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Die große Robo-Advisor-Interview-Reihe „Kunden sind heute schlicht zu teuer“

Robert Freitag, geschäftsführender Gesellschafter der Sutor Bank, Hamburg
Robert Freitag, geschäftsführender Gesellschafter der Sutor Bank, Hamburg

DAS INVESTMENT.com: Was sehen Sie im Vergleich zum klassischen Finanzberater als Ihr größeres Asset an: Ihren Online-Vertriebsweg, der Ihnen enormes Kundenpotenzial bietet, oder Ihre skalierbaren Portfolio-Management-Lösungen, die Ihren Kunden attraktive, maßgeschneiderte Rendite-Risiko-Profile bieten?

Robert Freitag: Als traditionelle Privatbank, mit einem der ersten deutschen Robo-Advisor im Angebotsportfolio, sehen wir gerade unsere Banklizenz in Verbindung mit der langen Firmengeschichte im Vergleich zu anderen Robo-Advisors als unser stärkstes Asset. 

Ein weiteres Asset liegt in der Doppelstrategie, die wir als B2C- und B2B-Bank umsetzen können. Einerseits können wir unsere eigene B2C-Vermögensverwaltung mit dem Robo-Advice-Angebot erweitern; andererseits können wir unseren traditionellen Partnern dabei helfen, digitale Angebote zu nutzen, damit sie gegenüber den volldigitalen Konkurrenten bestehen können.  

In Deutschland gibt es aktuell ein gutes Dutzend unabhängige Robo-Advisor - mit denen der Banken sollen es 30 bis 40 sein. Wie viele werden in den kommenden Jahren dazukommen?

Freitag: Momentan kommen zwar weitere Robo-Advisor auf den Markt. Aber dies sind zumeist entweder Robo-Advisor 2.0 mit intelligenten Beratungs- und Anlageverfahren oder sie entstehen als Spin-off und integriertes Angebot von existierenden Vermögensverwaltern oder Banken.  Darüber hinaus entwickeln existierende Finanzvertriebe Robo-Advice-Angebote. Eine Entwicklung, die wir vor allem unterstützen. 

Robo-Advisor sind noch eine krasse Nische: Selbst die größten Robo-Advisor verwalten nicht einmal 50 Millionen Euro. Die Unternehmensberatung Oliver Wyman schätzt die verwalteten Vermögen aller unabhängigen Robo-Advisor hierzulande auf rund 100 Millionen Euro. Auf der anderen Seite sagen Experten Ihrer Branche ein exponentielles Wachstum voraus. Schauen Sie mal in Ihre Glaskugel: Wann wird der erste deutsche unabhängige Robo-Advisor die Eine-Milliarden-Euro-Grenze überschreiten?

Freitag: Generell glauben wir auch, dass das Robo-verwaltete Vermögen exponentiell steigen wird – sind aber nicht sicher, ob und welche heute bekannten Robo-Advisor davon profitieren werden. Gelingt einem der erfolgreicheren Automaten-Berater, deren verwaltetes Vermögen jeweils bei geschätzten 20  Millionen Euro liegt,  ein exponentielles Wachstum, dann sollte er die erste Milliarde verwaltetes Vermögen in zwei, spätestens in drei Jahren zusammen haben. 

Allerdings erliegt man bei solchen Schätzungen gerne dem Lang-und-Kurzfrist-Fehler: Die kurzfristigen Entwicklungen werden über-, die langfristigen unterschätzt. Deshalb kann es durchaus sein, dass die erste verwaltete Milliarde noch auf sich warten lässt, langfristig aber mehr Vermögen von Robotern verwaltet wird, als wir das heute ahnen.