Merger-Experte Kai Lucks
Die Bildungshürde
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Ob Grundschule, Gymnasium oder Universität: Deutschlands Bildungssystem hinkt. Kai Lucks, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions, erklärt, wo die dringlichsten Probleme liegen.
Ein Großteil der Probleme bei Planung und Bau des Berliner Flughafens ist darauf zurück zu führen, dass Spezifikationen von fremdsprachigen Subunternehmern nicht richtig gelesen werden konnten und folglich millionenschwere Fehler gemacht wurden. Statt Weiterbau folgte Rückbau. Die deutsche Industrie sinkt durch das Auseinanderklaffen zwischen Bedarf und Angebot auf das amerikanische Qualitätsniveau ab und verliert damit die Kaufpreisprämien, die erforderlich sind, um unser Wirtschaftssystem und unser Wohlstandsniveau in der Breite des Mittelstandes zu sichern.
Probleme an Schulen: Noten und Leistungen driften auseinander
Die Fehlallokationen beginnen nicht erst...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Ein Großteil der Probleme bei Planung und Bau des Berliner Flughafens ist darauf zurück zu führen, dass Spezifikationen von fremdsprachigen Subunternehmern nicht richtig gelesen werden konnten und folglich millionenschwere Fehler gemacht wurden. Statt Weiterbau folgte Rückbau. Die deutsche Industrie sinkt durch das Auseinanderklaffen zwischen Bedarf und Angebot auf das amerikanische Qualitätsniveau ab und verliert damit die Kaufpreisprämien, die erforderlich sind, um unser Wirtschaftssystem und unser Wohlstandsniveau in der Breite des Mittelstandes zu sichern.
Probleme an Schulen: Noten und Leistungen driften auseinander
Die Fehlallokationen beginnen nicht erst mit der gewerblichen Ausbildung, sondern bereits an den Schulen. Abiturnoten haben ihren Wert wegen inflationär guter Noten bei schwachem Wissensstand verloren. Das heutige Abitur hat teilweise nur noch Hauptschul-Niveau. Der Föderalismus hat versagt: Die Kultusministerkonferenz kann sich nicht auf einheitliche Leistungsparameter einigen. Dort, wo Schüler gut sind, sind die Noten es oft nicht – siehe Bayern.
Wo das durchschnittliche Wissensprofil von Schülern schwächer ist, gibt es dafür oft die besseren Noten – etwa in Brandenburg. Das führt sogar zu Verzerrungen beim Hochschulzugang: Schwache Schüler aus dem Norden und dem Osten mit Super-Noten besetzen die Numerus-Clausus-Fächer und verbauen leistungsfähigen Abgängern aus dem Süden die Studienzugänge.
Die Einstiegsleistungen in Studienfächer sind teilweise so schwach, dass in Grundstudiengängen die erforderliche gymnasiale Oberstufenreife nachgeholt werden muss. Ein Beispiel: Abiturabgängern fehlt teilweise sogar die Fähigkeit zu wissens-destillierendem Lesen. Angehenden Germanistik-Studierenden muss dies erstmal in Vorkursen antrainiert werden, bevor sie das Fachstudium beginnen können.
Gesamtgesellschaftliche Fehlsteuerung
Dieses Defizit ist nicht allein dem OECD-Einfluss und dem Abwärtssog des internationalen Wettbewerbs zuzurechnen, sondern es handelt sich um nationale gesamtgesellschaftliche Fehlentwicklungen, unter der Deutschland in Europa allerdings nicht allein leidet.
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