Merger-Experte Kai Lucks
Die Bildungshürde
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Ob Grundschule, Gymnasium oder Universität: Deutschlands Bildungssystem hinkt. Kai Lucks, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions, erklärt, wo die dringlichsten Probleme liegen.
Konsequenz: Die Übergewichtung der Hochschulausbildung geht zu Lasten der gewerblichen Ausbildung. Wir haben derzeit 2,9 Millionen Studierende, aber gemäß DIHK nur 770.000 gewerbliche Auszubildende. Studenten werden am Markt vorbei geschult. Bei uns entsteht das akademische Proletariat, unter dem Frankreich schon lange leidet. Der studierte Taxifahrer wird quasi zur Norm. Frustrationen also nach dem Master.
Nach wie vor werden zwar – selbstverständlich mit Recht – Milliarden Euro für eine kostenfreie akademische Bildung ausgegeben, aber nur relativ wenig Millionen für die Förderung der beruflichen Bildung.
Der Mangel an gewerblich Ausgebildeten schlägt sich schon lange im Fehlen...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Konsequenz: Die Übergewichtung der Hochschulausbildung geht zu Lasten der gewerblichen Ausbildung. Wir haben derzeit 2,9 Millionen Studierende, aber gemäß DIHK nur 770.000 gewerbliche Auszubildende. Studenten werden am Markt vorbei geschult. Bei uns entsteht das akademische Proletariat, unter dem Frankreich schon lange leidet. Der studierte Taxifahrer wird quasi zur Norm. Frustrationen also nach dem Master.
Nach wie vor werden zwar – selbstverständlich mit Recht – Milliarden Euro für eine kostenfreie akademische Bildung ausgegeben, aber nur relativ wenig Millionen für die Förderung der beruflichen Bildung.
Der Mangel an gewerblich Ausgebildeten schlägt sich schon lange im Fehlen von Handwerkern und der Schließung von Betrieben mangels Nachfolger nieder. Offiziell sind bei der Bundesagentur für Arbeit 160.000 unbesetzte Stellen im Handwerk gemeldet. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks geht von mehr als 250.000 offenen Stellen aus. Angesichts des Nachfrage-Booms und der Enge des Angebotes sind die Berufsaussichten so glänzend wie noch nie mit gutem Verdienst und der Möglichkeit, schon jung einen Betrieb zu übernehmen und sein eigener Chef zu sein.
Die Baubranche kann dem Wohnungsbaubedarf aus Arbeitskraftgründen nicht nachkommen. Auch die Industrie leidet unter Arbeitskräftemangel. Das deutsche Erfolgsmodell des Handwerkmeisters in seiner Leitungsfunktion im industriellen Fertigungsprozess gefährdet unsere Qualitätsstandards. Leidglich 20.100 Meisterprüfungen wurden 2019 abgenommen. Jahr für Jahr werden es weniger.
Zehn Jahre zuvor zählten wir noch fast 24.000. Dabei wird der Bedarf immer größer, die Ausbildung immer vielfältiger. Heute gehören kaufmännische Fächer genauso dazu wie Arbeitsorganisation, digitale Kompetenzen und der Umgang mit komplexen Mess- und Bearbeitungsmethoden. Hilfskräfte und Zuwanderer können die Lücken nicht füllen.
Über den Autor