Ökonomen erwartet.
Nomura Japan Strategic Value: Fokus auf unterbewertete Value-Aktien
Mit einem Plus von 9,1 Prozent gehörte der Nomura Japan Strategic Value Fund im Mai zu den Fonds mit der besten Wertentwicklung. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Plus in der in Euro abgesicherten Variante auf 19 Prozent. Fondsmanager Yoshihiro Miyazaki setzt einerseits auf unterbewertete Value-Aktien und andererseits auf die Restrukturierung von Unternehmen. „Wir glauben, dass diese Themen in den kommenden Jahren die Haupttreiber für den japanischen Aktienmarkt sein werden“, meint er.
Das Nomura-Team verfolgt eine fundamentale Bottom-up-Anlagestrategie, die sich ausschließlich auf Stockpicking konzentriert. Dabei werden sowohl quantitative als auch qualitative Überlegungen berücksichtigt. Bei der Auswahl der Sektoren und der Marktkapitalisierung hat der Manager freie Hand. Zu den Top-Positionen zählen derzeit Sony, Daiwa House Industry und NTT. Mit einem Plus von 102 Prozent über zehn Jahre liegt der Fonds im oberen Mittelfeld seines Sektors. Zu den besten Fonds in diesem Zeitraum zählen der auf Nebenwerte fokussierte Janus Henderson Japanese Smaller Companies mit plus 169 Prozent und der Comgest Growth Japan mit plus 152 Prozent.
China-Aktien weiterhin auf Talfahrt: Enttäuschung trotz positiver Signale
Für die Anleger, die nach der überraschenden Kehrtwende in der chinesischen Lockdown-Politik auf chinesische Aktien gesetzt hatten, lief es im Mai erneut schlecht. Die Öffnung sollte die Märkte beflügeln, so das Kalkül. In der Tat stieg das Bruttoinlandsprodukt von Januar bis März um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Doch an der Börse hat sich das bislang kaum ausgezahlt. Der S&P 500 China verlor im Mai rund 5 Prozent.
Bei den China-Fonds dominiert die Farbe Rot. Mit dem MCVM China and Asia Brands Fonds schaffte es im Mai nur ein Produkt in die Pluszone. Die Liechtensteiner MC Vermögensmanagement AG investiert vor allem in Aktien aus dem Reich der Mitte, die das Potenzial haben, sich als starke Marken zu etablieren. Damit sollen sie von der Neupositionierung Chinas weg vom Billigproduzenten hin zu mehr Konsum und Dienstleistungen profitieren. Das Management setzt dabei auf Titel wie Tencent, Alibaba oder den Schnapsbrenner Kweichow Moutai. Konnten Anleger mit dem Fonds von Anfang 2016 bis Anfang 2021 noch einen Gewinn von fast 70 Prozent erzielen, verlor der 6,3 Millionen US-Dollar schwere Fonds danach 48 Prozent. Für den gesamten Zeitraum steht ein Minus von 3 Prozent zu Buche. Damit liegt der Fonds rund 20 Prozentpunkte hinter seiner Vergleichsgruppe.
Zu den China-Fonds mit den größten Wertverlusten auf Sicht eines Monats gehörten der Carmignac China New Economy mit einem Minus von 12 Prozent und der FSSA China Growth Fund mit einem Minus von 8 Prozent. Letzterer ist übrigens der mit Abstand beste China-Fonds über 20 Jahre. Mit einem Plus von 1.336 Prozent führt er die Rangliste souverän an. Dahinter folgen der ebenfalls von First Sentier verwaltete FSSA Greater China Growth (1.054 Prozent), der FSSA Hong Kong Growth (908 Prozent) sowie ein Fonds der UBS. Allerdings schneidet der UBS Greater China Fund (755 Prozent) auf lange Sicht schon deutlich schlechter ab.
Bei der Zusammenstellung ihrer China-Portfolios verfolgen die Strategen von First Sentier einen Bottom-up-Ansatz, bei dem jedes Unternehmen einzeln bewertet wird, ohne sich an einem Index zu orientieren. Zu den wichtigsten Themen gehören marktbeherrschende Konsumgüterhersteller, erstklassige Finanzunternehmen, steigende Gesundheitsausgaben und Technologieführer. Das Investmentteam von FSSA besteht aus 21 Anlagespezialisten. Die China-Fonds der Gesellschaft, die von Martin Lau und Winston Ke gemanagt werden, haben sich langfristig bewährt.