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  • US-Dollar schwächen: Die Gefahren eines Mar-a-Lago-Accords

Von in AnalysenLesedauer: 5 Minuten
Donald Trump umgeben von Mikrofonen während einer Pressekonferenz
Donald Trump während einer Pressekonferenz: Sogenannter Mar-a-Lago-Accord im Gespräch | Foto: ZUMA Press Wire

Im Wahlkampf hat Trump mit einer ganzen Reihe wirtschaftspolitischer Vorhaben geworben, die so ambitioniert wie umstritten sind. Eine seiner Ideen ist der sogenannte Mar-a-Lago-Accord. Dabei handelt es sich um ein Abkommen, das den US-Dollar gezielt schwächen, das Handelsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten verringern und gleichzeitig die Finanzierungskosten des US-Staats senken soll. Doch wie realistisch ist ein solches Vorhaben?

Die Idee stammt von Stephen Miran, dem Vorsitzenden des Council of Economic Advisers unter Trump. Der Name ist eine Anspielung auf das Plaza-Abkommen von 1985, in dem sich die G5-Staaten auf eine koordinierte Abwertung des US-Dollars geeinigt hatten.

 

Auch der Mar-a-Lago-Accord soll multilaterale Züge tragen, nur dass Washington diesmal nicht auf Konsens, sondern auf Druck setzt: Staaten, die Zugang zum US-Markt oder zum amerikanischen militärischen Sicherheitsschirm wollen, sollen im Gegenzug bereit sein, bei der Schwächung des Dollars mitzuwirken und spezielle US-Staatsanleihen zu kaufen.

So soll der Plan funktionieren

Auch wenn es keine offiziellen Verlautbarungen zu den Plänen gibt, dürfte das Abkommen darauf abzielen, wichtige Gläubigerstaaten - insbesondere China und Japan - zu einer Umschichtung ihrer Dollarreserven zu bewegen und gleichzeitig auf attraktive Zinsen zu verzichten. Konkret geht es um den Umtausch von US-Staatsanleihen in nicht handelbare Nullkuponanleihen mit einer Laufzeit von 100 Jahren.

Diese würden keine laufenden Zinsen abwerfen, könnten aber am Ende der Laufzeit mit einem geringen Aufschlag zurückgekauft werden. Um die fehlende Liquidität auszugleichen, würde die US-Notenbank den Ländern Zugang zu Swap-Linien gewähren. Darüber hinaus erwägt die Trump-Administration laut Miran, ausländischen Zentralbanken „Nutzungsgebühren“ aufzuerlegen - also einen Teil der Kuponzahlungen einzubehalten, um die Finanzierungskosten für den US-Haushalt zu senken.

Ein riskanter Balanceakt

So kühn der Plan klingt, so groß sind die Risiken. Einerseits will Trump die amerikanische Produktion stärken und das Handelsdefizit reduzieren - klassischerweise über einen schwächeren Dollar. Andererseits darf dieser Prozess die Kapitalmärkte nicht verunsichern und die Renditen von US-Anleihen in die Höhe treiben. Ein Ausverkauf von US-Staatsanleihen, wie er von einigen Investoren befürchtet wird, würde die Refinanzierungskosten des US-Staates rasch nach oben treiben und könnte zu Turbulenzen an den Finanzmärkten führen.

Hinzu kommt ein strukturelles Dilemma: Höhere Zölle – ein weiteres zentrales Instrument Trumps – stärken die Währung eher, als dass sie sie schwächen. Dies könnte dem Ziel einer Dollarabwertung sogar zuwiderlaufen.

Nach Japan ist China der größte Gläubiger der USA. Doch Peking denkt langfristig und handelt strategisch. Ein abrupter Ausstieg aus US-Staatsanleihen gilt als unwahrscheinlich – zu groß wäre der Schaden für die eigenen Devisenreserven. Stattdessen ist eine allmähliche Umschichtung in andere Anlagen wie Gold, Euro- oder Yen-Anleihen sowie hypothekenbesicherte US-Papiere zu beobachten. Auch Direktinvestitionen in Immobilien, Infrastruktur oder Private Equity werden zunehmend bevorzugt.

