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„Die ganzen gehypten Meme-Coins sind pures Casino“ (Interview)
DAS INVESTMENT Academy: Florian, wie bist du eigentlich auf das Thema Krypto aufmerksam geworden?
Florian: Aktiv dabei bin ich schon seit 2013, aber richtig auf den Trichter gekommen bin ich 2017. Da hat mich ein Family Office angefragt, für 100 Millionen Euro in Krypto zu investieren. Da bin ich hellhörig geworden. Als Gründer von F5 Crypto haben wir dann nach Möglichkeiten gesucht, wie man das Vermögen in Krypto allokiert – das war damals noch schwieriger als heute.
Aber schon früher hat mich fasziniert, dass man mit Bitcoin Geld von A nach B transferieren kann, von Berlin nach Las Vegas zum Beispiel. Das war praktisch, als ich noch semiprofessioneller Pokerspieler war und zu Weltmeisterschaften gereist bin. So kam ich das erste Mal mit Bitcoin in Berührung.
Wo informierst du dich über die neuesten Entwicklungen in der Kryptowelt?
Florian: Das meiste kommt aus meinem Netzwerk – verschiedene Telegram-, Slack- oder WhatsApp-Gruppen mit Leuten, die auch schon lange dabei sind. X, früher Twitter, ist auch eine Top-Quelle, da muss man nur den richtigen Accounts folgen. Für einen Neuling ist es schwer einzuschätzen, wer seriös ist und was nicht. Da hilft es, erstmal zu schauen, wem die vertrauenswürdigen Accounts selbst folgen.
Welche Kryptowährungen empfiehlst du Einsteigern?
Florian: Ganz klar Bitcoin. Der ist mit Abstand am solidesten, hat sich über die Jahre am besten etabliert. Bei Ethereum kann man auch noch einsteigen. Aber je kleiner und unbekannter die Coins werden, desto mehr muss man aufpassen und desto aktiver muss man sein Portfolio managen. Es werden nicht alle ewig bestehen. Die ganzen gehypten Meme-Coins sind pures Casino und meiner Meinung nach viel zu riskant. Da wird man schnell über den Tisch gezogen, lieber bei den großen, etablierten Währungen bleiben, vor allem als Anfänger.
Ist es denn für Privatanleger überhaupt noch sinnvoll, in Bitcoin einzusteigen, wo der Kurs schon so hoch ist?
Florian: Ja, langfristig schon. Wenn man an die zugrundeliegenden Werte glaubt und Bitcoin etwa als Goldersatz oder Wertspeicher sieht, dann wird er langfristig an Wert gewinnen. Bitcoin ist begrenzt auf 21 Millionen Stück – wenn die Nachfrage steigt, steigt auch der Preis, so die Theorie.
Kurzfristig investieren ist schwieriger. Da würde ich eher auf kleinere Rücksetzer warten. Aber generell sind Kryptowährungen nichts für kurzfristiges Spekulieren, sondern wirklich eine Investition.
Am besten immer einen ganzen Marktzyklus mitnehmen, also mindestens vier Jahre dabeibleiben, dann sehe ich sehr gute Chancen auch für Privatanleger.
Dein Krypto-Fonds investiert in verschiedene Kryptowährungen. Nach welchen Kriterien wählt ihr die aus?
Florian: Wir schauen uns bei F5 Crypto natürlich alle Projekte genau an und prüfen, welche ein wirklich einzigartiges Konzept, ein gutes Team und eine aktive Community aufweisen.
- Bitcoin und Ethereum sind als Basis immer dabei.
- Bei kleineren Coins schauen wir, welche Nische sie besetzen und wie die Zukunftsaussichten aussehen. Da muss man schon sehr am Ball bleiben.
- Wir halten uns bei den Blue Chips wie Bitcoin und Ethereum länger auf und gehen dann, wenn der Markt gut läuft, in kleinere, spannende Coins.
Das können wir als aktiv gemanagter Fonds. Privatanlegern rate ich eher, in den großen Währungen investiert zu bleiben.
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Eine Frage, die viele Anleger beschäftigt: Wie sicher sind meine Kryptowährungen eigentlich? Was muss ich beachten?
Florian: Am sichersten ist es, seine Coins auf einer Hardware-Wallet zu lagern, also eine Art USB-Stick, auf dem der private Schlüssel gespeichert wird. Die Seed-Phrase, also das Passwort für die Wallet, das aus mehreren Wörtern besteht, am besten aufteilen und an mehreren Orten lagern, ein Teil zu Hause, einen Teil bei Mutti. Bloß nicht alles auf einer Börse lassen!
Da gab es schon viele Fälle von Hacks oder technischen Problemen und dann ist das Geld weg, also nach dem Kauf immer schön brav auf die eigene Wallet übertragen. Und niemals den privaten Schlüssel verlieren. Sonst kommst du nie wieder an deine Coins. Am besten auch hier mehrere Backups an verschiedenen Orten machen. Das ist wirklich wichtig!
Eine spannende Entwicklung ist die Verbindung von Krypto und künstlicher Intelligenz, Stichwort Crypto-AI-Coins. Was hältst du davon?
Florian: Das ist wirklich ein heißes Thema gerade. Diese AI-Coins sprießen nur so aus dem Boden. Aber meiner Meinung nach ist da viel heiße Luft dabei. Klar, Blockchain und KI können sich gut ergänzen, wenn es darum geht, verifizierte Daten bereitzustellen. Aber viele Projekte sind einfach unseriös. Da wird wild spekuliert und die Preise werden aufgepumpt, ohne Substanz. Deswegen haben wir bisher keinen reinen KI-Coin im Fonds – außer vielleicht in homöopathischen Dosen (lacht). Da muss man wirklich höllisch aufpassen.
Zum Abschluss: Hast du noch einen besonderen Tipp für Krypto-Investments speziell für Einsteiger?
Florian: Ja, investiert nur das, was ihr wirklich entbehren könnt. Bei aller Begeisterung sind Kryptowährungen immer noch hochriskant.
Wenn man einmal Glück hatte und einen guten Trade gemacht hat, dann bloß nicht alles direkt wieder in den gleichen spekulativen Coin stecken. Immer auch einen Teil Gewinne mitnehmen und in weniger riskante Anlagen oder Bitcoin und Ethereum umschichten.
Und von Anfang an einen langen Atem haben. Wer von heute auf morgen reich werden will, wird eher ein böses Erwachen erleben. Disziplin ist alles. Mit der richtigen Strategie sind Kryptowährungen eine spannende Sache. Aber man muss vorsichtig sein – und niemals der Gier nachgeben!
Über den Interviewten
Florian Döhnert-Breyer ist Gründer von F5 Crypto und Finanzwissen. Er ist ein Berliner Tech-Unternehmer und als Bafin registrierter Fondsmanager spezialisiert auf Kryptowerte und die zugrunde liegende Blockchain-Technologie.