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„Die Garantie für Euro-Bonds verschlechtert Deutschlands Zinssätze“

Martin Kühle von der Zürcher Fisch Asset Management
Martin Kühle von der Zürcher Fisch Asset Management
DAS INVESTMENT.com: Braucht Europa Euro-Bonds?

Martin Kühle: Der Markt führt den Politikern die klare Realität vor Augen. Überschuldete europäische Staaten können sich nicht länger auf niedrigem Spread-Niveau refinanzieren. Euro-Bonds ermöglichen eine mittelfristige Erleichterung, bekämpfen aber nur die Symptome: die Verschuldungskrise bleibt bestehen.

DAS INVESTMENT.com: Welche Vor- oder Nachteile haben gemeinsame Schuldscheine?

Kühle: Vorteil: Europa kauft Zeit. Gelingt es in dieser Zeit die Budgetdefizite unter Kontrolle zu bringen, können sich Staaten wieder selbstständig refinanzieren. Dann werden auch keine Euro-Bonds mehr benötigt.

Nachteil: Bleibt die Neuverschuldung in den Peripherieländern auf aktuellem Niveau, schlittert Europa automatisch in eine Transferunion. Selbst für Euro-Bonds finden sich dann langfristig keine Käufer, und hier müsste wieder die Europäische Zentralbank EZB einspringen.

DAS INVESTMENT.com: Wie stehen Sie zu dem „Nein“ der Bundesregierung zu Euro-Bonds?

Kühle: Verfassungsrechtlich wäre ein „Ja“ zumindest höchst fraglich. Für uns als Asset Manager sind allerdings wirtschaftliche, fundamentale Daten viel leichter zu prognostizieren, als politische Entscheidungen. Wir schließen ein Umdenken der Bundesregierung daher nicht aus.

DAS INVESTMENT.com: Was würden Euro-Bonds Deutschland kosten im Vergleich zur herkömmlichen Bundesanleihe?

Kühle: Wir sehen Euro-Bonds im Markt bei einem Zinsniveau von etwa 0,7 bis 1,0 Prozent über Bundesanleihen. Die wichtige Frage ist: Wie groß wird der Zinsaufschlag auf bestehende deutsche Bundesanleihen? Durch die Garantie für Euro-Bonds verschlechtern sich die Zinssätze für Deutschland.

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