Herausforderungen in 2022 Die Inflation gibt den Takt vor


Das Jahr 2021 brachte zwar den erhofften Aufschwung. Angesichts explodierender Energiepreise, weiter steigender Schulden und eines Wirtschaftswachstums, das seinen Höhepunkt überschritten hat, kehrt aber keine Ruhe ein. Schwierige Rahmenbedingungen erhöhen das Risiko von politischen Fehlern auf Seiten der Zentralbanken und Regierungen in den kommenden zwölf Monaten.
Ein Dilemma besteht darin, wie die Zentralbanken die Geldpolitik straffen und die Inflation eindämmen können, ohne den Aufschwung zu zerstören. Ein anderes ist die Frage, wie man mit höheren Energiepreisen umgeht, während die Welt zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft übergeht. Diese widersprüchlichen Dynamiken aufzulösen, wird nicht einfach sein.
Anhaltende Inflation
Die Zentralbanken schieben das Problem bislang vor sich her, indem sie betonen, dass der Inflationsdruck vorübergehender Natur sei. Faktisch kristallisiert sich aber immer mehr heraus, dass uns einige Treiber der Preissteigerungen erhalten bleiben werden. Dazu zählen insbesondere die Blockaden in den Lieferketten und die Deglobalisierung. Hinzu kommen langfristig die steigenden Kosten, die mit dem Erreichen der Netto-Null-Klimaziele verbunden sind.
Was also können wir von den Zentralbanken erwarten? Die Inflation außer Kontrolle geraten zu lassen, würde das Problem später noch vergrößern. Und ein scharfes Durchgreifen könnte das ohnehin ins Stocken geratene Wachstum vollends abwürgen. Alles in allem erwarten wir, dass die Zinsen noch für längere Zeit niedrig bleiben, trotz höherer Preise und des Wunsches der Zentralbanken, die Wertpapierkäufe zügig zu reduzieren. Denn ultraniedrige Zinsen sind notwendig, um das Finanzsystem über Wasser zu halten – angesichts einer Verschuldung, die inzwischen weltweit deutlich höher ist als je zuvor.
Chinas Fokus auf die Realwirtschaft
China scheint unterdessen entschlossen, sein Wirtschaftsmodell auf die Realwirtschaft auszurichten. Bedeutet konkret: Peking wird voraussichtlich Schulden abbauen. Außerdem will die Regierung soziale Ungleichheiten beseitigen, selbst wenn die Finanzmärkte dabei unter Druck geraten sollten. Langfristig dürfte dieses Vorgehen für die Märkte hilfreich sein, da es Fehlanreize für Investoren reduziert und sie in die Lage versetzt, die wahren Preise von Vermögenswerten zu bestimmen. Gleichwohl könnte der politische Kurs des Landes das globale Wachstum im Jahr 2022 belasten. Die entsprechenden Erwartungen müssen möglicherweise nach unten korrigiert werden.
Auswirkungen des Klimas auf die Vermögensallokation
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Vermögensallokation sind im Jahr 2021 gestiegen. 2022 werden sie eine noch größere Bedeutung bekommen. Zwar ist der Import fossiler Brennstoffe aktuell ein großes Thema, weil Regierungen die Energiesicherheit ihrer Länder erhöhen wollen, wie etwa die Diskussionen um die hohen Gaspreise vor allem in Europa und die Inbetriebnahme der Pipeline Nord Stream 2 zeigen. Zugleich stellen sich Investoren auf der Suche nach Lösungen für die Klimakrise und den entsprechenden Technologien auf eine radikalere Neuausrichtung der Wirtschaft ein. Die Regierungen erkennen den Klimawandel mittlerweile durchweg an und richten ihre Klimapolitik danach aus. Dies wird Unternehmen und Investoren in ihrem Tun zunehmend beeinflussen, auch wenn die Staaten global nicht an einem Strang ziehen. So oder so: Das Konsumverhalten der Menschen weltweit wird sich vor diesem Hintergrund ändern. Wie und in welchem Umfang ist derzeit noch schwer vorhersehbar. Auf dem Weg zur „Netto Null“ erwarten uns in jedem Fall noch viele Hindernisse, von denen einige an den Kapitalmärkten noch nicht eingepreist sind.
Dynamik des US-Dollars
Das Umfeld für den US-Dollar verändert sich insofern, als sich das Land mehr auf ausländische Investoren verlässt, die seine Anleihen kaufen. Die Währung könnte 2022 daher von einer insgesamt defensiveren Haltung der Investoren profitieren, wenn die Volatilität an den Märkten zunehmen sollte. Andererseits: Wenn China und Japan ihre Schulden verstärkt abbauen und sich die Renditekurve nach oben verschiebt, könnten Themen wie die Schuldenobergrenze, das US-Haushaltsdefizit und die hohe Geldmenge die Fed irgendwann dazu nötigen, höhere Renditen anzubieten.
Gleichzeitig wird die staatliche Unterstützung der Konjunktur im Jahr 2022 sinken, was die Einkommen unter Druck setzen und die Arbeitslosigkeit in die Höhe treiben könnte. Das gilt insbesondere dann, wenn die Energiepreise weiterhin hoch bleiben. Die Zentralbanken könnten sich genötigt sehen, die hohe Liquidität im Markt zu straffen und die Geldmenge zu reduzieren, um der Inflation zu begegnen.
Fazit
Den Märkten steht ein herausforderndes Jahr bevor: Vor allem die Inflation, der Klimawandel und die weltweit hohe Verschuldung werden die Akteure beschäftigen.
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