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Die Fluchthelfer

Die Escape-The-City-Jungs Rob Symington (links) und<br>Dom Jackman in ihrem Kellerbüro in London
Die Escape-The-City-Jungs Rob Symington (links) und
Dom Jackman in ihrem Kellerbüro in London
20.000 Flaschen Wein sind Christian Rothhardts Zukunft. Der frisch gebackene Wein-Importeur hat die Kisten gerade in Argentinien bestellt, um sie in Europa weiterzuverkaufen. „Ich kann’s kaum erwarten“, sagt der ehemalige Investmentbanker.

Nach Stationen bei Credit Suisse First Boston und UBS landet Rothhardt bei der Private Equity Gesellschaft Triton Partners, soll Unternehmen neu strukturieren. „Da kann man nur verlieren, das wollte ich nicht machen.“

30 Jahre lang was Gutes zu trinken

Im August 2009 kündigt er, „ohne die geringste Ahnung zu haben, was ich machen will“. In Argentinien trinkt er exzellente Weine von kleinen Weingütern, die man in Europa aber nirgends bekommt. „Das hat mich geärgert.“ Rothhardt steckt seine gesamten Ersparnisse in Carinae Prestige, Alicia Malbec und Weine acht weiterer Bodegas. „Wenn das hier nicht funktioniert, bin ich zwar pleite“, sagt der Aussteiger. „Aber ich habe 30 Jahre lang was Feines zu trinken.“

Immer mehr Londoner Highflyer träumen von einer Karriere jenseits des Finanzdistrikts. Knapp 20.000 von ihnen haben sich seit Anfang 2010 bei der Webseite „Escape The City“ registriert, monatlich kommen 1.000 dazu.

Wegweiser fürs Aussteigen

Dom Jackman und Rob Symington, Betreiber der Seite, sind selbst City-Flüchtlinge. Sie lernen sich bei Ernst & Young kennen, sitzen dort in benachbarten Arbeitszellen in einem Großraumbüro des neunten Stocks. Der Job bei der Unternehmensberatung ist ihr Einstieg in 12-Stunden-Tage, Endlos-Meetings, Powerpoint-Präsentationen und 35.000 Pfund Jahresgehalt.

Nicht ihr Job, nicht für den Rest des Lebens. Weil ihnen wie vielen anderen Ausstiegswilligen aber eine Perspektive fehlt, beschließen sie, eine Website zu starten, die genau solche Perspektiven bietet: die Geschichten sammelt von erfolgreichen Aussteigern („Heroes“) und Stellenangebote für City-Flüchtlinge listet. „Wer seinen Job hinschmeißt, um etwas ganz anderes zu machen, sucht meist etwas aus den fünf Bereichen Grün, Cool, Abenteuer, Wohltätigkeit oder Start-up“, sagt Jackman.

Ein Jahr lang gab's nur Sardinen

Mit den Job-Inseraten verdienen die beiden Aussteiger mittlerweile ihr Geld. „Anfangs gingen unsere Tage zum Großteil für die Job-Recherche drauf. Das war schwierig. Wir lebten von unseren Ersparnissen und ein Jahr lang quasi nur von Sardinen“, so Jackman. „Inzwischen kommen die Jobangebote mehr und mehr von selbst, und wir können uns ein eigenes Gehalt zahlen“, ergänzt Symington. Ihre Flucht war offensichtlich erfolgreich.

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