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Den Biodiversitätsverlust stoppen Die Biosphäre tilgt die Hälfte unserer Klimaschulden

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Green Accounting gewinnt an Bedeutung

Doch wie könnten Unternehmen auf das Problem des Verlusts der biologischen Vielfalt reagieren? Zunächst einmal sollten Unternehmen erkennen, dass der Verlust der Biodiversität eine Bedrohung für ihr Geschäftsergebnis darstellt. Diese Risiken können sich auf verschiedene Weise manifestieren.

Materielle Risiken sind am offensichtlichsten und unmittelbarsten. Beispielsweise könnten Abholzungen zu Überschwemmungen oder einer Verringerung des lokalen Niederschlags führen, was die Betriebs- und Versicherungskosten für verschiedene Branchen erhöht. Lebensmittelproduzenten stehen unter Umständen vor einem langfristigen Rückgang der Produktion und der Umsätze, weil es infolge intensiver Landwirtschaft keine nährstoffreichen Böden mehr gibt.

Darüber hinaus bestehen Haftungsrisiken. Dies schließt Rechts- und Reputationskosten ein, die sich aus Klagen gegen Unternehmen ergeben, denen eine Schädigung der Umwelt zur Last gelegt wird.

Es gibt bereits eine Reihe von Risikomodellen, die Unternehmen nutzen können. Die Vereinten Nationen haben beispielsweise ein Modell mit internationalen Vergleichsstatistiken und -bilanzen entwickelt, der es Investorinnen und Investoren ermöglicht, Umweltkennzahlen zu vergleichen, um fundierte Entscheidungen zu treffen – so wie sie Finanzkonten zur Beurteilung der Einnahmen- und Ausgabensituation vergleichen. Mit dem „System of Environmental Economic Accounting“ (SEEA) kann nun der Fortschritt in Richtung der Ziele für nachhaltige Entwicklung berechnet werden.

Darüber hinaus gibt es wissenschaftliche Modelle wie das Konzept der „Planetaren Belastungsgrenzen“, anhand dessen Unternehmen ihren Beitrag zum Artenverlust pro 1 Million US-Dollar Umsatz quantifizieren können. Solche Modelle könnten die Grundlage für eine neue Finanzberichterstattung bilden, worunter etwa die Einbeziehung von Daten zum Biodiversitäts-Fußabdruck in die Quartalsberichte fällt. Unternehmen können in diesem Zusammenhang zukünftig auch geschäftliche Ziele zu Themen wie Artenschutz und Wiederherstellung von Lebensräumen definieren.

Einige Unternehmen sind in dieser Hinsicht fortschrittlicher als andere. Der Luxusgüter-Konzern Kering hat eine ökologische Gewinn- und Verlustrechnung (Environmental profit and loss account, EP&L) entwickelt, um die Auswirkungen seiner Aktivitäten auf die biologische Vielfalt und die Umwelt zu messen und zu quantifizieren. Er hat sich verpflichtet, seinen EP&L-Fußabdruck in der gesamten Lieferkette bis 2025 um 40 Prozent zu reduzieren.

Für andere Unternehmen sind Angaben zur Biodiversität gesetzlich vorgeschrieben. In Frankreich wurden 2019 neue Vorschriften eingeführt, wonach Finanzinstitute – darunter Banken, Investoren und Versicherer – solche Informationen in ihren Geschäftsberichten veröffentlichen müssen.

Die neue Netto-Null: Biosphäre und Finanzen

Die Rolle der Unternehmen bei der Eindämmung des Verlusts an biologischer Vielfalt sollte sich nicht auf Risikominderung und transparente Berichterstattung beschränken. Investitionen können auch in die Reparatur von Schäden am Ökosystem gelenkt werden.

Die Vorteile solcher Investitionen könnten erheblich sein. Hier können Modelle wie die Kennzahl „Species Threat Abatement and Recovery“ (STAR) helfen. STAR wurde von der International Union of Conservation of Nature, einer der einflussreichsten Organisationen im Bereich der Biodiversität, entwickelt und quantifiziert den Einfluss, den die Investitionen eines Unternehmens auf die Reduzierung des Artensterben-Risikos haben können. Diese Kennzahl kann bestimmt werden, bevor Investitionen getätigt werden (ex-ante), sie kann aber auch den Einfluss von Erhaltungsmaßnahmen auf das Ausrottungsrisiko im Zeitverlauf (ex-post) für einen bestimmten Produktionsstandort, eine Landbewirtschaftungseinheit, eine Region oder ein Land messen.

Investitionen in Naturkapital werden in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein. Derzeit belaufen sich die öffentlichen und privaten Investitionen zum Schutz der biologischen Vielfalt auf geschätzte 78 bis 91 Milliarden US-Dollar pro Jahr, etwa ein Zehntel dessen, was laut OECD als notwendig erachtet wird, und die Hälfte dessen, was die Welt nach Angaben der Internationalen Energieagentur IEA für Subventionen für fossile Brennstoffe ausgibt.

Doch das ändert sich gerade. Die politischen Entscheidungsträger werden auf dem nächsten, Ende April 2022 im südchinesischen Kunming geplanten UN-Gipfel – dem größten seit zehn Jahren – eine Reihe von bahnbrechenden Biodiversitätszielen für 2030 erörtern.

Die Festlegung eines neuen Netto-Null-Ziels für den Biodiversitätsverlust, an das sich Unternehmen halten sollten, könnte sich als Herkulesaufgabe erweisen. Aber genau das brauchen wir, um die Natur zu heilen und eine nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft zu erreichen.

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