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Interview-Reihe | A.IX Capital „Vieles im Markt der Robo-Advisor ist alter Wein in neuen Schläuchen“

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Experten stellen den aktuellen Portfolio-Lösungen und Risikomodellen von Robo-Advisorn generell kein gutes Zeugnis aus – um aber oft direkt nachzuschieben, dass hier in den kommenden Jahren radikale Fortschritte zu erwarten sind? Würden Sie dem grundsätzlich zustimmen?

Braun: Reines Rebalancing hilft aus unserer Sicht dem Investor nicht viel weiter. Robo-Advisor haben dann einen Mehrwert, wenn sie systematisch und regelbasiert Anlagestruktur anpassen können, wie es A.IX macht. Dann haben sie aber einige Vorteile: Sie können in der Regel breiter diversifiziert investieren als menschliche Investoren, da sie mehr Titel im Blick haben können, sie bleiben immer cool und verlieren nicht die Nerven. Und: sie sind unabhängig von Interessen. Anders gesagt: die können und müssen keine Kompromisse machen.

Wie zufrieden sind sie mit Ihrer aktuellen Lösung?

Braun: Sehr. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir eine sehr gute Diversifikation gefunden haben. Wir setzen auf Faktor-Investments, um langfristig die Rendite zu steigern. Schließlich haben wir ein für Privatinvestoren relevantes Risikomanagement implementiert.

An welchen Stellen haben Sie seit Ihrem Start nachjustiert und warum?

Braun: Wir haben nicht nachjustiert. Zwar wurden wir vor und nach dem Brexit gefragt, wie wir den im Algorithmus berücksichtigt haben. Aber dafür gibt es keine Sonderbehandlung. Ein guter Algorithmus muss in allen Lebenslagen und auch bei Überraschungen gut funktionieren. Alles andere ist willkürlich und wenig glaubwürdig.

An welchen konkreten Stellen sehen Sie das größte weitere Optimierungspotenzial?

Braun: Warren Buffet hat einmal gesagt: „Investieren ist kein Spiel, bei dem der Typ mit IQ 160 den Typ mit IQ 130 schlägt. Wenn Sie normale Intelligenz haben, brauchen Sie nur genügend Charakter, die Triebe zu kontrollieren, die andere in Schwierigkeiten bringen.“ Da ist viel Wahrheit dran. Daher bin ich trotz des aktuellen Hypes um künstliche Intelligenz (AI) beim Investieren skeptisch, dass neue Algorithmen einen Quantensprung erlauben werden. Es ist immer sehr einfach, oft auch verführerisch die Komplexität zu erhöhen. Ob das etwas bringt ist aber fraglich.

Robo-Advisor haben den Vorteil, dass sie systematische Anlagestrategien einfach, sicher und vor allem ohne Emotionen zuverlässig umsetzen können. Der Mehrwert der Robo-Advisor liegt darin, dass sie für Privatinvestoren ein neues Niveau an Professionalität bieten, das bisher wenigen ausgewählten Kunden und institutionellen Investoren vorbehalten war. Unter anderem die regelmäßigen QAIB-Studien von Dalbar (www.qaib.com) zeigen, dass Privatinvestoren selbst über Zeiträume von 20 Jahren kaum mehr als die Inflation verdienen. Grund sind typische, immer wiederkehrende Fehler von Privatanlegern in dieser Reihenfolge, die ein Robo-Advisor alle adressieren kann:

  1. Emotionale Investment-Entscheidungen
  2. Fokussierung auf kurzfristige Marktschwankungen
  3. Fehlende Planung und Systematik in den Investitionen
  4. Zu hohe Cash-Positionen
  5. Zu hohe Kosten

Optimierungspotenzial gibt es aus meiner Sicht in zwei Richtungen: Das Anlageuniversum wird breiter werden, da weitere Anlageklassen über Indizes messbar und später auch investierbar gemacht werden. Außerdem werden die Algorithmen das Regelwerk für unterschiedliche Anlageklassen besser differenzieren.

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