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in Aus Tradition die Zukunft im BlickLesedauer: 5 Minuten
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Carmignac-Fondsmanager im Interview „Die Energiewende muss beschleunigt werden“

Michel Wiskirski, Fondsmanager des Carmignac Portfolio Green Gold
Michel Wiskirski, Fondsmanager des Carmignac Portfolio Green Gold: „Wenn die Energiewende erfolgreich sein soll, dann darf die Gewinnung fossiler Brennstoffe nicht gedrosselt werden, ohne gleichzeitig die Investitionen in erneuerbare Energieträger stark zu erhöhen.“ | Foto: Carmignac

Herr Wiskirski, wie stehen aktuell die Chancen auf Klimaneutralität bis 2050?

Michel Wiskirski: Die bislang ergriffenen Maßnahmen entsprechen laut der Internationalen Energieagentur (IEA) weniger als 20 Prozent der Anstrengungen, die nötig wären, um das angestrebte Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Die Energiewende muss demnach beschleunigt werden.

Wie erklären Sie sich diesen Rückstand?

Wiskirski: Es wird nicht genug investiert, um dem künftigen weltweiten Energiebedarf gerecht zu werden. Zwar steigen die Ausgaben allmählich, aber die Dynamik reicht nicht aus, um die Nachfrage nach Energiedienstleistungen ausschließlich aus erneuerbaren Energien zu decken.

In erster Linie fehlt es also an Investitionen?

Wiskirski: Die Finanzierung ist eindeutig das fehlende Kettenglied. Es werden große politische Ankündigungen gemacht. Oft zeigt sich aber, dass auf die guten Absichten keine Taten folgen. Es ist nicht zu unterschätzen, wie langsam die Mühlen der Bürokratie mahlen. Das sehen wir vor allem in Deutschland und den USA.

Sie sprechen von fehlender Finanzierung. Wie stellt sich die Lage konkret dar?

Wiskirski: Das Pariser Abkommen, das vor nunmehr sechs Jahren geschlossen wurde, sieht eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau vor. Um dieses Ziel zu erreichen – das bei der 26. UN-Klimakonferenz erneut betont wurde –, müssen laut IEA bis 2030 weltweit jährlich knapp 4.000 Milliarden US-Dollar in Projekte und Infrastrukturen für saubere Energie investiert werden. Bisher liegen die getätigten Investitionen gerade einmal bei einigen hundert Millionen US-Dollar pro Jahr.

Erklärt dieser Mangel an Investitionen in umweltfreundliche Energiequellen den Anstieg der Gas- und Ölpreise, den wir seit mehr als einem Jahr beobachten?

Wiskirski: Mehrere Faktoren bedingen diesen Preisanstieg. Die mangelnden Investitionen in umweltfreundliche Energiequellen sind nicht die einzige Erklärung. Allerdings tragen der unzureichende Ausbau und die unzureichende Inbetriebnahme neuer Produktionsanlagen für erneuerbare Energien ganz eindeutig zu dem Problem bei. Denn: Der Energiebedarf ist inzwischen fast wieder auf das Niveau vor der Covid-19-Krise gestiegen. Unsere aktuellen Kapazitäten zur Erzeugung fossiler und erneuerbarer Energien reichen aber nicht aus, um diese Nachfrage zu decken. Wenn die Energiewende erfolgreich sein soll, dann darf die Gewinnung fossiler Brennstoffe nicht gedrosselt werden, ohne gleichzeitig die Investitionen in erneuerbare Energieträger stark zu erhöhen. Bisher sind viel zu wenige Projekte für den Ausbau alternativer Energieträger gestartet worden. Um zu vermeiden, dass die Lösung eines Problems gleich ein neues schafft, muss die Energiewende allumfassend sein.

Was meinen Sie damit?

Wiskirski: Die Energieerzeugung ist ein sehr komplexer, weltweit verzahnter Prozess. Unzählige Akteure sind daran beteiligt. Zur Bewältigung der Energiewende reicht es deshalb nicht aus, den Verkauf von Gasheizkesseln oder Autos mit Dieselmotor zu verbieten oder keine neuen Kohlebergwerke mehr in Betrieb zu nehmen. Die Erdöl- und Erdgasgesellschaften müssen ebenfalls einbezogen werden, damit sie ausreichend produzieren, um die Nachfrage zu decken, zugleich aber weniger CO2 ausstoßen. Nur gemeinsam können die Maßnahmen – vom Abbau fossiler Brennstoffe bis hin zu umweltfreundlichen Alternativen an der Tankstelle – etwas bewirken. Deshalb müssen sie kontrolliert und gefördert werden.

