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Die Grenzen des Steuerstaates nach Joseph Schumpeter

in MärkteLesedauer: 5 Minuten
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Schumpeter wurde als Minister recht bald wieder entsorgt. Zum Abschied ließ er sich von seinem Ministerium aber noch eine Banklizenz geben, denn er sah genau, was kommen würde: In Zeiten einer hohen Inflation muss man in der Lage sein, sich Geld zu borgen und dafür Aktien und Rohstoffe kaufen. Eine Banklizenz ist dafür das ideale Mittel. So scheiterte Schumpeter als Minister, wurde dann aber als Spekulant sehr schnell sehr reich. Ein paar Jahre lebte er ausgesprochen gut auf Kosten der Inflation, bis 1924 die Währungsreform kam. Seine Wetten passten plötzlich nicht mehr in die Zeit und Schumpeter verlor alles. Nun musste er auf Jahre hinaus Schulden bedienen, ganz ohne Hilfe der Inflation.

Die Situation des Jahres 2012 ist anders: Die Haushalte der Lateineuropäer sind nicht von Kriegen verwüstet. Aber dennoch steht die Entscheidung an, woher das Geld für die Sanierung der Haushalte kommen soll. Und das bedeutet, dass die Europäer bald erfahren werden, dass sie nicht so wohlhabend sind, wie sie bislang gedacht haben. Haircut und Inflation sind die Skylla und Charybdis, an denen die Europäer vorbei müssen.

Es gibt 2012 die gleichen Alternativen wie 1919

Entweder es gibt explizite Pleiten wie in Griechenland, wo die Gläubiger nach dem Schumpeter-Rezept auf ihre Forderungen verzichten müssen. Solche Maßnahmen müssen nicht auf Staatsanleihen beschränkt bleiben. Anleihen von lateineuropäischen Banken, die sich mit heimischen Staatsanleihen vollgesogen haben, sind ebensolche Kandidaten für Schuldenstreichungen. Oder die EZB sorgt für eine höhere Inflation und wir bekommen auf diese Weise einen Vermögenstransfer von den Gläubigern zu den Schuldnern.

Andere Alternativen gibt es heute so wenig wie 1919. Da aber keine Regierung Überbringer der schlechten Nachricht sein möchte, spielen manche auf Zeit. Andere, wie die Franzosen, die sowieso ein Volk von Beamten sind, zaubern den Steuerstaat aus dem Hut, von dem Schumpeter gezeigt hat, dass er die Aufgabe nicht lösen kann. Auf die eine oder andere Weise wird sich das Problem lösen. Wohl dem, der dann eine Banklizenz hat.

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