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KI im Banking
Die große Langeweile: Warum die KI-Revolution ein Gähnen wert ist
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KI im Banking Die große Langeweile: Warum die KI-Revolution ein Gähnen wert ist

Von in Deutschland (PBWM)Lesedauer: 5 Minuten
Ein frustriert aussehender Geschäftsmann bedeckt sein Gesicht mit der Hand, während im Hintergrund eine durchsichtige, bläulich leuchtende KI-Figur zu sehen ist. Die Szene ist in kontrastierenden Rot- und Türkistönen gehalten.
KI-Revolution im Banking: Zwischen menschlicher Frustration und unsichtbarer KI-Effizienz – künstliche Intelligenz verändert die Finanzbranche eher leise. | Foto: David Baldauf | Midjourney

Letzte Woche saß ich in einem hübschen Co-Working-Space im zweiten Stock des Frankfurter Techquartiers. Da im Bankenviertel – zwischen PWC und dem Kap Europa. Ich lauschte den Vorträgen auf der „AI-in-Banking“-Tagung des Handelsblatts. Eine Parade von Bankern, Vermögensverwaltern und Fintech-Gurus zog an mir vorbei. Die Message der ersten drei Vorträge fasse ich mal wie folgt zusammen: „Wir waren so gehyped von KI, aber jetzt fragen wir uns, wo die wirklich nützlichen Anwendungen sind.“

Während ich dann den Vortrag der DZ Bank zu ihrer Implementierungsstrategie von KI verfolgte, musste ich unwillkürlich gähnen. Nicht etwa aus Langeweile. Auch nicht, weil die Luft so schlecht war – nein, aus purer Begeisterung. Lassen Sie mich das erklären.

Die Revolution, die niemand kommen sah

Sehen Sie, was sich da vor meinen Augen abspielte, war nichts Geringeres als die wahre KI-Revolution. Eine Revolution so leise, so unauffällig, dass die meisten sie gar nicht als solche erkennen. Eine Revolution der Effizienz, der Optimierung, der ... nun ja, der Langeweile. Das absolute Gegenteil dessen, was in den letzten gut anderthalb Jahren gebetsmühlenartig immer wieder aufgesagt wurde. KI würde alles von heute auf morgen auf den Kopf stellen, uns allen die Jobs wegnehmen. Erwartet wurde ein regelrechter KI-Tsunami, der sich dann doch als ein Sturm im Wasserglas entpuppt – zumindest, wenn es um unseren Arbeitsalltag geht.

Und genau das ist der Punkt: Die wirklich revolutionären Technologien sind oft die, die wir kaum bemerken. Sie erledigen im Hintergrund die Arbeit, die wir nicht tun wollen, ohne viel Aufhebens davon zu machen.

 

Die echten KI-Anwendungsfälle liegen im Verborgenen

Stellen Sie sich vor, Sie kommen morgens ins Büro. Ihr E-Mail-Posteingang ist aufgeräumt, nur die wirklich wichtigen Nachrichten warten auf Sie. Die lästige Datenanalyse, die Sie sonst Stunden gekostet hätte? Erledigt, mit präzisen Einsichten versehen. Der Terminkalender? Optimiert, mit genug Pausen zwischen den Meetings. Klingt öde? Genau das ist der Punkt.

Die KI-Revolution, die gerade stattfindet, ist nun doch keine Hollywood-Produktion mit explosiven Effekten. Sie ist vielmehr wie ein sehr effizienter Assistent, der im Hintergrund all die kleinen, nervigen Aufgaben erledigt, die uns sonst den Tag rauben würden.

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Aber was bedeutet das für uns? Nun, stellen Sie sich vor, all die Zeit, die Sie bisher mit Routineaufgaben verbracht haben, steht Ihnen plötzlich zur Verfügung. Zeit zum Nachdenken, zum Kreativsein, zum Lösen wirklich kniffliger Probleme. Das ist der wahre Benefit der KI: Sie befreit uns nicht von der Arbeit an sich, sondern von der Arbeit, die uns davon abhält, unser volles Potenzial zu entfalten.

Ist das so aufregend wie eine KI, die uns mit nur einem Klick das gesamte Leben regelt, den Hund füttert, die Spülmaschine ausräumt, einen täuschend echten van Gogh malt und uns gleichzeitig spielerisch Japanisch beibringt, während wir einfach nur da sitzen und … existieren? Vielleicht nicht. Aber es ist real, und es verändert bereits jetzt die Art und Weise, wie wir arbeiten und leben.

Die unsichtbare Effizienzmaschine

Während die Redner auf der Konferenz von „Use Cases“ und „Effizienzsteigerungen“ sprachen, dachte ich an meine Waschmaschine zu Hause. Ein technologisches Wunderwerk, das meine Wäsche wiegt, das Wasser und Waschmittel präzise dosiert, Temperatur und Schleuderzyklus anpasst und am Ende saubere Kleidung liefert. Und das Beste daran? Ich muss nicht einmal darüber nachdenken.

Genau so wird KI in unseren Unternehmen arbeiten: im Hintergrund, effizient, unbemerkt. Sie optimiert Prozesse, analysiert Daten und trifft Entscheidungen, ohne dass wir es merken. Meetings werden automatisch zusammengefasst, sich ungünstig überschneidende Termine werden mit einem fixen Sprachbefehl neu terminiert, sodass zwischendurch noch genug Zeit für ein kurzes Durchatmen ist. Und genau das macht die Technologie so revolutionär.

Die Revolution, die ein Gähnen wert ist

Am Ende des Tages ist es vielleicht genau das, was die KI-Revolution ausmacht: Sie kommt nun doch nicht mit Pauken und Trompeten daher, sondern schleicht sich leise in unseren Alltag ein, während wir uns gerade noch darüber echauffieren, dass künstliche Intelligenz ja doch gar nicht so viel kann, wie wir dachten. Sie macht unser Leben nicht spektakulär anders, sondern einfach ein bisschen besser, ein bisschen effizienter, ein bisschen ... menschlicher.

Und wenn das bedeutet, dass die große KI-Revolution ein kollektives Gähnen auslöst, ist das doch genau das, was uns die Technologie eigentlich ermöglichen sollte! Denn in dieser Langeweile liegt der Keim einer Welt, in der wir uns endlich auf das konzentrieren können, was wirklich zählt. Auch wenn wir Menschen offenbar aus unserer Biologie heraus ein größeres Interesse an Dramatik haben als an sanften Veränderungen im stillen Kämmerlein.

Also, das nächste Mal, wenn jemand Ihnen von der großen KI-Revolution erzählt, denken Sie an die „AI-in-Banking“-Tagung und all die Banker, die sich fragen, wo die wirklich nützlichen Anwendungen sind. Und lächeln Sie wissend. Denn die wahre Revolution? Die findet gerade statt, direkt vor unserer Nase. Und sie ist wunderbar unspektakulär. Oder um es mit den Worten des großen Andy Warhol zu sagen: „You need to let the little things that would ordinarily bore you suddenly thrill you.“

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