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Aktualisiert am 11.01.2023 - 15:53 Uhrin AnalysenLesedauer: 4 Minuten
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Robert Halver mit froher Botschaft
Die Inflationswende ist schon eingeleitet
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Robert Halver mit froher Botschaft Die Inflationswende ist schon eingeleitet

Robert Halver
Robert Halver | Foto: Baader Bank/Fotomontage Jessica Hunold mit Canva

„Wir warten aufs Christkind“ – so hieß früher das mehrstündige Fernsehprogramm der ARD am Nachmittag des Heiligen Abends, mit dem ungeduldigen Kindern die quälend lange Zeit bis zur Bescherung verkürzt wurde. Im übertragenen Sinne warten auch heute die großen, börsen-affinen Kinder sehnsüchtig auf eine Art Christkind, auf das Ende des Zinserhöhungszyklus der Notenbanken, um die schöne Aktien-Bescherung zu erleben.

Was die Rute von Knecht Ruprecht für Kinder, sind die Zinserhöhungen der Notenbanken für Anleger

Die temporeichen Zinserhöhungen der Fed wirkten 2022 auf die Börsenstimmung wie der garstige Gehilfe des Nikolaus mit seinem typischen Handwerkszeug. Zu lange hatten sich die Anleger wohl an die zu frohe Botschaft des „Kapitalismus ohne Zins“ gewöhnt. Plötzlich mussten sie erleben, dass aus dem Aktien-Freund wieder der Aktien-Feind wird.

Die Rutenschläge steigender Zinsen und Anleiherenditen treffen Aktionäre gleich mehrfach. Zunächst werden die heißen Aktienbewertungen wieder auf den Boden kalter Tatsachen geholt. Die endlose Happy Hour von High-Tech-Aktien scheint doch eine Sperrstunde zu kennen.

 

Und warum noch risikobehaftete Aktien kaufen, wenn es risikolose Zinsen gibt? Zusätzlich bremsen die verteuerten Kreditzinsen egal ob für Konsum, Immobilien oder Investitionen die Wirtschaft nicht nur, sie drohen sie sogar schrumpfen zu lassen. Das hat naturgemäß negative Auswirkungen auf Unternehmen, deren bunte Teller weniger üppig mit Gewinnen gefüllt sind, was wiederum für weniger fundamental-süße Kursstimmung sorgt.

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Nicht zuletzt ist da die Inflationsentwicklung als bestimmende Größe für die Zinspolitik. Die Vorfreude an den Finanzmärkten auf sinkende Preisraten wurde 2022 schon oft enttäuscht. Erst kürzlich hat sich Fed-Chef Powell als Grinch mit Falkenfedern gezeigt, der das hohe Lied der Preisstabilität singt und von der Wende der Zinswende noch nichts wissen will.

Ist das Warten aufs Christkind, auf die schöne Aktien-Bescherung also eher das Warten auf Godot? Stehen die Börsen auch 2023 noch lange unter dem Kommando des Ruten-Manns?

Lebkuchen und Plätzchen statt Zins-Rute

So wie die Inflation nicht ewig unten bleiben kann, wird sie auch nicht für immer steigen. Tatsächlich ist die Inflationswende eingeleitet. In den USA zeigt die harte Zins-Knute der Fed bereits Wirkung. Und in den nächsten Monaten, wenn Rezessionsängste zu- und damit Inflationsängste abnehmen, wird dieser Effekt noch verstärkt. Und grundsätzlich geben die früheren Preistreiber von gestern immer mehr klein bei: Rohstoffpreise sinken und kaputte Lieferbeziehungen werden wieder zu festen Ketten. Also: Die US-Notenbank muss die Konjunktur nicht erst in den kalten Schrumpfungs-Winter führen, um der Inflation die innere Hitze zu nehmen.