Unvereinbare Ziele?

Ein zentrales Problem des Mar-a-Lago-Accord liegt in seinen Zielkonflikten. Eine Dollarabwertung soll ausländische Direktinvestitionen fördern – doch wer möchte schon in einem Land investieren, dessen Währung systematisch entwertet wird?

Ebenso schwierig: Zur nachhaltigen Schwächung des US-Dollar müssten eigentlich die ausländischen Zentralbanken Dollar-Assets verkaufen (wie 1985), doch gleichzeitig sollen sie die 100-jährigen Bonds kaufen. In einem liquiden, marktbasierten Finanzsystem lässt sich dieser Mechanismus kaum steuern. Man müsste also über Kapitalverkehrskontrollen und Währungsfixings nachdenken, was einen radikalen Bruch mit der westlichen Wirtschaftspolitik bedeuten würde.

Zudem ist die makroökonomische Ausgangslage heute eine völlig andere als 1985. Damals hatte die Fed die Leitzinsen bereits deutlich von rund 18 auf acht Prozent gesenkt, weil die Inflation zurückging. Heute hingegen drohen steigende Importpreise aufgrund von Zöllen und ein schwächerer Dollar die Inflation wieder zu beschleunigen – was neue Zinserhöhungen nach sich ziehen könnte.

Die Reaktion der Märkte

Die Nervosität an den Kapitalmärkten ist mit Händen zu greifen. Ausländische Investoren haben seit März rund 63 Milliarden US-Dollar aus US-Aktien abgezogen – laut Goldman Sachs ein Rekordwert. Der Anteil ausländischer Investoren an US-Aktien lag Anfang 2025 bei 18 Prozent - entsprechend groß ist das Rückschlagpotenzial, sollte das Misstrauen gegenüber der Dollar-Politik weiter zunehmen.

 

Gleichzeitig zweifeln immer mehr Anleger an der Rolle des Dollars als „sicherer Hafen“. Sollte Washington versuchen, Investoren zu erpressen oder seine Schuldenverpflichtungen einseitig neu zu definieren, könnten die internationalen Partner schneller als erwartet nach Alternativen suchen - auch wenn es bislang keine wirklich liquiden Ersatzmärkte in ausreichender Größe gibt. Der Goldmarkt kommt dem noch am nächsten, weshalb China den Anteil des Edelmetalls an ihren Devisenreserven in den vergangenen vier Jahren von zwei auf rund sieben Prozent angehoben hat.

Alles in allem ist das Mar-a-Lago-Abkommen ein visionärer, aber hochriskanter Versuch, mehrere ökonomische Ziele auf einen Schlag zu erreichen: einen schwächeren Dollar, niedrigere Zinsen und ein geringeres Handelsdefizit. Doch die geopolitischen und marktmechanischen Realitäten sprechen gegen eine erfolgreiche Umsetzung.

China und Japan dürften kaum bereit sein, sich wirtschaftlich oder sicherheitspolitisch unter Druck setzen zu lassen. Und selbst wenn ein solcher Accord kurzfristig gelingen sollte, könnten die langfristigen Nebenwirkungen – Vertrauensverlust, Kapitalflucht, Inflation – die Vorteile schnell überwiegen. Der Versuch, die Währungspolitik zur politischen Waffe zu machen, mag verlockend sein. Doch am Ende entscheiden die Märkte – und die sind oft unnachgiebiger als jede Regierung.

@ Fiduka

Über den Autor:

Marco Herrmann ist seit 1992 für unterschiedliche Banken und Fondsgesellschaften tätig. Seit 2010 verantwortet er als Geschäftsführer die Anlagestrategie des Vermögensverwalters Fiduka.

 

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