Merger-Experte Kai Lucks
Die Bildungshürde

Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Ob Grundschule, Gymnasium oder Universität: Deutschlands Bildungssystem hinkt. Kai Lucks, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions, erklärt, wo die dringlichsten Probleme liegen.
Die politische Diskussion um die Zukunftsfähigkeit des Bildungswesens fokussierte sich in Deutschland lange Zeit auf die Frage, wie man die Akademikerquoten ierhöhen könne. In ihren internationalen Bildungsvergleichsstudien erweckte vor allem die OECD über lange Jahre stets den Eindruck, dass vorrangig die massive Steigerung der Studierendenzahlen entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands sei.
Die gerade in Deutschland überragende Bedeutung der beruflichen Bildung und des dualen Systems für unseren Wohlstand wurde ausgeblendet. Infolgedessen warf Deutschland sein angestammtes Ausbildungssystem zum Teil über Bord und passte sich dem amerikanischen System an. Das angloamerikanische...
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Die politische Diskussion um die Zukunftsfähigkeit des Bildungswesens fokussierte sich in Deutschland lange Zeit auf die Frage, wie man die Akademikerquoten ierhöhen könne. In ihren internationalen Bildungsvergleichsstudien erweckte vor allem die OECD über lange Jahre stets den Eindruck, dass vorrangig die massive Steigerung der Studierendenzahlen entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands sei.
Die gerade in Deutschland überragende Bedeutung der beruflichen Bildung und des dualen Systems für unseren Wohlstand wurde ausgeblendet. Infolgedessen warf Deutschland sein angestammtes Ausbildungssystem zum Teil über Bord und passte sich dem amerikanischen System an. Das angloamerikanische Modell mit dem überragend großen Anteil an akademischen Absolventen wurde als leuchtendes Beispiel für ein Bildungsmuster herausgestellt.
Um den Akademikeranteil an dem Jahrgangsstufen voran zu treiben, gerieten die deutschen Bundesländer in einen regelrechten Wettlauf in der Absenkung von Lernzielen. Aus neun Gymnasialjahren wurden acht. Diplome verschwanden. Das berufliche Grundwissen sollte auf Bachelor-Studiengänge verfrachtet werden, mit denen ein größerer Anteil Studierter den Arbeitsmarkt betreten sollte. Master-Studiengänge sollten die höhere Ebene der Diplomstudien ersetzen. Dieses Konzept ging grundlegend schief.
Der Bachelor wird als Studienendziel kaum honoriert. Bachelor und Master wurden nur die neuen Markennamen für das angestammte Grund- und Hauptstudium in Deutschland. Der heutige Master ist das Diplom von gestern. Erst viel zu spät wurde bemerkt, um wieviel schwächer die Ausbildung in den USA an einer durchschnittlichen Universität ist, um wieviel niedriger das gewerbliche Ausbildungsniveau mit Heerscharen von ungelernten Arbeitskräften auf der anderen Seite des Atlantiks.
Image-Verschiebung und Übergewichtungen
Das Image der gewerblichen Ausbildung in Deutschland verlor infolge der breiten Bildungskampagne sein Ansehen. Der Blaumann wurde ausrangiert, der schwarze Anzug wurde zum Traum der jungen Leute. Auch die Generation der Gastarbeiter-Erben strebt heute typischerweise Büroberufe an und meidet die Werkhalle.
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