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„Die Eurozone begibt sich in die entscheidende Phase“

Ralf Wiedenmann und Thomas Steinemann von der <br> Vontobel-Gruppe
Ralf Wiedenmann und Thomas Steinemann von der
Vontobel-Gruppe
Am vergangenen Montag stiegen die Zinsen, mit denen sich Italien und Spanien an den Finanzmärkten mit Kapital versorgen, stark an. Ausschlaggebend dafür seien ein negatives Rating durch die Agentur Moody’s sowie das politische Hickhack in Italien um den geplanten Sparkurs gewesen, heißt es im Marktkommentar von Thomas Steinemann und Ralf Wiedenmann, beide von der Vontobel-Gruppe.

Die Ausgangssituation


Italien hat unter den Euroländern nach Griechenland die höchste Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP): 119 Prozent. Seit der Einführung des Euro 1999 gelang es Italien, die Staatsschuldenquote zwischen 100 und 120 Prozent zu halten. Seitdem erzielte es bis auf die Rezessionsjahre 2009 und 2010 stets einen Primärüberschuss. Das ist ein Haushaltsüberschuss vor Abzug der Zinszahlungen.

Italiens Problem ist die Kombination aus hoher Schuldenquote und geringem Wirtschaftswachstum. Für die nächsten fünf Jahre prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) nur ein Wachstum von durchschnittlich 1,4 Prozent. Im Zeitraum 1999 bis 2010 war das kein Problem, da der Zinssatz für die Staatsschulden sehr niedrig war.

Aus einem Anstieg des Zinssatzes um einen Prozentpunkt folgt jedoch ein Anstieg des Budgetdefizits um 1,2 Prozentpunkte. Die Schuldenquote gerät damit dann außer Kontrolle, heißt es im Marktkommentar.

Wichtige Maßnahmen seien deshalb, dass die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen von Italien und Spanien nicht stark ansteigen und die Sparanstrengungen der Länder glaubwürdig bleiben.

Ausweg aus der Euro-Krise


Eine Rettung Italiens oder Spaniens wie im Falle Griechenland ist für viele Experten undenkbar. „Für die Eurozone beginnt die entscheidende Phase“, so die Vontobel-Experten. Damit der Euro erhalten bleibt, müssten die verantwortlichen Politiker endlich der ökonomischen Realität ins Auge sehen.

Eine überlebensfähige Währungsunion wird nicht ohne teilweise gemeinschaftliche Fiskalpolitik und Transferzahlungen auskommen. Glaubwürdige Schritte zu einer Fiskalunion sind unter anderem: Verbindliche Budgetregeln, Schuldenbremse und die Einführung gemeinschaftlicher Eurobonds.

Erkennen die Politiker das nicht, und ignorieren sie den zunehmenden Druck der Finanzmärkte, dürfte der Euro in seiner heutigen Form scheitern.

Thomas Steinemann ist Chefstratege der Vontobel-Gruppe und Ralf Wiedenmann Leiter Economic Research.

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