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Income‑Strategien „Die Inflation wird sich 2022 und 2023 wieder abschwächen“

Daniel J. Ivascyn, PIMCO-Anlagechef und Portfoliomanager der Income-Strategie
Daniel J. Ivascyn, PIMCO-Anlagechef und Portfoliomanager der Income-Strategie: „Die Bewertungen in den Schwellenländern sehen aus historischer Sicht ziemlich attraktiv aus, obwohl dieser Sektor, das zeigt die Erfahrung, wahrscheinlich auch in Zukunft eines der volatileren Segmente des Portfolios der Income-Strategie sein wird.“ | Foto: Pimco

Herr Ivascyn, in der weltgrößten Volkswirtschaft USA ziehen die Preise kräftig an. Wird Inflation zum Dauerthema?

Dan Ivascyn: In unserem Basisszenario sehen wir eine starke Konjunkturerholung in den USA, die sich in der zweiten Jahreshälfte beschleunigt. Wenn die Impfkampagnen auch in anderen Weltregionen an Fahrt aufnehmen, werden wir bis weit in das Jahr 2022 hinein eine synchrone globale Wachstumserholung sehen.

Dieses starke Wachstum wird in einem Umfeld anhaltender Covid-bedingter Angebotsengpässe und massiver fiskalischer und geldpolitischer Anreize die Inflation anheizen. Unser Basisszenario geht jedoch davon aus, dass die Inflation nur kurzfristig über die Zielmarken der US-Notenbank hinausschießen und sich im Verlauf der Jahre 2022 und 2023 abschwächen wird.

Dennoch bleibt die Inflation zweifellos ein erhebliches Risiko für Weltwirtschaft und Finanzmärkte?

Ivascyn: Seit mehr als einem Jahrzehnt erleben wir, dass starke inflationshemmende Kräfte auf die globalen Volkswirtschaften wirken: Technologische Innovationen und alternde Gesellschaften sind zwei dieser Kräfte in der Weltwirtschaft, die die globalen Inflationsraten weiterhin drücken werden.

Die Reaktion auf Covid-19 hat jedoch die politische Dynamik verändert. Künftige Stressphasen werden wahrscheinlich erneut signifikante fiskalpolitische Maßnahmen auslösen. Deshalb machen wir uns mit Blick auf Inflationsrisiken auf lange Sicht sehr wohl Sorgen: Auf der einen Seite sehen wir anhaltenden deflationären Druck und das Potenzial für deflationäre Ereignisse; auf der anderen Seite stehen starke fiskalische Stimuli – finanziert mit Ausgaben auf Pump, die im Lauf der Zeit die Inflation befeuern können.

Ziel Ihres Income-Portfolios ist es, den Anlegern in einem Umfeld mit niedrigen Renditen und engeren Spreads kontinuierliche und konsistente Erträge zu liefern. Wie findet man die richtige Balance, wenn gleichzeitig Volatilitätsrisiken und andere Unsicherheitsfaktoren gemanagt werden müssen?

Ivascyn: Uns kommt der flexible Ansatz unserer Income-Strategie sehr gelegen. Er bietet die Möglichkeit, uns defensiv zu positionieren, während wir uns gegen Szenarien absichern, die im weiteren Verlauf dieses Jahres und bis ins Jahr 2022 zunächst zu höheren Zinsen führen könnten. Wir haben das Risiko in einigen Bereichen des Markts für Unternehmensanleihen daher schrittweise zugunsten ausgewählter Chancen in Branchen reduziert, die wahrscheinlich stärker von der konjunkturellen Erholung profitieren werden.

Wo liegen derzeit Schwerpunkte im Portfolio?

Ivascyn: Bei unseren Anleihepositionen liegt der Fokus auf dem Finanzsektor. Dessen Fundamentaldaten sind unseres Erachtens nach wie vor ziemlich stark und dürften sich im Zuge der weiteren Erholung der Wirtschaft verbessern. Uns gefallen auch Themen, die mit Teilbereichen des Konjunkturaufschwungs zusammenhängen. Dazu zählen wir bestimmte Segmente der Märkte Freizeitgestaltung und Tourismus.

Ein weiterer Schwerpunkt der Income-Strategie von PIMCO sind Hypotheken-Engagements. Wir setzen auf qualitativ hochwertige, von der US-Regierung oder anderweitig öffentlich gestützte Investments. Ein Großteil dieses Sektors hat unmittelbar von den umfassenden Asset-Käufen der US-Notenbank profitiert.

