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Interview-Reihe | A.IX Capital „Vieles im Markt der Robo-Advisor ist alter Wein in neuen Schläuchen“

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Portfolio-Lösungen und Risikomodelle

Bitte beschreiben Sie uns Ihre Portfolio-Lösungen? Wo sehen Sie sich gegenüber Ihren Wettbewerbern einen Schritt voraus? Was ist Ihr USP?

Braun: Unsere Management-Methode heißt „Active Indexing“ – ich habe sie oben schon kurz erläutert. Das zentrale Element der Risikosteuerung ist die Trendverfolgung in 16 Aktienmärkten. Wir haben das nicht nur intensiv studiert, sondern uns auch zur Maxime gemacht, dass das Risikomanagement einerseits verständlich sein soll, andererseits vor allem aber bei unvorhergesehenen Ereignissen greifen können muss.

Klassische statistische Ansätze, die nur Volatilitäten und Korrelationen anschauen, laufen in einer Marktphase zwar gut, bekommen aber Probleme, wenn beispielsweise wie in der Weltwirtschaftskrise plötzlich alle einst unkorrelierten Anlageklassen den gleichen Weg nach unten nehmen und die historischen Korrelationen zur Risikobewertung unbrauchbar werden.

Alleine die Frage, wie Sie Risiko für Privatinvestoren messen, sagt viel über den Robo-Advisor aus. Aus unserer Sicht zu oft wird Volatilität als Risikomaß herangezogen. Das ist insofern verständlich, da man in der Wissenschaft gut damit umgehen kann. Für den Privatinvestor aber sind Volatilitäten und Wahrscheinlichkeiten nicht sehr hilfreich: Wenn mein Depot mit einer Wahrscheinlichkeit von nur x Prozent nicht mehr als 10 Prozent verliert, dann nützt mir das gar nichts, wenn plötzlich doch 50 Prozent Verlust im Depotauszug auftauchen.

Es gibt schwarze Schwäne. Wir schauen daher auf den Maximalverlust, also denjenigen Verlust, den man in einem gegebenen Zeitraum maximal machen kann. Als passiver Investor habe ich dort in den letzten 15 Jahren zwischen 50 Prozent und 65 Prozent bei Aktien stehen gehabt. Die Zielsetzung sollte bei 10 Prozent bis max. 20 Prozent liegen.

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Bitte beschreiben Sie uns Ihre Risikomodelle zur Optimierung der Portfolios, d.h. zur Senkung von Kursrisiken bzw. Steigerung der Renditen! Bitte begründen Sie, inwiefern sich diese Modelle im Vergleich zum einfachen Rebalancing für Ihren Kunden bezahlt machen beziehungsweise bereits bezahlt gemacht haben.

Braun: Ihre Beispiele zeigen sehr gut die zwei Arten von Risikoabsicherung, die wir haben: Nehmen wir zuerst den Jahresanfang. Active Indexing hätte schon im November 2015 den Aktienanteil auf 37 Prozent zurückgefahren. Im Februar als wir dann tatsächlich gestartet sind, war der Aktienanteil bei 6 Prozent. Den Dip am Jahresanfang haben wir also dank „Active Indexing“ gut umschifft. Mittlerweile sind wir bei 100 Prozent Aktien.

Der Brexit hat die Börsen überrascht. Auch unseren Robo, da es keinen Trend gab. Die Börse ist vielmehr am 24. Juni aufgewacht und die Kurse waren zu Börsenbeginn unten. In solchen Situationen gibt es nur eine Lösung: möglichst breite Streuung der Anlage. Wir sind indirekt über 5.600 Unternehmen weltweit beteiligt. Diese Streuung hat dazu geführt, dass wir nach dem Brexit, also zwischen dem 23.6. und dem 27.6., gerade einmal 1,3 Prozent Kursverlust hatten, während der Dax bei Minus 9,5 Prozent lag.

Wie stellt sich für Ihre Kunden die genaue Kostenstruktur dar?

Braun: Es gibt eine fixe Verwaltungsgebühr von 0,7 Prozent per anno. Durch die Konstruktion als Fonds gehen wir davon aus, dass Kunden über einen Zeitraum von zehn oder mehr Jahren mehr als diese Kosten sparen werden, da zwischenzeitliche Kursgewinne erst beim Verkauf des Fonds versteuert werden müssen.

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