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Aktualisiert am 29.11.2021 - 15:42 Uhrin InterviewsLesedauer: 5 Minuten

Value-Manager im Gespräch „Die Dividendenrenditen liegen bei 5 bis 8 Prozent“

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Den Schwenk zurück zu Value-Titeln haben andere – und ich auch – schon vor Jahren ausgerufen. Immer zu früh. Was muss jetzt passieren?

Keppler: Es muss eine gewisse Vernunft eintreten. Es gab immer wieder lange Phasen, in denen Value unterdurchschnittlich lief, zum Beispiel in den dreißiger oder in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Aber es ist nicht so, dass Sie mit Value dann nichts verdienen. Sie erzielen nur keine Spitzenergebnisse. Ich weiß zwar nicht, wann sich etwas ändert. Aber nur weil US-Aktien insgesamt und Wachstumsaktien im Speziellen mehr als zehn Jahre überdurchschnittlich gelaufen sind, ist es nicht gottgegeben, dass das auch so bleibt. Im Gegenteil: Es wird ganz sicher nicht so weitergehen.

Verlängert der Trend zum Indexfonds, also ETF, solche Bewegungen?

Keppler: Das spielt eine Rolle. Die Indizes sind meist kapitalgewichtet. Wer also einen ETF auf den MSCI World kauft, kauft zu 22 Prozent Informationstechnologie und nur zu 2,4 Prozent Öl- und Gaswerte. Und er kauft mehr Wachstums- als Value-Titel.

Lassen Sie mich raten, Öl- und Gaswerte sind was für Sie.

Keppler: Ja, schon. Wir kriegen zwar gerade einigen Gegenwind durch den Nachhaltigkeitstrend, dafür liegen die Dividendenrenditen bei 5 bis 8 Prozent. Deshalb müssen Anleger gar nicht unbedingt neu einsteigen, damit wir Geld verdienen. Es darf nur nicht schlechter werden. Der weltweite Energiesektor hat ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,85 im Gegensatz zu 7,6 für die Informationstechnologie.

Durch die Energiewende werden Öl- und Gasunternehmen nie mehr dieselbe Bedeutung erlangen wie noch in den Achtzigern.

Keppler: Das erwarte ich auch gar nicht. Es reicht, wenn sie sich verdoppeln oder verdreifachen. Man muss alles relativ sehen.

Welche Rolle spielen US-Aktien derzeit in Ihren Fonds?

Keppler: Sie machen in den globalen Portfolios derzeit bis zu einem Drittel aus.

Das ist deutlich weniger als in den Welt-Indizes, in denen es zwei Drittel sind.

Keppler: Das stimmt. Aber ich halte den US-Markt als Ganzes für 40 Prozent überbewertet. Er taucht trotzdem in den Fonds auf, weil wir unter der großen Anzahl der US-Aktien noch immer einzelne gute und günstige Werte finden. Aber ich habe lieber eine durchschnittliche Aktie aus einem preiswerten Markt als eine preiswerte Aktie aus einem überteuerten Markt.