Das Ende der fossilen Energieträger kommt also nicht sofort...

Wiskirski: Nein, denn die Weltwirtschaft braucht sie noch. Bis beim Erdöl eine Ersatzlösung gefunden ist, wird es noch viele Jahre lang nachgefragt werden. Die Nachfrage dürfte bis 2030 sogar noch steigen, bevor wir einen starken Rückgang erwarten: 2050 könnte sie gegenüber dem Niveau von 2020 um 75 Prozent einbrechen, da der Erdöleinsatz in der Kunststoffherstellung sinken und der Ausbau von Elektroautos steigen dürfte.

Wie sieht es beim Erdgas aus?

Wiskirski: Es ist wichtig, die maßgebliche Rolle zu betonen, die Erdgas bei der Energiewende spielt. Zwar müssen wir mehr erneuerbare Energie produzieren, parallel dazu brauchen wir in der Übergangsphase aber stabile Energiequellen wie Erdgas und Kernenergie. Demnach müssen wir in den Ausbau unserer Kapazitäten zur Erdgasgewinnung investieren – zumal Erdgas in der europäischen Taxonomie als ein Kernelement der Energiewende genannt und unter den umweltfreundlichen Energiequellen des künftigen Energiemixes aufgeführt ist. Neben den wirtschaftlichen Aspekten der Erdöl- und Erdgasgewinnung gibt es aber auch eine nicht zu vernachlässigende soziale Komponente.

Was bedeutet das?

Wiskirski: Weltweit arbeiten rund 40 Millionen Menschen direkt für die Erdöl- und Erdgasindustrie, zahlreiche Regionen in den Entwicklungsländern gedeihen nur dank dieses Sektors oder sind ausschließlich davon abhängig. Aus all diesen Gründen müssen wir uns überlegen, wie er in den nächsten Jahren am besten begleitet werden kann, um die Weltwirtschaft bei der Bewältigung der Energiewende zu unterstützen.

Welche Bedeutung haben neue Technologien für die Energiewende?

Wiskirski: Natürlich gibt es neue Trends wie Kryptowährungen, die echte Stromfresser sind. Insgesamt aber sind die neuen Technologien maßgeblich für die Energiewende. Dank ihnen können wir künftig das Problem der Speicherung erneuerbarer Energien bewältigen, Wasserstoff als Energiequelle nutzen oder CO2 aus der Luft abscheiden und unterirdisch speichern.

Sowohl bei den neuen Technologien als auch bei der Übergangslösung kommt den politischen Entscheidungsträgern eine Schlüsselrolle zu...

Wiskirski: Genau. Ihr Impuls ist entscheidend und auf der politischen Agenda stand die Umwelt in der zweiten Jahreshälfte weit oben. Im Juli formulierte die EU einen konkreten Maßnahmenplan zur Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990. Jenseits des Atlantiks erklärte US-Präsident Joe Biden das Klima zu einem seiner Hauptschwerpunkte. Nun bleibt abzuwarten, wie es mit der konkreten Umsetzung all dieser Ankündigungen weitergeht.

Wie gehen Sie mit dem Thema Energiewende um?

Wiskirski: Mit dem Carmignac Portfolio Green Gold haben wir einen spezialisierten Fonds, mit dem wir in drei Bereiche zur Bewältigung der Energiewende investieren, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Dazu zählen Erzeuger umweltfreundlicher Energieträger, Unternehmen aus sämtlichen Bereichen, die zur Dekarbonisierung beitragen sowie Schlüsselakteure des Wandels, die als ökologisch problematisch gelten, aber zur Lösung beitragen können, sofern sie dabei unterstützt werden.

Carmignac Portfolio Green Gold A EUR Acc. Empfohlene Mindestanlagedauer: 5 Jahre. Risiko Skala: 6. Risiko Skala von KIID (Wesentliche Anlegerinformationen). Das Risiko 1 ist nicht eine risikolose Investition. Dieser Indikator kann sich im Laufe der Zeit verändern.

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