Jörg Krämer
Jörg Krämer
Beim Handelskonflikt zwischen den USA und China tritt die politische und militärische Rivalität zwischen den beiden Ländern immer mehr in den Vordergrund. Über Parteigrenzen hinweg wollen die Amerikaner verhindern, dass die aufstrebende Macht China ihren Einfluss über das südchinesische Meer schrittweise auf den Westpazifik ausweitet. Immer mehr amerikanische Politiker sehen in einem technologisch erstarkenden und re-ideologisierten China den entscheidenden politischen und militärischen Rivalen des 21. Jahrhunderts. Sie wollen den Export potentiell sicherheitspolitisch sensibler Güter nach China beenden. Umgekehrt ist China nicht bereit, seine geopolitischen Ambitionen zurückzunehmen oder sein staatskapitalistisches Wirtschaftsmodell wesentlich zu ändern.
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Beim Handelskonflikt zwischen den USA und China tritt die politische und militärische Rivalität zwischen den beiden Ländern immer mehr in den Vordergrund. Über Parteigrenzen hinweg wollen die Amerikaner verhindern, dass die aufstrebende Macht China ihren Einfluss über das südchinesische Meer schrittweise auf den Westpazifik ausweitet. Immer mehr amerikanische Politiker sehen in einem technologisch erstarkenden und re-ideologisierten China den entscheidenden politischen und militärischen Rivalen des 21. Jahrhunderts. Sie wollen den Export potentiell sicherheitspolitisch sensibler Güter nach China beenden. Umgekehrt ist China nicht bereit, seine geopolitischen Ambitionen zurückzunehmen oder sein staatskapitalistisches Wirtschaftsmodell wesentlich zu ändern.
All das hat den Handelsstreit eskalieren lassen. Selbst nach einer möglichen Einigung dürfte der Konflikt rasch wieder ausbrechen. Das Risiko ist deutlich gestiegen, dass die Amerikaner am Ende alle Importe aus China mit Zöllen belegen. Finden die USA und China keinen modus vivendi, droht die Weltwirtschaft über die Jahre in eine westliche und östliche Sphäre zu zerfallen.
Diese Risiken haben sich wie Mehltau auf die Weltwirtschaft gelegt. Nach Jahrzehnten des stürmischen Wachstums stagniert der Welthandel. Am meisten Probleme wird das den Chinesen bereiten. Der gesamte wirtschaftliche Aufholprozess des Landes basierte auf der Integration in die Weltwirtschaft.
Außerdem trifft es sie besonders, wenn die USA - wie im Fall Huawei geschehen - Computerchips und ähnliche technologische Vorprodukte nicht mehr liefern. Das dürfte den wirtschaftlichen Aufholprozess Chinas verzögern. Chinas umfassendes Konjunkturprogramm wird nicht wie früher zu einem klassischen Konjunkturaufschwung führen. Mehr als eine Stabilisierung ist kaum drin. Der jüngste Rückgang des chinesischen Einkaufsmanagerindex ist ein Warnsignal.
Das sich eintrübende China-Bild hat natürlich Implikationen für die westlichen Länder. Dies gilt besonders für die exportlastige deutsche Wirtschaft. Sie dürfte sich von der zweiten Jahreshälfte an nur wenig erholen. Ich rechne für das kommende Jahr nur mit einem Wachstum von 1,3 Prozent, wobei das Plus ohne die ungewöhnlich hohe Zahl an Arbeitstagen 0,3 Prozentpunkte niedriger wäre.
In diesem schwierigen Umfeld dürften die Dax-Unternehmen ihre Gewinne in diesem Jahr nicht – wie von den Analysten erwartet – um 7 Prozent steigern; stattdessen ist eine schwarze Null wahrscheinlicher.
Unterstützung bekommt der Dax nur von den Zentralbanken. So dürfte die US-Notenbank ihren Leitzins im kommenden Herbst zum ersten Mal seit langem senken und im vierten und ersten Quartal jeweils einen Zinsschritt nachlegen.
Außerdem wird wohl die EZB ihren Einlagensatz im vierten Quartal dieses Jahres um 10 Basispunkte von -0,4 Prozent auf -0,5 Prozent senken und versprechen, ihre Leitzinsen bis Mitte 2021 unverändert zu lassen. Hin und hergerissen zwischen einer geldpolitischen Lockerung und schlechten Gewinnmeldungen dürfte sich die Schaukelbörse zumindest bis zum Jahresende fortsetzen.
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