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in Emerging-Markets-FondsLesedauer: 10 Minuten

Die große Emerging-Markets-Analyse 4 Gründe, warum Anleger die Schwellenländer wiederentdecken

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Grund 4 für Schwellenländer-Boom: Die US-Geldpolitik

Anfang des Jahres wollte die US-Notenbank Fed noch den Leitzins übers Jahr verteilt mehrmals erhöhen. Schließlich lief die Wirtschaft ja wieder ganz gut. Damit wäre sie die einzige Zentralbank der Industrieländer gewesen, die ihr Zinsniveau erhöht. Das hätte den Dollar gestärkt und Geld heim ins eigene Land gelotst. Und raus aus Schwellenländern.

„Die Fed war damit ein erheblicher Risikofaktor für Investoren in Schwellenländern“, sagt Kai Franke. Das sei aber nun erst einmal vom Tisch, die Fed habe sich neu ausgerichtet. Grund dafür ist der neuerliche Einbruch des Ölpreises Anfang 2016. Plötzlich musste die Fed die heimische, darbende Ölindustrie stützen, die ihre Anleihezinsen sonst nicht mehr hätte zahlen können.

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Für Manfred Schlumberger ist der Richtungsschwenk der Fed die eigentliche Initialzündung für die Rally der Schwellenmärkte. „Bewertungen oder andere Fundamentaldaten drehen niemals bestehende Kapitalströme“, sagt der Chefanlagestratege der Privatbank Berenberg. „Sie sind immer nur eine nachträgliche Begründung, warum etwas passiert ist.“ Vielmehr seien internationale Anleger schlicht auf dem falschen Fuß erwischt worden. Sie hatten 2015 zunächst Geld in Europa gesteckt, verloren dort aber, weil der Euro schwächelte. Also mussten sie sich etwas Neues suchen. Das waren die Schwellenländer, nachdem die Fed-Gefahr gebannt war. Nun wirkten sie mit ihren Wachstumsaussichten und Zinskupons über null plötzlich wieder äußerst charmant. Erste Investoren kauften, trieben die Kurse. „Und dann kam Momentum in die Sache“, so Schlumberger. Inzwischen sähen Märkte wie Anleihen in Lokalwährungen schon nicht mehr ganz gesund aus. „Aber diesen Trend kann nur die Fed mit kräftigen Zinserhöhungen wieder brechen. 0,25 Prozent im Jahr sind dagegen absolut verkraftbar. Solange es dabei bleibt, werden die Märkte mal zurücksetzen, aber nicht komplett kippen.“

Können sich die Schwellenländer eigentlich von der US-Geldpolitik lösen? „Das wird nur schwer gelingen“, meint HSBC-Mann Heger. „Nach wie vor sitzen die mit Abstand größten institutionellen Anleger in den USA.“ Es sieht also so aus, als würden die Märkte noch eine Weile nach der Fed-Pfeife tanzen. Wenn auch Heger zufolge vielleicht nicht mehr so stark: „Große US-Anleger haben mittlerweile langfristige strategische Positionen in Schwellenländern, die nur noch kleineren taktischen Anpassungen unterliegen.“

Es mag sein, dass die Meinungen der Kapitalmarkt-Strategen in einigen Punkten auseinandergehen. Erstaunlich einhellig sind sie aber bei der neuen Divergenz und darin, dass man sehr genau hinschauen muss, was man in den Schwellenländern kauft. Einfach pauschal einen ganzen Markt zu nehmen, kann hier nicht die Lösung sein. Denn dann hat man definitiv die Verlierer mit dabei. Und das führt zum dritten Punkt, bei dem fast durchweg traute Eintracht herrscht: Anlagen in der Türkei muss man derzeit wirklich nicht haben (geeignete Fonds für Schwellenländeranlagen finden Sie im aktuellen DAS INVESTMENT EXTRA).

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