Zugleich konzentrieren wir uns bei Immobilien auf den nichtstaatlich besicherten Bereich: Zwar sind die Preise für US-Wohnimmobilien in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen. Dennoch sehen Bewertungsmaßstäbe wie Kaufpreis-Marktwert-Relation, Kaufpreis-Miete-Relation und Kaufpreis-Einkommens-Relation im historischen Kontext relativ gut und keineswegs nach einer Übertreibung aus. Die derzeitigen Preissteigerungen machen einen gesunden Eindruck und sind nicht mit Kreditvergabe-Exzessen verbunden wie im Vorfeld des Immobilien-Crashs im Jahr 2008.

Kurz zu Unternehmensanleihen: Wie geht es hier weiter, wenn, wie zu erwarten, eine sehr kräftige, globale wirtschaftliche Erholung eintritt?

Ivascyn: Unternehmensanleihen sind im historischen Vergleich fair bewertet bis ein wenig teuer. Aber die Markttechnik sieht nach wie vor ziemlich gut aus, da Anleger – auch im globalen Rahmen – nach Rendite suchen und die Fundamentaldaten stark bleiben. Nach den enormen Marktverwerfungen im ersten Quartal 2020 haben wir uns von relativ liquiden, indexähnlichen Kreditengagements getrennt. Wir sind stattdessen zeitweise Risikopositionen in Sektoren eingegangen, von denen wir erwarteten, dass sie sich erholen würden, sobald sich die Marktverwerfungen legen. Jetzt, da die Stabilisierungsphase hinter uns liegt, interessieren wir uns für Möglichkeiten, wieder in liquidere Formen von Unternehmensanleihen zu investieren. Dabei bevorzugen wir Sektoren, die eine hohe Konjunkturempfindlichkeit aufweisen, insgesamt attraktive Fundamentaldaten bieten oder durch harte Vermögenswerte unterlegt sind.

Wie bewerten Sie aktuell die Chancen in den Schwellenländern?

Ivascyn: Die Bewertungen in den Schwellenländern sehen aus historischer Sicht ziemlich attraktiv aus, obwohl dieser Sektor, das zeigt die Erfahrung, wahrscheinlich auch in Zukunft eines der volatileren Segmente des Portfolios der Income-Strategie sein wird. Daher muss vorzugsweise dieser Bereich flexibel gemanagt werden.

Unser Gesamtengagement in den Schwellenländern innerhalb der Ertragsstrategie ist relativ niedrig. Um Zinsrisiken zu umgehen, halten wir gerne auf US-Dollar lautende Risikopositionen hauptsächlich in den qualitativ höherwertigen Segmenten der Schwellenmärkte. Der Grund? Schwellenländer stehen infolge der Pandemie vor einzigartigen Herausforderungen. Wir sind Zeuge geopolitischer Unsicherheiten, in einigen Fällen sorgt auch die lokale Politik für größere Unruhe. Die Pandemie hat viele Regionen der Schwellenländer sehr hart getroffen, mit tragischen Folgen. Wir erwarten jedoch, dass es vielen dieser Länder gelingt, das Virus in den Begriff zu bekommen. Daher bleiben wir vorsichtig optimistisch für den Wachstumsausblick der Schwellenländer – die Anlageklasse sollte später im Jahr und bis 2022 von der erwarteten synchronisierten Konjunkturerholung profitieren.

Wie binden Sie ökologische, soziale und Governance-Investments (ESG) in ertragsorientierte Strategien ein?

Ivascyn: ESG ist für PIMCO von entscheidender Bedeutung, weil es für unsere Kunden von entscheidender Bedeutung ist. Wir sehen uns in der Pflicht, bei ESG-Investments im Anleihesegment führend zu sein und unseren Kunden maßgeschneiderte Lösungen zu bieten. Daher haben wir eine Reihe von ESG-Strategien, darunter auch eine ertragsorientierte ESG-Strategie, im Programm. Ziel ist es dabei nicht, unsere regulären Income-Portfolios nachzuahmen, sondern vielmehr ESG-konforme Anlagen auszuwählen, um konsistente Dividendenerträge zu erwirtschaften. Dabei behalten wir stets unser zweites Ziel im Auge: Kapitalerhalt und eine solide Gesamtrendite.

Letzte Frage: Die Ihrem Team zugestandene Flexibilität unterscheidet sich nicht unerheblich von den Ansätzen anderer Mitbewerber, oder?

Ivascyn: Der flexible Charakter der Income-Strategie ist angesichts der makroökonomischen Unsicherheiten und der allgemein niedrigen Renditen von entscheidender Bedeutung. Die Strategie ist nicht auf eine Benchmark ausgerichtet. Wir verfolgen einen breit angelegten Investmentansatz für die Allokation von Festzinspapieren und nutzen Szenario-Analysen zur Optimierung unserer Positionen. Selbstverständlich ist Flexibilität ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal der Strategie. Wir machen von ihr verantwortungsvoll Gebrauch und setzen mit ihr die besten Ideen unserer Portfoliomanager und unserer Analystenteams zum Nutzen unserer Kunden um.

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