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DJE-Vorstand im Gespräch „Die Geldpolitik kann in die Bredouille kommen“

DJE-Vorstand Ulrich Kaffarnik
DJE-Vorstand Ulrich Kaffarnik: „Gerade die Risiken, die nicht auf dem Radar zu sehen sind, können wirklich wehtun.“

DAS INVESTMENT: Die Notenbanken halten an ihrer lockeren Geldpolitik fest, diesmal wegen der Corona-Pandemie. Rechnen Sie überhaupt noch mit einer nennenswerten Zinswende?

Ulrich Kaffarnik: Vorerst werden die Zinsen aller Voraussicht nach niedrig bleiben, sowohl auf dem Geldmarkt als auch bei Staats- und Unternehmensanleihen. Die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Federal Reserve überlegen sogar, bei den laufenden Wertpapier-Ankaufprogrammen noch nachzulegen.

Darüber hinaus hat die Fed angekündigt, die Zinsen bis Ende 2023 nicht erhöhen zu wollen. Ob es zu einer nennenswerten Zinswende kommt, hängt letztendlich vor allem davon ab, wie sich die Inflationsraten entwickeln. Sollte die Inflation stark anziehen, kann die derzeit ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken in die Bredouille kommen. Solange dies aber nicht der Fall ist, spricht vieles dafür, dass es erst einmal so weitergeht.

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Wie schätzen Sie die Folgen der Zinsdürre für die Wirtschaft ein?

Kaffarnik: Ich glaube, dass es vor allem ein Programm für die Kapitalmärkte ist. Vermögensverwalter und Asset Manager profitieren, wenn die Zinsen immer weiter nach unten gedrückt werden. Dies führt einerseits zu Kursgewinnen bei den Anleihen, die man im Portfolio hält. Andererseits hat dies nach und nach eine Verlagerung aus Asset-Klassen mit relativ wenig Risiko, wie Staats- und Unternehmensanleihen guter Bonität, hin zu Kategorien mit höheren Schwankungsrisiken zur Folge, insbesondere Hochzinsanleihen und Aktien.

Realwirtschaftlich bringt es nichts mehr, da die Zinsen schon sehr niedrig sind. So dürfte ein weiteres Sinken um beispielsweise 0,1 Prozentpunkte keinen Effekt auf die Ökonomie haben. Viel wichtiger ist, dass die Fiskalpolitik aktiv wird. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass der Effekt negativ ist, weil die Marktteilnehmer vorsichtiger disponieren. Die negativen Zinsen führen dazu, dass Verbraucher aus Unsicherheit ihr Verhalten dahingehend anpassen, dass die Sparquote eher nach oben und damit die Konsumquote nach unten geht.

Wie können Menschen ihre Altersvorsorge dennoch lukrativ gestalten?

Kaffarnik: Anleger sollten raus aus den vertrauten Mustern, also weg von Festgeld, Spareinlagen, festverzinslichen Wertpapieren oder nur Versicherungssparen. Sie sollten mehr in Sachwerte investieren. Wichtig ist bei Aktien, Aktienfonds und auch Mischfonds ein aktives Management, das gerade den Aktien-Mix hinsichtlich Stilen und Sektoren an die aktuelle Marktsituation anpasst. Auf der Anleihe-Seite beinhaltet aktive Steuerung die Entscheidung für längere oder kürzere Durationen und für bestimmte Bonitäten. Die genaue Gewichtung von Aktien und Anleihen hängt letztlich vom Risikoprofil des Kunden ab, aber ohne Sachwerte geht es nicht.

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